Erstmals Baby auf Bundeswehr-Schiff geboren
Zum ersten Mal ist auf einem Schiff der Bundeswehr ein Kind geboren worden. Am (gestrigen) Montag brachte eine 33-jährige Somalierin auf der Fregatte Schleswig-Holstein im Mittelmeer ein Mädchen zur Welt:
Die Geburt um 4.15 Uhr verlief reibungslos und schnell. Sophia ist 49 Zentimeter groß und wiegt 3.000 Gramm. Stabsarzt Marius S. und Obermaat Charlie M. halfen bei der Entbindung.
Die Mutter stammt nach Bundeswehrangaben aus der somalischen Hauptstadt Mogadischu und war seit fünf Monaten auf der Flucht. Sie war zusammen mit hunderten anderen Migranten bei dem Versuch, mit einem seeuntüchtigen Boot nach Europa zu kommen, vom britischen Schiff HMS Enterprise gerettet und später auf die Schleswig-Holstein gebracht worden. Insgesamt hatte die Fregatte 453 Menschen von dem britischen Schiff übernommen und bringt sie in den italienischen Hafen Tarent.
Nachtrag: Noch mehr Infos von der Bundeswehr dazu (danke für die Leserhinweise):
3.000 Gramm Hoffnung – „Heizer“ holt Baby auf die Welt
und ein Video
(Direktlink: https://youtu.be/GxEKbAeecEw)
(Da das Thema Flüchtlinge derzeit teilweise sehr emotionsgeladen diskutiert wird, setze ich in diesem Thread alle Kommentare auf moderiert.)
(Foto: Bundeswehr/Fregatte Schleswig-Holstein)
Taufname: Schleswig-Holstein, obwohl der Islam keine Taufe im Sinne der christlichen Welt kennt.
Stattdessen viermal „Allahu Akbar“ jeweils in das rechte Ohr geflüstert.
Der Kapitän wird’s schon regeln, irgrendwie.
@KPK
So bitte nicht. Der Name des Mädchens steht übrigens oben im Text.
….und als Geburtsurkunde gibt es dann eine Abschrift des Schiffstagebucheintrages mit Position der SLH in Länge/Breite als Geburtsort inkl. Dienstsiegel und Unterschrift des Kommandanten f.d.R.d.A.
Nette story….ich denke mal, die kleine Sophia wird keinen Mangel an Patenonkel und -tanten haben ;-)
OK, war auch nicht wirklich ernst gemeint. Alles Gute also für Sophia, gr. für Weisheit, na denn.
Ich wünsche der Mutter, dem Kind und allen Beteiligten eine glückliche und friedliche Zukunft. Es ist schön zu sehen, dass die Bundeswehr beim Start ins Leben geholfen hat.
Das ist es, was zählt. Alles andere tritt dahinter weit zurück.
@klabautermann: Schön geschrieben :-)
Das ist der frohe Teil der Geschichte. Der andere:
Hochschwanger an Bord eines Seelenverkäufers gehen und dabei neben dem eigenen das Leben des Kindes riskieren — das wird eine Mutter nur tun, wenn sie keinen anderen Ausweg sieht.
Herzlichen Glückwunsch an die Mutter und dem Kind alles erdenklich Gute. Ebenfalls ein fettes Bravo-Zulu an die Kameraden an Bord für ihren Einsatz.
Dennoch stellt sich mir jetzt eine Frage:
Da das Schiff ein mil. Sicherheitsbereich ist, also Quasi deutsches Staatsgebiet, hat das Baby dadurch nun Anrecht auf einen deutschen Pass?
Vielen Dank!
Da hier, aber auch auf Twitter etc. immer wieder die Frage aufkommt, ob das Kind denn nun deutscher Staatsbürger sei: wohl kaum. Es wäre ja auch kein deutscher Staatsbürger, wenn es in Deutschland selbst geboren wäre, so ist das deutsche Staatsbürgerschaftsrecht. Warum sollte es dann auf einem deutschen (Kriegs)Schiff anders sein?
@Denny
Kurze Frage, kurze Antwort: Nein
Ein Schiff der deutschen Marine ist nicht deutsches Staatsgebiet, was nach der deutschen „Staatsangehörigkeit“-Definition eh „Wurscht“ wäre, denn die deutsche Staatsangehörigkeit hängt nicht am Geburtsort sondern an der „rechtlichen Elternschaft“: Papa und/oder Mama müssen deutsche Staatsbürger sein.
Habe das mal geprüft und das Staatsbürgerschaftsrecht gibt folgendes her:
„Ein im Inland nach dem 1. Januar 2000 geborenes Kind, dessen Eltern beide Ausländer sind, ist Deutscher, wenn ein Elternteil im Zeitpunkt der Geburt seit acht Jahren seinen gewöhnlichen rechtmäßigen Aufenthalt in Deutschland hat und ein unbefristetes Aufenthaltsrecht besitzt (§ 4 Abs. 3 StAG).“
Auf Handelsschiffen hat jedes Schiffstagebuch ein paar seiten für Geburten und Sterbefälle. Die werden dann an das Standesamt Berlin-Mitte geschickt welches dann die Urkunde ausstellt. Die kleine wird wohl offiziel Berlinerin sein ; )
Kann zufällig jemand sagen wie das mit der Staatsbürgerschaft bei Geburt in GB ist?
Ich wünsche dem Kinde, der Mutter und allen beteiligten alles gute!
Es gilt das Territorialprinzip. Geburtsort ist die Position des Schiffes.
Also, wenn ich das hier so lese:
http://www.unhcr.de/questions-und-answers/staatenlose.html
….dann ist die kleine Sophia wohl im Moment de facto und de jure staatenlos…also wird man sich wohl am „Übereinkommen zur Verminderung der Staatenlosigkeit von 1961“ orientieren, denn das „enthält Richtlinien zur Vermeidung von Staatenlosigkeit von neugeborenen Kindern und zum Schutz vor dem späteren Verlust der Staatsbürgerschaft.“
Da das Kind auf einem Schiff unter deutscher Flagge geboren ist, kann @Küstengang01 durchaus richtig liegen. Allerdings wird Sophia dadurch nicht zur „Berlinerin“, es kann aber sein, dass man die Geburt in Berlin amtlich registriert, der Mama einen deutschen „Reiseausweis für Flüchtlinge“ ausstellt, in dem Sophia als „staatenlos“ aufgeführt ist.
Vielleicht sollte die SPD-geführte Landesregierung des Patenlandes der Schleswig-Holstein über eine Erweiterung dieser Patenschaft nachdenken………..;-)
@SvenS:
Geburt in GB alleine genügt nicht zum Erwerb der britischen Staatsbürgerschaft.
Der Wikipedia-Artikel Jus Soli (mit Karte) gibt einen Überblick über die Situation in verschiedenen Ländern. Staatsbürgerschaftserwerb alleine durch Geburt ist typisch für Nord- und Südamerika, sonst aber kaum verbreitet.
@ SvenS
Im angelsächsischen Raum ist das „jus soli“, das Recht auf Staatsbürgerschaft durch die Geburt auf dem Territorium eines Staates im Gegensatz zum „jus sanguinis“, also die Staatsbürgerschaft durch Abstammung von Staatsbürgern stärker vertreten, inzwischen jedoch in Großbritannien durch weitergehende Regelungen (ähnlich der deutschen Gesetzgebung) eingeschränkt.
„By birth in the UK to a parent who is a British citizen at the time of the birth, or to a parent who is legally settled in the UK“
Ferner
‘Legally settled’ means they had the right to live permanently in the UK (also known as ‘indefinite leave to remain’
Auch auf einer HMS XY wäre das Kind also wohl kein Brite.
https://www.gov.uk/browse/citizenship/
Der Geburtsort dürfte tatsächlich die Position des Schiffes sein. Die Geburtsurkunde dazu stellt das Standesamt Berlin-Mitte aus, das auch als sogenanntes Auslandsstandesamt die Beurkundung von Geburten und Sterbefällen auf deutsche Seeschiffen (Marineschiffe sind ja nicht nach Panama ausgeflaggt ;-) ) vornimmt. Als Staatsangehörigkeit ist davon auszugehen, dass das kleine Mädchen Sophia die Staatsangehörigkeit der Mutter (oder des Vaters, falls der bekannt ist). Es gibt eine Anzahl von Ländern, in denen man die Staatsangehörigkeit erwirbt, wenn man in deren Hoheitsgebiet zur Welt kommt. Dazu gehören u.a. die USA, Mexiko, Kanada. In Europa ist das nicht so einfach, da muss ein Elternteil wenigstens auch schon in dem Land geboren sein oder andere Voraussetzungen erfüllt sein.
Es gibt einen französischen Fußballer Rio Mavuba, der Kind kongoleischer Eltern ist. Er ist auf einem Flüchtlingsboot geboren, wo offenbar noch nicht mal die Position in internationalen Gewässer weit vor der Küste Angolas bekannt war. Da hat man als Geburtsort „auf hoher See“ in seinen inzwischen französischen Pass eingetragen.
[Hallo Georg, jetzt weist mich ein anderer Georg darauf hin, dass dieser Nick von ihm schon länger in Gebrauch ist. Deshalb die Bitte an den Georg dieses Kommentars, sich einen anderen Nick auszudenken… Tut mir leid, aber solche Doppelungen lässt die WordPress-Software leider zu. T.W.]
Find ich schon toll, SLH als Pate. Die Kleine kann stolz sein. Herzlichen Glückwunsch allen bei der Geburt beteiligten und der Mutter, vielleicht kehrt jetzt mal ein bisschen Ruhe in ihr Leben ein.
Das Glück wollte ich im Jahr 2000 herausfordern. Ich war damals auf der Fregatte Rheinland-Pfalz und der Schiffsarzt schwärmte stets von seinem tollen San – Bereich und den perfekten OP Tisch, der auch zum Gyn Stuhl umgebaut werden könne, wenn es denn sein müsste. Da sagte ich ihm, dass es toll ist, denn meine Frau wäre hochschwanger. Vielleicht würde es ja zur Familienfahrt klappen. -NEIN-, schwangere Frauen kommen mir nicht an Bord!! Schiffsarzt Ende. Ablegen war am 25.7.00 um 0900. Um 0905 ist mein Sohn geboren worden. Hätte ja klappen können!
Und alles Gute auch dem Herrn Stabsarzt. Sofern er sich nicht eigenständig bemüht hat, dürfte die Geburstkunde nicht zum Standard seiner Ausbildung gehören. Für nicht fachkundige Ärzte stets ein Erlebnis!
Ui. Danke für die vielen Antworten.
Egal wie es läuft VdL wird das Vorkommnis garantiert irgendwie versuchen auszubeuten. Entschuldigt bitte wenn das jetzt zu ketzerisch klingt.
Ein Kriegsschiff ist grundsätzlich KEIN exterretoriales Gebiet, so kann bspw. auch der Kommandant kein Asyl gewähren oder einen entsprechenden Antrag annehmen. Weder ein Deutscher noch irgend ein anderer. Im Gegnsatz zu Handelsschiffen genießen Kriegsschiffe aber völkerrechtlich Immunität (bspw. dürfen sie nicht durchsicht werden, selbst nicht in fremeden Häfen oder Hoheitsgewässern.
Die Staatsbürgerschaft richtet sich – wie schon richtig bemerkt – nach Herkunft der Eltern. Ob ein Berliner Standesamt die Geburtsurkunde ausstellt tut da nichts zur Sache.
Ich bringe gern eine weitere Möglichkeit bezüglich Sophias Geburtsort ins Spiel: Wenn bei uns in Deutschland ein Kind während einer Zugfahrt geboren wird, beziehungsweise während eines Fluges, dann soll angeblich der reguläre Zielort des Transportmittels der Geburtsort des Kindes sein. Übertragen auf Sophia wäre ihr Geburtsort also womöglich Tarent in Italien. Aber nix genaues weiß man.
Meine Frau war Japanerin, ich hatte einen Deutschen Pass und unsere Tochter Melissa wurde in London, unserem Wohnort, geboren. Sie hat einen Britischen Pass und ist daher Engländerin.
Wenigstens konnte der Thread Klärung bzgl. Staatsbürgerschaft bringen.
Was da für ein gefährliches Halbwissen rumwabert.
Ich wette, dass demnächst (vielleicht schon passiert) die automatische Einbürgerung in D gefordert wird. Als „Zeichen“ – für oder gegen was – je nach gusto.
Wie schön wäre es doch, wenn die junge Sophia in 19 Jahren als Oberfähnrich z.S. auf ihr Geburtsschiff zurück kehrt.
Hier noch ein follow-up:
https://bw2.link/H2AK4
>(hoffe es wurde nicht in den letzten 10minuten hier schon irgendwo gepostet).
Hallo alle zusammen, ich bin die Mutter vom Obermaat Charlie, der bei der Geburt dabei sein durfte. Die Staatsbürgerschaft der kleinen Sophia, die eigentlich Sophie heißen sollte ( Sophie x – gibt es in Mogadischu nicht) ist die, der Mutter.
Auch wenn diese Flüchtlingshilfe bei den Kameraden an Bord nicht nur Jubelschreie auslöst, so war das, Geburtshelfer sein zu dürfen, so sagte mein Sohn, das Größte, was er während seiner 8 Jahre Seefahrt erleben durfte.
Und ich bin auch ein bisschen stolz, das traut sich nicht jeder Mann zu, dabei zu sein.
So hat die lange Abwesenheit doch auch etwas sehr Positives, wenn man einem Kind hilft, das Licht der Welt zu erblicken.
@Rico
Noch schöner fände ich es, wenn ihre Heimat bis dahin wieder so sicher ist, dass die Geflohenen wieder dorthin zurückkehren könnten! Niemand verlässt seine Heimat gerne, und die Menschlichkeit gebietet es, den Geflohenen dabei zu helfen, so rasch und in so großer Zahl wie möglich wieder dorthin zurückzukehren. So schön es auch wäre, wenn möglichst viele blieben: Es wäre doch egoistisch, sie aus profanen Motiven wie dem Schließen von Personallücken von der Rückkehr abzuhalten oder ihnen deshalb die gebotene Unterstützung dabei zu verweigern.
Und hier noch ein Video dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=GxEKbAeecEw