Kasdorf rechnet ab

Zwei Monate vor seinem Ruhestand hat Heeresinspekteur Bruno Kasdorf in einem Interview der Süddeutschen Zeitung , nun ja, abgerechnet. Zwar betonte der Generalleutnant, beim Personal steht das Heer ausgezeichnet da. Doch beim Material sehe es doch deutlich anders aus.

Das Interview ist – bislang – nicht online, sondern nur in der Ausgabe vom 21. Mai zu lesen (jetzt schon elektronisch und am Donnerstag gedruckt). Deshalb hier ein paar Kernaussagen:

• Angesichts der veränderten sicherheitspolitischen Lage im Osten und den damit verbundenen veränderten Anforderungen an das Heer stellen wir nun fest, dass beim Material eine punktuelle Ausstattung nicht mehr ausreicht, dass wir bei der Modernisierung deutlich hinterher laufen und auch bei unseren Munitionsvorräten unbedingt zulegen müssen.

• Die Finanzausstattung ist heute nicht einmal im Ansatz ausreichend.

• Das Fehl zieht sich von den kleinen Ausrüstungsgegenständen wie einer zu geringen Anzahl an bestimmten Schutzwesten über stabilisierte, nachtsichtfähige Ferngläser, die Ausstattung unserer Infanteristen mit einer modernen Gefechtsausrüstung bis hin zu geschützten und ungeschützten Fahrzeugen und den dazugehörigen Anbaugeräten.

Es gäbe noch weitere Klagen des Inspekteurs, die hier hingehörten – von den Problemen mit der 80-Prozent-Ausstattung bei Großgerät bis zu durchhaltefähigen Munitionsvorräten in der derzeitigen sicherheitspolitischen Lage. Die SZ mag allerdings nicht, wenn man mehr als drei Sätze zitiert, deshalb muss hier erst mal Schluss sein – vielleicht lässt es sich später ja doch noch online nachlesen.

Auf jeden Fall relativiert das Kasdorfs wiederholte Aussage vom Weltklasseheer. Obwohl er das vermutlich in erster Linie aufs Personal bezogen wissen will. Das Material kann er nach diesen Worten nicht meinen – wobei das nicht wirklich eine Überraschung ist.

Nachtrag: Inzwischen ist zwar nicht das Interview im Wortlaut, aber eine umfangreiche Zusammenfassung online frei nachzulesen: „Der Investitionsbedarf ist riesig“

(Üblicherweise werden hier deutsche Verlagswebseiten nicht verlinkt; in diesem Fall ist eine Ausnahme gerechtfertigt.)

(Foto: Kasdorf am 10. März 2015 beim Panzergrenadierbataillon 371 in Marienberg)