U-Boot soll Piraten und illegale Fischer jagen

20130422_U35_Erprobung

Die Deutsche Marine will im kommenden Jahr erstmals ein U-Boot in die EU-Antipirateriemission Atalanta vor der Küste Somalias schicken. Das U-Boot solle zusätzlich zu einer deutschen Fregatte eingesetzt werden und die Aufklärungsmöglichkeiten verbessern, bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am (heutigen) Freitag eine entsprechende Vorabmeldung des Spiegels. Um das Boot nicht bereits im Transit in den Indischen Ozean übermäßig zu belasten, soll es mit einem Dockschiff in den Einsatzraum gebracht werden.

Nun ist der Einsatz eines U-Boots in der Pirateriebekämpfung keine grundsätzlich neue Idee – die Niederlande hatten bereits vor fünf Jahren ein Boot der Walrus-Klasse dort im Einsatz. Allerdings war 2010 auch die Hochzeit der Piraterieangriffe auf Handelsschiffe vor der ostafrikanischen Küste; deshalb war die Überlegung, vor allem so genannte Pirate Action Groups mit ihren Mutterschiffen weit draußen auf See aufzuspüren, durchaus nachvollziehbar. Inzwischen sind die Piratenangriffe allerdings praktisch auf Null gesunken – wo liegt dann der Sinn der Aufklärung mit einem teuren Asset wie einem U-Boot?

Dafür hat das Verteidigungsministerium eine interessante Erklärung: Außer um die Pirateriebekämpfung soll es beim Einsatz des Bootes auch um die Bekämpfung der illegalen Fischerei vor Somalia gehen. Denn ein U-Boot werde im Gegensatz zu einer Fregatte von der Meeresoberfläche kaum entdeckt. Das klingt zwar irgendwie logisch, ist aber nicht direkt der Sinn der Atalanta-Mission. Auch wenn es offensichtlich eine notwendige Aufgabe ist.

(Nachtrag: Ein Leser weist in den Kommentaren zurecht darauf hin, dass das Mandat diese Fischereiüberwachung durchaus erlaubt. Aus dem Auftrag im Mandatstext:

Beitrag zur Überwachung der Fischereitätigkeiten vor der Küste Somalias im Rahmen der verfügbaren Mittel und Kapazitäten sowie Unterstützung des von der Ernährungs-und Landwirtschaftsorganisation (im Folgenden FAO) entwickelten Lizenz- und Registrierungssystems für die handwerkliche und industrielle Fischerei in den der somalischen Gerichtsbarkeit unterstehenden Gewässern – sobald dieses einsatzbereit ist – mit Ausnahme jeglicher Strafverfolgungstätigkeiten; (…)

Bereitstellung der von den EU-NAVFOR-Einheiten über Fischereitätigkeiten vor der Küste Somalias gesammelten Daten durch die zuständigen Dienststellen der Kommission für die Thunfischkommission für den Indischen Ozean, deren Mitgliedstaaten und die FAO sowie Unterstützung der somalischen Behörden bei der Bereitstellung von Daten über Fischereitätigkeiten, die im Laufe der Operation gesammelt wurden, sobald ausreichende Fortschritte an Land im Bereich des Aufbaus maritimer Kapazitäten, einschließlich Sicherheitsmaßnahmen für den Informationsaustausch, erzielt worden sind;)

Spannend werden die Auswirkungen der tropischen Wassertemperaturen auf das deutsche Boot, das ja vor allem für den Einsatz in der Ostsee und teilweise im Atlantik konzipiert wurde. Der Spiegel verweist darauf, dass bislang nur das Boot U35 tropikalisiert sei, also mit einer zusätzlichen Kühlung für warme Gewässer ausgerüstet wurde. Andererseits hatte gerade dieses Boot bei den Erprobungsfahrten ziemliche Probleme.

Die Schwierigkeiten mit den hohen Temperaturen hatte die Deutsche Marine schon mal leidvoll erfahren müssen: Vor mehr als einem Jahrzehnt hatten die Schnellboote der Bundeswehr bereits im Mittelmeer massive Kühlungsprobleme. Und als die Schnellboote dann im Rahmen der Operation Enduring Freedom nach Djibouti verlegt wurden, wurde das noch mal schlimmer: Nach allen Berechnungen dürften die Boote hier schon jetzt nicht funktionieren. So gesehen ist der U-Boot-Einsatz auch ein Test, was die Einheiten der Klasse 212A aushalten.

Der erwähnte Einsatz des niederländischen Bootes Zeeleeuw (Seelöwe):


(Direktlink: https://youtu.be/xhs_-u_-JJ8)

(Archivbild April 2013: U35 bei der Erprobung – Foto mit freundlicher Genehmigung von Helwin Scharn)