Syrien-Sammler: Nach der Einigung von München
Die internationale Syrien-Kontaktgruppe hat sich in der Nacht zum heutigen Freitag in München auf eine Feuerpause im Bürgerkrieg in einer Woche und auf humanitären Zugang zu belagerten Gebieten verständigt. Die Bedeutung dieser Vereinbarung und die Chancen, damit ein Ende des syrischen Bürgerkriegs einzuleiten, werden ohnehin in allen Medien durchbuchstabiert. Deshalb hier nur als Sammler und für die (bereits auch hier laufende ) Debatte der Hinweis auf den Wortlaut der Einigung:
Meeting in Munich on February 11 & 12, 2016, as the International Syria Support Group (ISSG), the Arab League, China, Egypt, the EU, France, Germany, Iran, Iraq, Italy, Jordan, Lebanon, the Organization of Islamic Cooperation, Oman, Qatar, Russia, Saudi Arabia, Turkey, United Arab Emirates, the United Kingdom, the United Nations, and the United States decided that humanitarian access will commence this week to besieged areas, and an ISSG task force will within one week elaborate modalities for a nationwide cessation of hostilities. (…)
In order to accelerate the urgent delivery of humanitarian aid, sustained delivery of assistance shall begin this week by air to Deir Ez Zour and simultaneously to Fouah, Kafrayah, the besieged areas of Rural Damascus, Madaya, Mouadhimiyeh, and Kafr Batna by land, and continue as long as humanitarian needs persist. Humanitarian access to these most urgent areas will be a first step toward full, sustained, and unimpeded access throughout the country. (…)
The ISSG members agreed that a nationwide cessation of hostilities must be urgently implemented, and should apply to any party currently engaged in military or paramilitary hostilities against any other parties other than Daesh, Jabhat al-Nusra, or other groups designated as terrorist organizations by the United Nations Security Council. The ISSG members commit to exercise influence for an immediate and significant reduction in violence leading to the nationwide cessation of hostilities.
Der vollständige Wortlaut hier beim Auswärtigen Amt.
(Bereits aufgelaufene Kommentare dazu in anderen Threads verschiebe ich hierher.)
Nachtrag – von tagesschau.de: Gefechte um Aleppo gehen unvermindert weiter
(Foto: Treffen der Syrien-Kontaktgruppe ( ISSG ) am 11. Februar 2016 in München – v.l.n.r.: Sergej Wiktorowitsch Lawrow, Aussenminister von Russland, John Kerry, Aussenminister der Vereinigten Staaten von Amerika, Staffan Domingo de Mistura, Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga fuer Syrien, Jan Eliason, stellvertretender Generalsekretaer der UN – Thomas Trutschel/photothek.net)
Gerade auf der Karte die @pi nochmal eingereicht hatte sind in BLAU nun die Angriffe der Türkei verzeichnet: http://syria.liveuamap.com/
Kurzer feed meinerseits: AFRIN nennt sich das „YPG“-Territorium in nordwest Syrien. YPG in „“ da auch hier maßgebliche Unterscheidungen zum politischen Milieu eines Salih Muslim (Cheff der PYD) zu treffen sind. Alleine Genetik … Laut Forschung sind die nächsten Verwandten der AFRIN-Kurden die Hebräer (@KPK: Juden :)) und Griechen/Hellenen, was, wie man vermutet, mit dem Exil des 12ten Stammes Menasseh zusammenhängt. Die Kurden Nordostsyriens sind eher indoeuropäisch-hebräischer Konstellation.
Zurück in die Gegenwart. Die AFRIN-Kurden versuchen nun der Türkei den Zutritt zu Syrien zu verwehren. Damit wäre die Türkei von Aleppo abgeschnitten. Alternative nach Aleppo ginge per Antakya dur turkmenisches und/oder Al-Qaida/Nusra dominiertes gebiet, also da wo der russische Kampfjet abgeschossen wurde.
edt: zum vorigen Beitrag: 20 km zum Daesh Gebiet.
Ein Einsatz in SYR ist beim türkischen Militär äußerst unbeliebt – ob aus der Ecke noch etwas kommt?
http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2016/02/turkey-syria-erdogan-eagerness-for-military-intervention.html
Das waren sie 2014 / 2015 auch schon. Vielleicht deshalb die „Säuberungen“?
Alles nachvollziehbar, @AoR | 13. Februar 2016 – 17:46, auch 18:48
Allerdings, der saudische Außenminister äußerte sich in München mit dem Ziel
– Vernichtung Assad (als Wurzel allen Übels) aber auch zur
– Bereitschaft KSA Truppe gegen Daesh ins Feld zum führen.
Zeichen der Angst vor den Geistern die man rief?
http://syria.liveuamap.com – update heute: Saudische F-15 in Inçirlik? Durch „click“ auf jeweiligen Kreis öffnet sich Textfenster oben rechts.
@Thomas Melber: In Ankara wird gehetzt wie noch nie… man spricht von unprecendented escalation in den kommenden 24 Stunden. Optionen 1:
1. Erdogan hat eine SMS von den Amis bekommen ein „gefühltes“ Gegengewicht zu Assads Ansage einzureichen um die Verhandlungen auf Pari zu bekommen.
2. Die AKP meints ernst. Dann ist die Frage wie lange es dauert bis die syrische oder russische LuWa die Artilleriestellungen auf türkischem Boden zerstört und ähnliche Szenarien. http://syria.liveuamap.com/
@KPK: Wir schauen beide auf die gleiche Karte.
Was mich einfach kitzelt … den Saudis und Türken könnte man auch signalisieren: Macht DAESH platt, DANN kriegt ihr ASSAD . Zynisch betrachtet also die Reihenfolge an der Schlachtbank befehlen.
Nun können wir mal die Stoppuhr nehmen und warten, wie lange es von Ankündigung bis ersten Einsatzflug dauern wird. Einfach von der professionell militärischen Seite interessant…
…Mal sehen wie nun die Saudi Air Force in die Kämpfe einwirken.
Irgendwie finde ich diese reinen militärischen Ansatz momentan deutlich ergebnisorientierter als die esoterischen (weil zu viele Seiten ohne Interesse am Frieden) Friedensverhandlungen. Ich habe immer noch nicht verstanden wozu der Westen diese unterstützt? Ist das nur Alibi oder was soll das?
pi
P.S.: Die YPG weiß auch um die zeitliche Brisanz, die wollen jetzt noch so schnell wie möglich das Rebellengebiet abriegeln und eine direkt Front zu DAESH aufbauen.
@pi
‚mal sehen, wann der erste saudische Flieger vom Himmel geholt wird. Davon ab haben die im Yemen doch eigentlich genug zu tun, auch um einen spill over auf das eigene Staatsgebiet zu verhindern bzw. die Huthis zurückzudrängen.
Die Türken und Saudis wollen bloß nicht, dass Assad und den Kurden die Region Aleppo in die Hände fällt. Dort marschieren die ein und lassen den IS ansonsten unbehelligt. Weder die Türken haben den IS in Syrien groß angegriffen, noch die Saudis haben den Vormarsch des IS in Jemen gestoppt. Insgesamt dürfte das der Sicherheitslage in der Region nicht zuträglich sein. Assads Verbündete werden sicherlich damit beginnen um Partisanen Kämpfer auszubilden und bewaffnen um die Türkischen bzw. Saudischen Bodentruppen anzugreifen.
Erdogans Flüchtlings EU Deal ist doch schon tot. Ein Kernpunkt war, dass die EU mehr als 500.000 Flüchtlinge zu der 3 Mrd Zahlung aufnehmen muss. Das Geld hat man zusammen bekommen, aber die Verteilung ist gescheitert. Bleibt nur noch die Option den Zugang zu EU für Flüchtlinge richtig teuer zu machen.
Benedikt | 13. Februar 2016 – 20:13
Die Russen wollen bloß Aleppo
Das die Türkei die IS nicht weiter Waffen Liefern kann wenn die dicht machen
@Thomas Melber
Die Houthis haben bereits vor längerem auf der saudischen Seite der Grenze Gebiete besetzt. Die saudischen Verluste sind erheblich, KSA verbraucht dieses Jahr Teile seiner Rücklagen, um sein Staatsdefizit zu decken, und KSA setzt reichlich afrikanische Söldner ein, weil ihre Mannstärke für den Bodenkrieg nicht reicht, oder nicht mehr. Außerdem zeigen die KSA Truppen eine merkliche Allergie gegen Tochka-Raketen, die regelmäßig von den Houthis auf sie abgefeuert werden…
@politisch inkorrekt
Der Westen unterstützt den Friedensprozess, da es Teil der demokratisch-philantropischen Selbstwahrnehmung ist und es ff gilt, die eigene Öffentlichkeit daheim von der Friedensliebe zu überzeugen, unabhängig von der Erkenntnis, dass derzeit die Waffen das Gesetz Handelns innehaben. Wollte man (speziell DEU) dem folgen, muss sich eingestanden werden, dass Kriege entweder durchzufechten oder bis zur Erschöpfung eines/beider/aller Kontrahenten zu führen sind. Dies bedeutete die Anerkennung des Militärischen als Mittel der Politik, wobei in Berlin gilt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. (War Clausewitz eigentlich deutscher Zunge …?)
In den USA vermute ich, begreift JEDE Administration dies als Maxime einer Weltmacht. Allerdings kann ebenso angenommen werden, Obama kämpft um seinen Nachruhm als Friedensfürst, also wird verhandelt bis … Putin seine Ziele umgesetzt hat.
@Benedikt
Nicht nur Erdogans Flüchtlingsdeal gerät ins Trudeln. Seit der Rede von Valls (FRA MP) von heute in München: wir nehmen nur 30.000 auf (Anm, – sofern überhaupt jemand nach FRA will) desavouiert die Kanzlerin in jeder Beziehung in puncto EU-Umverteilung. Wir „stehen allein im Walde“ und können sehen, wie ein Deal gestaltet werden kann. Die Achse Berlin – Paris ist beschädigt, die nach Warschau ist gebrochen, bei einer Zusage von 7.000 Aufzunehmenden (Christen) der POL Regierungschefin Beata Szydlo, gestern in Berlin!
https://www.tagesschau.de/inland/polen-deutschland-szydlo-103.html
@KPK
Ja, und der Draht nach Moskau ist auch unterbrochen. Wir sind isoliert wie Anfang des letzten Jahrhunderts (gut, immer noch eingebettet in EU und NATO, aber ehrlich: wer nimmt uns noch ernst?).
@Thomas Keiner
Ja, mit dem Unterschied, damals wurde der Eiserne Kanzler gegangen, seine Nachfolgerin bleibt eisern, in Titanic-Manier. Überall Eisberge!
@KPK
Das Problem: mit den deutschen Partnern TUR und SAU (*) sind wir eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Die USA sind ja dabei, sich von beiden zu distanzieren, insbesondere von SAU.
Zumindest ist es schwierig für uns, hier eine eigene Politik zu fahren: wir haben uns unnötig in Abhängigkeiten begeben. Ein Befreiungsschlag tut not um wieder handlungsfähig zu werden. Dies gilt auch in Bezug auf RUS – DEU ist eigentlich bedeutend genug, hier eigene Vorstellungen durch- und umzusetzen.
(*) die Abk ist tatsächlich SAU, wiewohl mir KSA deutlich sympathischer ist
Nicht allein KSA http://theaviationist.com/2015/04/30/rsaf-intercept-a310-sanaa/ , auch
– vermutlich – Katar und VAE Lw nach Inçirlik.
http://theaviationist.com/2016/02/13/saudi-arabia-is-deploying-combat-planes-to-turkey-to-fight-isis/
@Thomas Melber
Ha, ich liebe Korinthen. Bitte unter Saudi Arabien prüfen: https://de.m.wikipedia.org/wiki/ISO-3166-1-Kodierliste
@ Thomas Melber | 13. Februar 2016 – 21:06
Richtig, wir sind mal wieder sicherheitspolitisch isoliert. Wollten wir nicht noch vor kurzem den Griechen und der restlichen Welt vorschreiben, wie sie zu leben und am neudeutschen Wesen zu genesen haben? Das kluge auf Völkerfreundschaft ausgelegte Bündnissystem Kohls wurde von Schröder und insbesondere Merkel zerstört.
Wenn man diese Konsequenz der Politik der letzten Jahre mal Abgeordneten oder Lamettaträgern argumentativ vor Augen geführt hat, wurde man mit unterschiedlichsten Worten als irrlichternder ganz schlimmer Finger bezeichnet.
Nun haben Deutschlands Politiker Deutschland mal wieder so matt gesetzt, dass das sehr ärgerlich und verdammt teuer werden wird. Nur gut, dass Deutschland von Nato-Partnerländern eingekreist ist…
@KPK / 21:24h
Tja, dann lehnen wir uns ‚mal zurück und schauen zu, wie der Iran dort die „Zivilgesellschaft“ unterstützt. Popcorn bereithalten!
@KPK / 21:28h
Na ja, ich nehme da die offizielle Bw-Nomenklatur. Sie wollen doch wohl nicht das wording des KdoH anzweifeln?
Nö, mit meinem Heer, nie!
Wurde hier allerdings bei AG zu Beginn meiner Teilhabe heftig belehrt zu SAU etc, pp. Also, ich bleibe bei KSA, bestimmte Viecher dürfen die Wahhabiten nicht mögen.
Hm. Befreiungsschläge, isoliert usw. – hier träumen einige von deutscher Autarkie und so? Eine sehr merkwürdige Debatte.
Die jüngste Meldung von der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu:
@TW
Jede Nation strebt danach, unabhängig – autonom, autark – zu sein, was natürlich nicht zu 100% gelingt (internationale Verflechtungen, und so).
Was wäre daran verwerflich?
DEU hat sich unnötigerweise in Abhängigkeiten begeben (oder fahrlässig verstrickt).
Heißen Sie das gut?
@jenanmoussa (Twitter): Fighting right now between Kurdish YPG/ SDF and Syrian rebels close to Tel Rifaat.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Tell_Rifaat Karte beachten!
SDF siehe: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Demokratische_Kräfte_Syriens
@ Thomas Melber | 13. Februar 2016 – 21:53
Dazu kommt ja: Wer unabhängig ist, kann sehr souverän Freundschaften und Kooperationen mit (dann) Partnern auf Augenhöhe eingehen, was ein friedliches Miteinander befördert.
Bestehen Abhängigkeiten, verleitet das zu leicht, die damit verbundene Macht auszunutzen. Das vereinte Europa hat in der Zeit am besten funktioniert, als man miteinander wollte, aber mangels Abhängigkeiten nicht miteinander musste. Als verbindende Bänder gedachte Instrumente wie der Euro wurden leider schnell als Fessel empfunden und säten alsbald Hass, Zwietracht und bald wohl auch Krieg in Europa. Ohne die hausgemachten europäischen Schwächen kämen nun nicht so viele Spieler auf dumme Gedanken.
Die Geschwindigkeit des Zerfalls ist ja bereits atemberaubend.
@AP
Siehe unser standing (but: degrading) in der arabischen Welt und in AFG (DEU als „ehrlicher Makler“).
Auch das ist ja nun passé. Sich ins Bett mit dem Nachfolgestaat des osmanischen Reichs (Anspruch TUR) zu legen ist der Vermittlerrolle im nahen Osten eher abträglich und bringt nicht unbedingt Sympathien in den arabischen Staaten.
Aber da sind wir nicht allein: böse Zungen behaupten, Qatar hätte sich FRA quasi „gekauft“.
@Thomas Melber
Wir werden diese Grundsatz-Debatte hier bitte nicht führen – aber eine Rückkehr zu Autonomie, Autarkie und anderen Rezepten der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ist nicht nur illusorisch, sondern angesichts von Globalisierung und internationaler Verflechtung allein in Europa nicht so ohne weiteres möglich – und bitte keine deutschen Großmachtfantasien anstelle der EU.
(Aber ernsthaft: diesen OT walzen wir hier nicht weiter aus.)
@TW
Wenn Sie die amerikanische Politik betrachten: die USA verfolgen gerade dies.
Was glauben Sie, warum Fracking gerade dort so gefördert wird? Weil es die USA unabhängig von Energieimporten machen soll (Außenhandelsdefizit bisher zum größten Teil wg. Ölimporte). Zudem hat man dort erkannt, daß man sich von den Golfstaaten unabhängig machen muß.
Zudem: diese Debatte tut einfach not. Und jetzt ist vielleicht der Zeitpunkt, das einmal aufs Tapet zu bringen (Weißbuch, und so.) Sonst können wir uns das Weißbuch auch sparen.
Die EU wird überbewertet: jeder kocht sein eigenes Süppchen und ist auf seinen eigenen (nationalen!) Vorteil aus, außer DEU.
Souveränität und Sicherheitspolitik sind zwei Seiten der selben Medaille.
@ T.Wiegold | 13. Februar 2016 – 22:12
Hier wird doch kritisiert, dass die Isolation Deutschlands in der Welt durch dumme deutsche Politik verursacht wird. Ich kann nicht erkennen, dass hier Isolation angestrebt wird, eher im Gegenteil.
Internationale Verflechtung funktioniert immer dann am besten und friedvollsten, wenn alle können, aber nicht müssen.
Dass man sich mit der Scheckbuchdiplomatie a la „der reiche Onkel aus Deutschland“ keine nachhaltige Freundschaft kaufen kann, sehen wir gerade mal wieder.
Türkische Art feuert nach ArtAngr aus Raum Aleppo gegen Armeelager nahe Kilis zurück. Die Sache schaukelt sich nahezu klassisch hoch; sieht schlecht aus für sämtliche Pläne der „Münchner Traumfabrik“!
http://aa.com.tr/en/turkey/turkey-responds-to-shelling-from-syria/520747
In a separate incident, the army also responded to mortar fire from Syrian government troops on a Turkish police station in Calibogazi, Hatay province, at 2.55 p.m. local time (1255GMT).
T.Wiegold | 13. Februar 2016 – 21:48
„Hm. Befreiungsschläge, isoliert usw. – hier träumen einige von deutscher Autarkie und so? Eine sehr merkwürdige Debatte.“
@T.W.: ich verstehe Ihren Einwurf nicht. Seit ich Politik verfolge, höre ich aus Bonn / Berlin das Credo: „Deutschlands Zukunft liegt in den Bündnissen (wahlweise EU oder NATO“. Irgend etwas anderes war überhaupt nicht denkbar – ok, um das hässliche Wort „Denkverbot“ weiträumig zu vermeiden schreibe ich lieber: stand nicht zur Debatte.
Und jetzt fliegt uns in diesen Tagen offenbar die EU um die Ohren. Anders kann ich die Absagen aus Paris bzw. aus den Staaten der Visegrad-Gruppe nicht werten. Und die NATO könnte zum Vehikel werden, um uns ungewollt in den Syrien-Krieg zu ziehen. Die (zumindest von uns selbst) hochgelobte deutsche Diplomatie läuft offenbar überall entweder vor die Wand oder in’s Leere. Und einen Plan B scheint es offenbar nicht zu geben.
Ich lese hier nichts von „Autarkie-Träumen“. Das sind eher Alb-Träume, in denen es um deutsche Isolation und Hilflosigkeit geht.
Ich finde die Debatte überhaupt nicht mekwürdig – es könnte die wichtigste Debatte überhaupt werden.
Ich rufe in Erinnerung:
„Zwischen Staaten gibt es keine Freundschaft, sondern nur Interessen.“
(Charles de Gaulle)
Und diese Interessen sollte man souverän vertreten und sich – wenn möglich – nicht in Abhängigkeiten mit nicht vorhersehbaren Folgen begeben.
So ganz verstehe ich nicht, warum einige meinen, ein Thread zum Thema Syrien sei genau der richtige Platz, um sehr grundsätzlich über Deutschland und die EU (und die NATO) zu diskutieren. Zumal Deutschland bei den Bemühungen um eine Lösung der Krise in Syrien zwar beteiligt, aber sicherlich nicht der entscheidende Mitspieler ist.
Da brennt die Luft, die Situation spitzt sich zu – aber wir reden mal lieber grundsätzlich drüber, ob Deutschland in der EU und in der NATO bleiben sollte? Nicht wirklich, oder?
Klingt sehr nach dem Motto „wollte ich immer schon mal sagen“. Ist allerdings beim Thema Syrien so was von OT.
Zum Thema – weiteres von AFP:
@TW
DEU hatte in der Syrien-Krise (eigentlich: im SYR Bürgerkrieg) gute Karten als Vermittler.
Nur hat man sich dann in die Anti-Assad-Koalition einspannen lassen, statt sich einem neutral-kritischen Standpunkt zu bewahren. Der BND ist bekanntermaßen noch vor Ort und hat gute Verbindungen, aber die Botschaft hätte man nicht schließen müssen.
Na ja, Frau Merkel hätte ja auch (full scale -?) im Irak mitgemacht.
Le premierministre, Manuel Valls, hat das mit den Interessen mal so – en passant – bewiesen: 30.000, und Hollande schlug sich im Elysee auf die Schenkel.
@T.Wiegold, @KPK: Die YPG hat nicht auf das türkische Militär gefeuert. Demnach entweder der Versuch eine Invasion zu rechtfertigen, oder das Militär versucht einen Kompromiss mit Erdogan zu finden. Erdogan muss seine Proxys schützen. Die gehen gerade unter.
Wenn man die Beschussmeldungen ggn. YPG Ziele betrachtet so werden die in den letzten Tagen aufmarschiert en Truppen mit Artilleriefeuer belegt. Die sind aber längst im close quarter combat mit den Rebellen.
Nicht zu vergessen, die AFRIN-Kurden haben erst vor Wochen eine Offensive der Turkmenen in Verbindung mit Al-Nusra abgewehrt.
Das war auch im dreh um die Zeit, als der russische Jet abgeschossen wurde, weil der die Mörder-Milizen der MHP bombardiert hatten. Ich hatte damals Barzanis Warnung vor einem Völkermord in der Region eingestellt.
@All: Wir sind Autark! Als Europäer! Und wenn man den Franzosen mit seiner Wirtschaftspolitik über nunmehr seit 10 Jahren auf den S…enkel geht, kein Wunder. In Polen geht es um persönlichen Hass (Flugzeugabsturz) und Idenditätskrise. Deren Rolle ist es nunmehr, strategische Tiefe zu liefern.
Das hier gehört eigentlich ins Bällebad. Oder in den letzten Libyen-Thread. Aber erstmal poste ich es hier, weil es zeigt, wie vielschichtig es zwar schon immer war, aber jetzt mehr offenkundig wird: Kanada hat die Beteiligung an den Luftschlägen gegen ISIS im Rahmen von Inherent Resolve beendet – ist jetzt aber anscheinend zur Beteiligung an einer militärischen Aktion gegen ISIS in Libyen bereit:
http://www.cbc.ca/radio/thehouse/tom-mulcair-takes-responsibility-for-ndp-s-extremely-cautious-campaign-1.3443873/harjit-sajjan-hints-at-a-canadian-military-mission-in-libya-1.3446865
@T.W.:
Interessant wäre da ja:
Hat Italien uns informell auch gefragt?
In München müssten ja die Leute sein, die sowas wissen.
Nun brennt ALLES: Sowohl YPG, SAA und Rebellen kämpfen unter Artillerie und CAS der Mittelmächte und Weltmacht Russland. http://syria.liveuamap.com
Saudi droht mit militärischer Entfernung Assads/ CNN …. Das ist eine direkte Kriegserklärung.
Nur die pro Assad Seite verfügt über einsetzbare taktische Atomwaffen.
Bundeswehr in Incirlic, wo nun saudische Flugzeuge, die Kriegspartei sind. Mögliches Ziel für Bombardements / Atomschlag.
[blockquote]Saudi droht mit militärischer Entfernung Assads/ CNN …. Das ist eine direkte Kriegserklärung.
Nur die pro Assad Seite verfügt über einsetzbare taktische Atomwaffen.
Bundeswehr in Incirlic, wo nun saudische Flugzeuge, die Kriegspartei sind. Mögliches Ziel für Bombardements / Atomschlag.[/blockquote]
Ist das nicht „ein wenig“ übertrieben?
Scheinbar ist ja die Koalition Assad+Russland+Kurden am gewinnen, solange nicht die Türkei und/oder Saudi Arabien eingreift. Das wiederrum dürfte sich die Russen nicht gefallen lassen… *Hallo Teufelskreis*…
Wo stehen denn eigentlich die USA in dieser Lage? Was ist deren Ziel? Das einzige Resultat des Arabischen Frühlings sind ja kollabierte Staaten und ein massives Flüchtlingsproblem, was der EU nicht gerade gut bekommt. Also nicht gerade erstrebenswerte Entwicklungen.
Eine offene Konfrontation mit Russland kann doch keiner wollen und das mit der Unterstützung der syrischen Rebellen für einen Regierungswechsel (warum eigentlich?) hat so ja auch nicht hingehauen. Wäre es dementsprechend nicht Zeit zu sagen, wir (USA/der Westen) haben uns verkalkuliert, mit Russlands Engagement in Syrien ist der Einsatz zu hoch geworden und es wird Zeit den Syrienkonflikt zu beenden. Dann dreht man das noch ein wenig und macht aus der Assad Unterstützung ein Kampf/Sieg gegen den IS und das Leiden von Millionen ist vorrüber.
Das die Türkei immer weiter rumzündelt ist doch nur der Tatsache geschuldet, dass sich die USA nicht klar positionieren und die Zeit für einen offenen Kampf gegen Assad ist nunmal seit dem russischen Engagement vorbei. (es sei denn man will das es eskaliert)
Man sollte Wikiipedia ja nicht zitieren, aber wenn man sich mal die Entwicklung anschaut (anhand von sicherlich fragwürdigen Karten) ist eine Einigug / Friedensschluss/ weit entfernt, und nach einem Sieg der „Opposition“ sieht es kaum aus.
Novermber 2015:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/archive/8/88/20151118082726!Syrian_civil_war.png
13 Februar:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/88/Syrian_civil_war.png
(wer weiter zurück schaut …)
Die „Bevökerungszentren) jedenfalls wenn noch Bevölkerung vorhanden ist sind jedenfalls momentan in den Händen des Regimes, bis auf Aleppo. Die einzigen die wirklich irgendwo gegen den IS vorrücken scheinen die Kurden zu sein.
@Jumba: Ich übertreibe ungern. Sie bestätigen mich mit dem Satz „das dürften sich die Russen nicht gefallen lassen“.
Die Faustregel in diesem Konflikt ist, dass politische Ziele militärisch erreicht werden sollen. Wie wird also eine Kriegspartei militärisch vom Feld gebeten? Na sie wird bekämpft. Das ist dann die nächste Runde im Teufelskreis. Ein Tripwire Effekt.
Ich achte seit jeher sehr auf die Nuancen der Regierungsvertreter der Konfliktparteien. Wenn Sie den Faden in diesem Thread verfolgt haben, wäre ich wenig überrascht gewesen, wenn die Türkei und Saudi Arabien in Daesh Territorium vorgerückt wären.
Man hackt hier oft auf dem arabischen Frühling herum. Das ist ebenso wie Globalisierungskritik, mit der Nuance, jemand hätte das aus einer Hand geplant. So ein Quatsch, ich war kurz zuvor in der Region: Die Luft hat gebrannt.
Es ist schon interessant zu beobachten wie gut die Propaganda von Putin und Assad auch hier wirkt.
„Das Regime versuchte, Proteste und Widerstand als das Werk „ausländischer Verschwörer“ und „islamistischer Terroristen“ zu diskreditieren, um das brutale Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung zu legitimieren. “
Die Ursache für den Syrienkonflikt ist innenpolitischer Natur und wurde u.a. durch sozialen Spannungen ausgelöst.
„Die punktuelle Liberalisierungspolitik verstärkte, zusätzlich verschärft durch die Beutewirtschaft des Assad-Clans, die sozialen Ungleichheiten und damit die Existenzangst der syrischen Mittelschicht.“
http://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54705/syrien
Dass der Konflikt durch Einmischung von RUS (unterstützung Assad und verhindern von UN Mandaten), Türkei, USA, SA uem verschärft und verlängert wurde ist eine Entwicklung und nicht dessen Ursache.
@Elahan: +1
Das sind die strukturellen Ursachen aller Aufstände der Region ( der europäischen Renessaince ff. ), auch im Iran. Dass/Ob ausländische Kräfte mitgespielt haben, halte ich dennoch für „very likely“.
Dennoch sollten diese brutalen menschenverachtenden zynischen kleptokratischen Diktatoren endlich merken, dass sich nicht ( unbezahlt und nüchternen) zigtausende von Zivilisten vor Maschinengewehrnester, Scharfschützen und unter Panzer „werfen“ nur weil wir Demokraten applaudierten und Solidarität beweisen.
Islamisten werden die dann wenn sie genug Tot und Folter erlebt haben. Und gerade wir Feinde des Terrorismus wissen, Terrorist wird keiner Freiwillig!
Breaking:
– Unidentified Commandos in Afrin fighting Kurds.
– Davutoglu tells Merkel YPG will be bombed.
http://syria.liveuamap.com/
Es muss hier klar sein, dass weder die Saudis noch die Qatari die militärische Stärke besitzen, Daesh am Boden aufzureiben.
[Das gehört wohl eher in den Syrien-Sammler – verschiebe ich dorthin. T.W.]
Seit rund vier Jahren steht Assad mit der seiner „Syrian Arab Army (SAA)“ im Krieg, zunächst allein gegen innerstaatliche sunnitische Opposition, Kurden, Al-Nusra und Daesh.
Die Wehrpflichtarmee brach dennoch nicht zusammen, wie vielfach prognostiziert.
Seit Eingreifen von Russen, Hezbollah und Pasderan treten Erfolge ein, die Truppe wird sich erwartbar nicht nur stablilisieren, sondern an Gefechtswert gewinnen.
Bis dahin erhielt die SAA schwerste Schläge, unter der eine Wehrpflichttruppe, die vom eigenen Oberbefehlshaber gegen Landsleute eingesetzt wird, an und für sich zusammenbrechen wird oder sich gegen den (An)Führer wendet. Nichts dergleichen ereignete sich im Syrien des Baschar al-Assad, die Truppe steht loyal zum Staatspräsidenten.
– Warum -?
Alle Menetekel deutscher Sender zu Überläufern, Mangel an Kämpfern und Hass aus der Bevölkerung also tendenziöse Übertreibungen, weil es ins Bild eigener Wunsch-Vorstellungen so gut passte? Offenbar, durchaus. Um nicht missinterpretiert zu werden, keineswegs bin ich Fan des Diktators, will allein verstehen, warum die SAA nicht zusammenbrach und ihre oberste Führung nach Muster der „Arabellion“ in die islamische Hölle wegputschte!
Erklärung mag sein, die SAA ist keineswegs eine alawitisch-schiitische Stammesarmee. Zumindest der Kern der Berufssoldaten kennt sunnitisches Kaderpersonal. Christen (!) und Drusen stiegen bis in Generalsränge auf. Beides findet seine Ursachen in jahrzehntelanger quasi-Herrschaft der Assad-Familie im Libanon. Drusen und Christen machten sich als Teil der Eliten im Gesamtbild der Streitkräfte vorteilhaft. Solche Topmilitars dürfen dabei keineswegs als Überläufer, gar Verräter an der eigenen Sache betrachtet werden. Historisch war der Libanon, noch unter FRA Protektorat, Teil Syriens. Nicht wenige Syrer betrachten daher bis heute den Zedernstaat als abtrünnige Provinz.
Aus dieser Sicht heraus macht ein Aufstieg von Soldaten anderer Religionen bzw Konfessionen nicht nur Sinn, ist vielmehr zwingend geboten.
Trotz allem bildet der Minderheitenstamm der Alawiten das dominierende Element der syrischen BAATH-Partei, und hat dennoch konkurrierende Stammesangehörige in Spitzenpositionen aufrücken lassen!
– Erstaunlich -!
Möglich also, dass zumindest im Westen der Grad der Unterstützung für Assad seitens einer Mehrheit der Bevölkerung unterschätzt wurde, nicht akzeptiert werden wollte? (Trotz einer Mio Flüchtlingen!) Unstrittig dürfte sein, ein autokratischer Führer kann auf Dauer weder gegen seine Bevölkerung, noch gegen seine Armee durchregieren, zumal es Wohltaten nicht mehr zu verteilen gibt. Allen Unkenrufen zum Trotz muss unterstellt werden, Assad genießt mehr Unterstützung als andere, verfeindete Stammesführer und bleibt nicht auf Alawiten ausschließlich angewiesen. Dass seine Armee dann unter solchen Bedingungen zu ihm steht, ist beinahe normal.
Auffallend, jüngst äußern sich einflussreiche „elder statesman“ aus den USA durchaus verständnisvoll für Assad und seine Position.
Nämlich Henry Kissinger http://europe.newsweek.com/kissinger-right-about-assad-and-isis-335801?rm=eu
und Zbigniew Brezinski http://www.newsmax.com/t/newsmax/article/525767
Haben wir im Westen, speziell in DEU, demnach den Zustand der syrischen Gesellschaft und seiner Armee falsch beurteilt, eigenem Wunschdenken untergeordnet?
– Sieht ganz so aus -!
Und hier noch die Quelle der weiter oben von AoR genannten Aussage:
http://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-syria-turkey-germany-idUSKCN0VN0W6
Ja! Und ich bin nicht @b. Das Problem Syriens ist die Korruption siehe @ Elahan. Haben Sie Chuck Hagel in den letzten Wochen gehört?
@T.Wiegold: Dann bedeutet dies, dass um Azaz türkische Truppen auf syrischem Boden stehen? Einzig mögliche Erklärung?!
Why are Syrian Kurds pivoting toward Moscow
https://www.washingtonpost.com/news/monkey-cage/wp/2016/02/12/why-are-syrian-kurds-pivoting-toward-moscow/
@KPK: Was sagen Sie? Wir sind ja beide wenig für anti-West Haltung bekannt. ;)
@AoR erstmal lesen. Achtung, derzeit Kujat bei Anne Will, mit support für Putin!
Fürs Archiv:
– YPG spokesman in Afrin: “[We] support any faction that could give Kurds a political role”
http://syria.liveuamap.com/en/2016/14-february-ypg-spokesman-in-afrin-we-support-any-faction
– Bzgl. der Will-Sendung von Gestern die Zahle der kurdischen Dörfer/Städte im FSA/Nusra-Korridor:
http://umap.openstreetmap.fr/da/map/kurdish-villages-in-northern-aleppo-afrin-canton_69822#10/36.3804/37.6460
– Turkish Foreign Ministry: „We are surprised at US State Dep’s statements that are equating #Turkey and terrorist #YPG forces“
https://twitter.com/ragipsoylu/status/699237315269496832
@KPK: Habe sie nicht vergessen, bzgl Rojava. Ähm en.wiki ist ganz gut: Kurdish history, YPG, Rojava, West Kurdistan … Es gibt beinahe zu all den von ihnen genannten Begriffen vernünftige Artikel.