Exercise Watch: Cold Response 2016
Die norwegische Winterkampfübung Cold Response steht eigentlich nicht so im Mittelpunkt der Exercise Watch hier: Es ist eine seit längerem alle zwei Jahre wiederholte Übung des NATO-Mitglieds Norwegen, nicht der NATO, und sie steht, genau genommen, nicht ursächlich im Zusammenhang mit den seit knapp zwei Jahren verstärkten Abschreckungsbemühungen der Allianz gegenüber Russland.
Allerdings ist das Bild beim diesjährigen Manöver Cold Response 2016 ein bisschen anders: Natürlich muss man die freilaufende Großübung mit 15.000 Soldatinnen und Soldaten mitten in Norwegen vor dem Hintergrund der veränderten Haltung zu Russland sehen – und da bekommt die Beteiligung der skandinavischen Nicht-NATO-Staaten Finnland und Schweden ebenso wie die massive Beteiligung der US-Streitkräfte eine doch etwas andere Bedeutung.
Das zeigte sich schon zum Auftakt der Übung: Da flog eine B-52 Stratofortress der U.S. Air Force in niedriger Höhe ins Manövergebiet ein. Drei dieser Bomber sind an Cold Response beteiligt; und auch die Marines zeigen gerne, was sie in arktischer Kälte können, wie zu Beginn dieses Videos zu sehen ist:
(Direktlink: https://youtu.be/Ctqj6l4I3Hg)
Die Bundeswehr hat rund 250 Soldaten zu Cold Response entsandt (und berichtet auch fleißig darüber). Nicht ungewöhnlich ist, dass auch das Kommando Spezialkräfte (KSK) aus Calw in Norwegen dabei ist – aber nach meiner Erinnerung wurde so etwas bislang nicht so sehr öffentlich mitgeteilt:
Von den Deutschen ist hier dagegen nichts zu sehen. Und das ist so gewollt. Die taktischen Elemente der Luftlandeaufklärungskompanie 310 sind am Montagabend wie vorgesehen in ihre zugewiesenen Räume abgerückt und arbeiten seither an der Erfüllung ihrer Aufträge. Das funktioniert bei Fernspähern und Luftlandespähern nur ungesehen. Für die Kameraden des Kommandos Spezialkräfte (KSK) gilt dasselbe. Auch sie setzen ihre Aufträge vorzugsweise ohne Publikum und bei Dunkelheit um. Im laufenden Szenario übrigens auf der Gegenseite.
Die Bundeswehr-Bildergalerie hier; die sehr ausführliche Bildergalerie der norwegischen Streitkräfte hier.
Parallel dazu, auch das ein Zeichen für die Bedeutung, die die USA der Übung zumessen, läuft ein Manöver der US-Atom-U-Boote rund um den Nordpol. Cold Response und ICEX zusammen machen deutlich, dass die strategischen Überlegungen des Westens für die NATO-Nordostflanke und für die Arktis offensichtlich zusammenlaufen:
The U.S. Navy’s submarine force is setting up a temporary command center on a sheet of Arctic ice, where U.S. underwater capabilities will be put to the test in the increasingly strategic High North.
The five-week submarine drill coincides with separate war games in Norway called Cold Response involving 16,000 U.S. and NATO forces. (…)
Together, the exercises underscore the emergence of the Arctic as an area of concern as melting ice caps raise the prospects for competition over vital undersea natural resources. The area could become a flash point between the U.S. and Russia.
Auf die russische Sicht, auch auf die Übung in Norwegen, hatte ich kürzlich schon hingewiesen.
(Foto: QRF soldiers from Stiklestad (HV-12) practice to drive a snowmobile in challenging terrain – Marte Brohaug/ Norwegische Streitkräfte)
Ist das die norwegische Fortsetzung der alten AMF-Übungen in (Nord-) Norwegen oder machen die Norweger das schon immer?
Als direkten Nachfolger von AMF würde ich das nicht sehen. Cold Response soll es seit 2006 geben, jedenfalls laut Wikipedia. Während die AMF Übungen ja NATO Übungen waren, ist Cold Response eine von Norwegen durchgeführte Übung mit „eingeladenen“ NATO Gästen.
Wobei es natürlich im Endeffekt viele Gemeinsamkeiten gibt.
2006? – Also gibt’s da eine Lücke; aber Sie haben ganz recht, das Format ist ähnlich. Danke!
Während der Übung kam es am Montag zu einem tödlichen Verkehrsunfall zwischen einem norwegischen Bergepanzer und einem zivilen PKW.
Norway motorist killed in collision with tank (thelocal.no)