Entführter Deutscher in Nordafghanistan frei – geflüchtet oder befreit? (Neufassung)

Nach fast sechs Wochen in Geiselhaft bei Kundus in Nordafghanistan ist am (heutigen) Freitagmorgen ein Deutscher freigekommen, der für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig ist. Das bestätigten das Auswärtige Amt und die Polizeibehörden in Afghanistan. Unklar bleibt allerdings, ob der Mann flüchten konnte oder von afghanischen Sicherheitskräften befreit wurde, ebenso offen ist eine mögliche Beteiligung des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.

Der GIZ-Mitarbeiter war am 18. April alleine in der Nähe von Kundus unterwegs, als er entführt wurde. Nach eigener Schilderung konnte er seinen Entführern entkommen, teilte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Markus Ederer, in einem Schreiben an die Obleute in den Bundestagsausschüssen für Auswärtiges und Verteidigung mit. Bundeswehrsoldaten hätten den Mann in Kundus abgeholt und zum deutschen Feldlager Camp Marmal bei Masar-i-Scharif gebracht, wo er ärztlich untersucht wurde.

Dagegen meldeten sowohl die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok als auch die Nachrichtenagentur Associated Press, der Entführte sei von der Polizei befreit worden:

[Provincial police spokesman Sayed Sarwar Hussaini] said that Stephen was rescued unhurt in a joint operation by special unit of Afghan National Police (ANP) backed by National Directorate of Security (NDS) from a hideout in Chardara district.

berichtet Pajhwok, ähnlich Associated Press:

A German aid worker who was kidnapped six weeks ago in northern Afghanistan was freed in a police operation early Friday morning, officials said.
The spokesman for the governor of Kunduz province, Abdul Wadood Wahidi, said the German was rescued by local security forces at around 2 a.m. in the Charhar Dara district.

Unklar bleibt, ob die Bundeswehr eine Rolle bei der Freilassung oder Befreiung des GIZ-Mitarbeiters hatte. Nach Informationen von Augen geradeaus! waren Ende April Soldaten des KSK sowie mehrere Transall-Flugzeuge nach Nordafghanistan verlegt worden, um für eine mögliche Befreiungsaktion bereitzustehen.

Von Verteidigungsministerium und Bundeswehr gab es – wie bei Einsätzen von Spezialkräften üblich – dazu keinen Kommentar. Auch der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes nannte in seinem Schreiben an die Obleute keine Details:

Der Krisenstab der Bundesregierung im Auswärtigen Amt war mit dem Fall intensiv befasst. Er tagt geheim. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Bundesregierung nicht zu Einzelheiten von Entführungsfällen und Geiselnahmen äußert, unabhängig vom Verlauf und Ausgang der behandelten Fälle.