Kriegsschiffe die beste Abschreckung gegen Piraten

NL_boarding-team_Atalanta2015

Auch wenn es zunächst wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist die Aussage dennoch ein bisschen überraschend: Piraten vor der Küste Somalias werden vor allem von der Präsenz der Kriegsschiffe aus verschiedenen Ländern abgeschreckt – und weniger von bewaffneten Sicherheitsteams an Bord von Frachtschiffen. Zu diesem Ergebnis kam eine gemeinsame Umfrage des UN-Büros für Drogen und organisierte Kriminalität (UNDOC) und der Organisation Oceans Beyond Piracy unter inhaftierten Piraten in Somalia. Bislang war in der Debatte über den deutlichen Rückgang der Piraterie vor dem ostafrikanischen Land meist auf das zunehmende Engagement der Armed Security verwiesen worden. Kaum noch ein Tanker oder Frachter verzichtete darauf, und so weit bekannt, wurde auch noch kein einziges Handelsschiff mit Bewaffneten an Bord von Piraten gekapert.

Die Piraten selbst sehen das ein bisschen anders. Aus der Mitteilung zur Umfrage (auf die mich ein südafrikanisches Verteidigungs-Portal aufmerksam gemacht hat):

International  naval  presence  was  frequently  reported  as a  concern  or  a  significant  contribution  to  deterring  pirates.  The  same  was true  for armed  guards  aboard  vessels,  although  to  a  lesser  degree  than  international  navies.    This  suggests  that  a  significant drawdown  in  naval forces  may  reduce  a  deterrent  factor  potentially  contributing  to  the  reduction  in  piracy.

Vor dem Hintergrund muss wohl auch der faktische Abbau vor allem der EU-Militärpräsenz in der Region bewertet werden.

Das seit Beginn der EU-Antipirateriemission Atalanta selbst gesetzte Ziel, mindestens fünf Schiffe in dem riesigen Seegebiet patrouillieren zu lassen, wird seit Monaten nicht mehr erreicht. Derzeit sind bei Atalanta ein spanisches und ein italienisches Schiff im Einsatz, mit drei Bordhubschraubern und vier spanischen Drohnen, außerdem ein spanischer Seefernaufklärer Orion P-3A. Deutschland hatte im Juli die Fregatte Bayern abgezogen und nicht, wie ursprünglich vorgesehen, mit der Fregatte Schleswig-Holstein ersetzt – die wurde im Mittelmeer-Einsatz gebraucht. Statt dessen wird die Korvette Erfurt aus dem Einsatz bei UNIFIL vor der libanesischen Küste herausgelöst und soll voraussichtlich ab dem 18. August als deutsche Einheit an der Antipirateriemission teilnehmen.

Unverändert gilt aber auch: Hauptgrund für die Piraterie vor Somalia ist die wirtschaftliche Situation im Land und teilweise das blanke Überleben. Ohne Änderung der Lebensverhältnisse in dem zerrütteten Land wird die Präsenz der Kriegsschiffe das Problem weiterhin nur eindämmen können.

(Foto: Niederländisches Boardingteam auf deutscher Fregatte – EUNAVFOR)