Deutsche Marine im Mittelmeer: Seenotrettung bleibt der wichtigste Auftrag

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am (heutigen) Samstag die beiden Schiffe der Deutschen Marine besucht, die bislang in der Mission Seenotrettung von Flüchtlingen und Migranten im Mittelmeer unterwegs waren… und künftig im Rahmen der EU-Militärmission EUNAVFOR MED zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität im Einsatz sind.

Aber Moment, ändert sich was für die Fregatte Schleswig-Holstein und den Tender Werra mit dieser ersten Phase des EUNAVFOR MED-Einsatzes, die der Aufklärung von Schleuserstrukturen dienen soll?

Wie es scheint, nicht so viel. Oder besser: vorerst nicht wirklich. Denn beim Besuch der Ministerin auf der Schleswig-Holstein vor dem Hafen von Catania auf Sizilien klang eines klar durch: Beide Schiffe haben weiterhin den Rettungsauftrag, den sie dann halt mit ihrem Aufklärungsauftrag kombinieren. Man könnte auch sagen: Aus deutscher Sicht ist die Seenotrettung weiterhin die eigentliche Mission. Die Militärmission kommt danach.

Dazu gehört sicherlich auch, dass der deutsche Kontingentführer, Kapitän zur See Thorsten Mathesius, nicht nur augenzwinkernd von einem Umbau der Fregatte zu einem Rettungsschiff sprach. Sondern dass der Kapitän auch recht deutlich machte, dass die für spätere Stufen der EU-Militärmission vorgesehene Zerstörung von Schleuser-Booten so einfach nicht wird: Die Boote, die zum Transport der Migranten genutzt werden, unterschieden sich eben nicht wirklich von den Booten, die zum Fischfang oder für Transporte vor der libyschen Küste genutzt würden.

Dass von der Leyen zwar die Notwendigkeit betonte, gegen die Strukturen der organisierten Kriminalität der Schleuser vorzugehen, in Details aber recht vage blieb (s. O-Ton ihres Pressegesprächs unten), geht ja in eine ähnliche Richtung: Außer der dringenden Aufgabe, Menschen aus Seenot zu retten, ist derzeit noch recht viel unklar.

Ein kurzes Gespräch mit dem Kontingentführer:

 

Mathesius_EUNAVFOR_MED_04jul2015     

 

und die Aussagen der Ministerin in ihrer Pressekonferenz an Bord der Schleswig-Holstein:

 

vdL_PK_Catania_04jul2015     

 

Der Vollständigkeit halber hier auch die Ansprache der Ministerin an die Besatzung der Schleswig-Holstein (ich denke, es ist trotz zwischendurch massiver Tonprobleme ein wichtiges Dokument):

vdL_Rede_Catania_04jul2015     

 

(Mehr Fotos und auch bisschen mehr Info gibt’s nach Rückkehr nach Berlin. Aber dann eher am morgigen Sonntag.)

(Foto: Besatzungsmitglieder der Schleswig-Holstein in den Schutzanzügen, die sie bei der Aufnahme von Migranten tragen)