G36: Von Mängeln im Gefecht steht nichts in den Akten

G36_Nachtwei_Koenigshaus

Unter den zahlreichen Kommissionen und Arbeitsgruppen, die die Probleme mit dem Sturmgewehr G36 der Bundeswehr aufarbeiten wollen, befasst sich eine gezielt mit möglichen Schwierigkeiten durch fehlende Treffgenauigkeit der Waffe in den Auslandseinsätzen. Der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei und der ehemalige Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (Foto oben) sollen herausfinden, ob durch Fehler des Gewehrs Soldaten im Gefecht in Gefahr gerieten. Ihren Bericht soll die Kommission zur Untersuchung des Einsatzes des G36- Sturmgewehres in Gefechtssituationen am 1. Oktober vorlegen.

Nun schien es, als wäre von Seiten des Verteidigungsministeriums Entwarnung in diesen Fällen gegeben worden: Ein Bericht der Abteilung Strategie und Einsatz im Verteidigungsministerium an Generalinspekteur Volker Wieker belege, dass das Gewehr keine Mängel gezeigt habe, die Einfluss auf einen Gefechtsverlauf genommen hätten, berichtet die Bild-Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) in ihrer Ausgabe vom (heutigen) Mittwoch.

Allerdings: Der Bericht, sagt das Verteidigungsministerium, stammt aus dem April – und wurde nur nach Aktenlage erstellt. Die Abteilung Strategie und Einsatz habe dafür die Berichte aus dokumentierten Gefechtshandlungen ausgewertet, also nicht alle Gefechtssituationen, in denen das G36 eingesetzt wurde. Und die Akten-Auswertung  für die Jahre 2006 bis 2014 habe zu dem Ergebnis geführt, dass es in den Unterlagen keine Hinweise auf den Einfluss möglicher mangelnder Treffgenauigkeit auf den Gefechtsverlauf gegeben habe.

Mit anderen Worten: Um festzustellen, ob es jenseits der Aktenlage tatsächlich keine Probleme mit dem Sturmgewehr in Gefechten in Auslandseinsätzen gab, werden wir wohl noch ein bisschen warten müssen. Bis die Nachtwei-Kommission ihren Bericht zusammengestellt hat, der nicht nur auf den Akten dokumentierter Gefechtsverläufe beruht, sondern auch auf den zahlreichen Interviews und Gesprächen dieser Kommission.