Falscher Abschiedsgruß von Sophia: Nein, die ‚Karlsruhe‘ fährt nicht nach Hause (mit Nachträgen)

20160616_Karlruhe_SOPHIA-vid_scrn

Die NATO und die EU wollen enger zusammenarbeiten, das sagen die Spitzen beider Organisationen bei jeder Gelegenheit. Vor allem im Mittelmeer haben das Militärbündnis und die Europäische Union eine bessere Kooperation im Auge. So ganz scheint das noch nicht nach unten durchgesickert – sonst hätte die Operation Sophia im Mittelmeer, die EU-Seestreitkräfte vor der Küste Libyens (EUNAVFOR MED), die deutsche Fregatte Karlsruhe nicht am (heutigen) Donnerstag mit den Worten verabschiedet:

Today, after more than 2 months spent in the Central Mediterranean Sea as part of EUNAVFOR MED operation Sophia efforts in fighting human smugglers and traffickers and preventing the further loss of life at sea, the German frigate FGS Karlsruhe has sat sail back home.

Doch die Karlsruhe fährt keineswegs nach Hause. Die Fregatte macht sich nahtlos auf den Weg in den nächsten Einsatz: Aus der EU-Mission wechselte sie am Donnerstag unter NATO-Kommando und wird in den nächsten Tagen in der Ägäis den Einsatzgruppenversorger Bonn als Flagschiff der dortigen NATO-Mission an der Seegrenze zwischen der Türkei und Griechenland ablösen. Vorher nimmt die Fregatte noch in Souda Bay auf Kreta den künftigen Kommandeur dieser NATO-Mission, den deutschen Flottillenadmiral Kay-Achim Schönbach, an Bord – der wird Nachfolger von Flottillenadmiral Jörg Klein.

In der Operation Sophia wird die Karlsruhe durch den Minensucher Datteln ersetzt. Für den Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main, derzeit das andere deutsche Schiff vor der Küste Libyens, kommt demnächst der Tender Werra. Beides deutlich kleinere Schiffe als bisher, und das vor dem Hintergrund einer absehbaren Ausweitung der Mission.

Aber EUNAVFOR MED hat der Karlsruhe zum Abschied noch ein Video mit vielen schönen Luftaufnahmen von der Fregatte spendiert:


(Direktlink: https://youtu.be/5aVOEQ9HnkM)

Zur Mission in der Ägäis gibt es auf den Bundeswehr-Webseiten ein Interview mit dem scheidenden Kommandeur Klein: „Der Einsatz in der Ägäis hat seine Wirkung entfaltet.“

Nachtrag: Aus der Mitteilung der Marine zu Datteln und Werra:

Am Montag, den 20. Juni 2016, um 10.00 Uhr, werden der Tender „Werra“ und das Minenjagdboot „Datteln“ gemeinsam ihren Heimathafen Kiel verlassen. Das zum 3. Minensuchgeschwader gehörende Minenjagdboot und der zum 5. Minensuchgeschwader gehörige Tender werden für die nächsten Monate den deutschen Beitrag bei „EUNAVOR MED – Operation Sophia“ im zentralen Mittelmeer stellen. Verabschiedet werden beide Einheiten durch den stellvertretenden Kommandeur und Chef des Stabes der Einsatzflottille 1, Kapitän zur See Stephan Haisch (49).
Die „Werra“ unter dem Kommando von Korvettenkapitän Mirko Preuß (34) sowie die „Datteln“ unter dem Kommando von Korvettenkapitän Björn Fischer (36) werden gemeinsam Richtung Mittelmeer verlegen und am 1. Juli 2016 in Augusta (Italien) ihre Aufgaben von der Fregatte „Karlsruhe“ und dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ übernehmen. Dort wird neben umfangreichem Material auch zahlreiches Zusatzpersonal eingeschifft werden, wie z.B. ein 12-köpfiges Boarding-Team der finnischen Marine auf die „Werra“. Diese Kooperation hat sich bereits seit Ende 2015 bewährt und wird noch bis Dezember 2016 fortgesetzt. Unter der Führung von Fregattenkapitän Torsten Eidam (42), der mit einem kleinen Stab ebenfalls an Bord des Tenders einsteigt, werden beide Einheiten für die nächsten Monate im Rahmen der „EUNAVOR MED – Operation Sophia“ zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität im Seegebiet zwischen Italien und der libyschen Hoheitsgewässer operieren.

… und ein Bericht des Wall Street Journal (schon vom gestrigen Mittwoch), in dem erneut die Vermutung thematisiert wird, dass die Türkei die NATO-Mission in der Ägäis bald beendet sehen möchte:

The U.S., U.K. and Germany are pushing to expand the North Atlantic Treaty Organization’s naval mission to combat human smuggling in the Aegean Sea but face objections from Turkey, which is seeking to end the operation. (…)
Turkish officials also have told alliance partners that the operation has achieved its objective and should be wound down as early as next month, according to several NATO officials. (…)
Turkey, as well as Romania, have urged the alliance to deploy a fleet in the Black Sea to counter Russian expansionism.

Nachtrag 17. Juni: Nach der Zustimmung des UN-Sicherheitsrats, dass die EU-Mission auch das Waffenembargo gegen Libyen überwachen kann, steht für die Deutsche Marine eine Mandatsänderung bevor. Den Beschluss dazu will die Bundesregierung bereits kommende Woche fassen, berichtet Spiegel Online:

Die Bundesregierung drängt bei der Ausweitung der Bundeswehr-Mission im Mittelmeer zu mehr Tempo. Am Freitag unterrichtete das Auswärtige Amt (AA) ausgewählte Abgeordnete, dass das nötige Mandat für die Militärmission vor der libyschen Küste schon am kommenden Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden soll.
Damit soll möglich werden, dass die deutschen Schiffe der EU-Mission „Sophia“ den Waffenschmuggel für den „Islamischen Staat“ (IS) in Libyen unterbinden können. Am Montag sollen zuvor die EU-Außenminister die Mission absegnen.

(Aufmacherfoto: Fregatte Karlsruhe in See – Screenshot aus dem Video)