Das Ende fürs G36 bei der Bundeswehr. In der derzeitigen Form… (Update: Haushaltsausschuss)
Gut drei Stunden hat am (heutigen) Mittwoch der Verteidigungsausschuss des Bundestages die Verteidigungsministerin und Beamte des Ministeriums zum Sturmgewehr G36 angehört. Dabei ging es um etliche technische Detailfragen, aber auch um die administrative und politische Verantwortung für die Präzisionsprobleme mit der Standardwaffe der Bundeswehr.
Unterm Strich nach den drei Stunden: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagt zwar, das G36 habe keine Zukunft in der Bundeswehr. Was sie im öffentlichen Statement (siehe unten) zwar nicht, aber im Ausschuss wohl sehr ausdrücklich gesagt hat: in der derzeitigen Form. Denn die Truppe soll langfristig ein neues Sturmgewehr bekommen. Und, als Überbrückung, vielleicht auch etliche neue Waffen für einen Teil der Bundeswehr. Was das wird, das ist alles noch offen – und die Ministerin hat sich offensichtlich bewusst den Ausweg offen gelassen, dass das auch ein modifiziertes G36 sein könnte. (Vielleicht mit ’ner anderen Nummer?)
Und klar ist auch: Einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss wird es wohl zu diesem Thema nicht geben. Sowohl die Grünen als auch die Linkspartei verwiesen darauf, dass sie erst mal abwarten wollten, welche Akten das Ministerium auf ihre Frage herausrücke, und die Antworten aufarbeiten wollten.
— Update zwischendurch: Nach Angaben des Grünen-Haushaltspolitikers Tobias Lindner gibt es vorerst keine Mittel für eine weitere Beschaffung von G36-Gewehren:
#Haushaltsausschuss sperrt einstimmig Mittel für G36
— Dr. Tobias Lindner (@tobiaslindner) April 22, 2015
—–
Eine vorsichtige Prognose: Es wird ein überarbeites G36 oder ein anderes Modell von Heckler&Koch als Übergangslösung geben; die langfristigen Anforderungen an die künftige Standardwaffe werden jetzt mal formuliert (was eigentlich schon längst hätte passieren müssen), und ein Untersuchungsausschuss wird nicht kommen.
Im O-Ton (die wg. der Tonqualität nicht verständlichen Fragen der Kollegen, das waren fast alle, habe ich rausgeschnitten):
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
.. und die Sprecher der Fraktionen in chronologischer Reihenfolge:
Jan van Aken, Linkspartei
Henning Otte, CDU/CSU
Rainer Arnold, SPD
Agnieszka Brugger, Grüne
Nachtrag: Wer sich das ganze lieber auf der Bundeswehrseite anhören möchte – das geht inzwischen auch. Mit Video. (Scheint mir aber ein bisschen kürzer – das Statement von der Leyen ist bei mir knapp fünf Minuten lang, bei der Bundeswehr 01:35 Minuten…)
Das wäre meines Erachtens ein einigermaßen vernünftiges Vorgehen und Ergebnis, für das man in den vergangenen Wochen (oder Monaten) beileibe nicht so viel Wind machen und Staub aufwirbeln hätte müssen.
denn sie wissen nicht was sie tun.
1. man weiß das wegen hyperbürokratisierung/vergaberecht und dsyfunktionalen strukturen eine neubeschaffung eines neuen sturmgewehres Äonen dauern wird.
2. man weiß das die wesentlichen von soldaten tatsächlich monierten defizite des g36 in ergonomie/visier und optikbereich liegn.
3. man weiß das diese probleme durch die bereits fertig in der schublade liegende beschaffung „modifiziertes g36 a4“ behoben werden würden mit dem resultat einer deutlich leistungsfähigeren waffe (inenrhalb der physischen leistungsparameter)
man versteht daher nicht wieso die sperrung der mittel g36 als dienst am soldaten ausgegeben wird obwohl sie im endeffekt bedeutet das selbige noch aus ewige zeiten mit anachronistischen schießprügeln durch die gegend juckeln die nicht nur die bekannten hitzeprobleme haben sondern ergonomisch und im punkto optik irgendwo auf 90er jahre niveau rangieren.
es ist einfach zum heulen
Flachbildschirme waren nicht attraktiv genug, also muss uns noch ein neues Gewehr spendiert werden!
(Das ist natürlich augenzwinkernd gemeint.)
Ich will hier mal einen Kommentar von Bang50 vom 01.04.2012 reinstellen, den mir die Suchmaschine gerade rausgeworfen hat. Eigentlich wurde damit vor über 3 Jahren schon alles gesagt:
http://augengeradeaus.net/2012/04/kein-aprilscherz-wenn-das-gewehr-heislauft/comment-page-1/#comment-33489
„Bang50 | 01. April 2012 – 20:27
Ich habe jetzt gewartet bis der neue Thread aufgemacht wurde.
Dazu möchte ich gleich ein Video verlinken in dem Larry Vickers über den “zero shift” beim G36 spricht.
http://www.youtube.com/watch?v=QM3a_kp6yMU&feature=related
(Ich hoffe ich darf noch youtube Videos verlinken? Ansonsten einfach löschen)
Bei 8:05 beginnt der G36 Part. Bei 11:05 kommt er auf das Hitzeproblem zu sprechen.
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Ist das G36 nun eine schlechte Waffe?
Die Frage ist relativ schwierig zu beantworten.
Beschafft wurde das G36 in einer Zeit als man einfachen Wehrpflichtigen eine Waffe an die Hand geben wollte die einfach zu bedienen und einfach zu schießen ist. In dem damaligen konventionellen mechanisierten Weltbild der Offiziere spielten also stundenlange Feuergefechte mit Infanteriewaffen kaum eine Rolle. Man nahm an, das Unterstützung von schweren Waffen wie Mörsern, Artillerie, BMK`s etc.. schnell zur Verfügung gestanden hätten um ein Infanteriegefecht zu beenden. Ich kann diese Betrachtungsweise der BW nicht verübeln. Die letzten echten Infanteriegefechte wurden in Vietnam geführt und das auch nur weil dort Jungel war.
Heute liegt das Weltbild der BW völlig anders. Die Soldaten sind Profis geworden denen man das Schießen so gründlich beibringen muss wie man früher das Fechten mit dem Degen erlernte. In Manövern wie z.b das überschlagende Ausweichen wird dann z.t mehr geschossen als der Wehrpflichtige in seiner ganzen AGA. Es ist nur natürlich das damit auch professionelle Anforderungen an die Waffe gestellt werden. Die angebaute Doppeloptik war in der Zeit des Massenheeres richtig. Heute bekommt der BW Lanzer die Krise in Afg. ,wenn das mini Fenster mit Staub zu ist, der Leuchtpunkt kaum noch zu sehen, die Waffe nach stundenlangen Feuergefechten zu heiß ist oder der Trefferpunkt abwandert usw..
Man kann also die Frage stellen ob das G36 für die heutige BW noch die richtige Waffe ist. Ich tendiere dazu das es für die Infanterieeinheiten Sinn machen würde neue Standartwaffen zu beschaffen. Nicht nur weil der Trefferpunkt bei großer Hitze schwimmt, sondern weil der klappbare Schaft für weite Schüsse (300m) konstruktiv nicht optimal ist, weil durch den oben liegenden Spannhebel der Schwerpunkt der Waffe bei montierten Optiken weit nach oben wandert, weil die hohe Visierlinie für präzise Schüsse suboptimal ist.
Dazu noch ein komplettes Optikkonzept: Nicht nur das neue Zeiss 4x aus dem IDZ 2
Der Rest der BW wird mit dem Standart G36 wahrscheinlich glücklicher, weil es immernoch eine sehr einfach zu bedienende und schießende Waffe ist.,
P.s Man sollte sich vielleicht daran erinnern, dass das Piston System im G36 ein Quantensprung in der Zuverlässigkeit von Waffen war und andere Länder mit wesentlich schwereren Problemen zu Kämpfen hatten. So fallen bei der L89 gerne mal die Magazine unten raus, die FAL hat anscheinend hin und wieder Probleme mit verklemten Patronenhülsen, die amerikanischen AR15 Systeme krankten lange Zeit an klapprigen Passungen zwischen “lower” und “upper” , hatten Probleme mit der Zuführung von Munition, da die Magazinfedern zu schwach waren und als direktes Gassystem sind sie anfälliger als Piston Systeme gegen Verschmutzung.
Ich kann im übrigen die Website von HK empfehlen. Dort ist das neue G28 der BW aufgeführt. Es gibt dort auch ein pdf. welches die Änderungen im Vergleich zum MR308 und den Standart AR10/15 Systemen beschreibt. Man wird feststellen, das HK wesentlich mehr gemacht hat als ein MR308 in RAL8000 anzumahlen. Die z.t aufwendigen Änderungen sollten einige Krankheiten der AR10/15 beseitigen und ein echtes AR10/15 Präszisionsgewehr schaffen.“
Ganz großes Kino:
Wenn sie etwas können unsere Parlamentarier, dann ist es die zeitlichen Abläufe von Vorgängen zu analysieren, im Nachinein festzustellen, dass man ab Zeitpunkt x hätte handeln müssen und das ein späteres Handeln ien Skandal mit entsprechenden politischen Konsequenzen zu sein hat.
Skandalisiert wird hier, dass unsere Soldaten im Einsatz durch ein nicht präzises G36 nicht den optimalen Erfolg hatten bzw. dadurch nicht hinnehmbaren Risiken ausgesetzt wurden.
Dabei wird so getan, als wäre der Krieg in AFG ein Duell, bei dem ich mich fair mit dem Gegner messen will. Sprich sein StG trifft und meines auch.
Völlig verkannt wird dabei, dass keine Armee der Welt den fairen Kampf mit gleichen Risiken auf beiden Seiten sucht. Habe ich das Geld beschaffe ich mir die Hardware, mit dem ich den Gegner bekämpfen während er noch nicht dazu in der Lage ist.
De facto wurden aber unsere Soldaten genau dazu von der Politik gezwungen.
Wer Mörser, Artillerie und Jagdbomber verweigert der zwingt zum Kampf Mann gegen Mann. Das ist irre!
Ganz banal ausgedrückt lassen unsere Parlamentarier die Soldaten über die Klinge springen nur um sich einreden zu können, dass man in AFG ja gar keinen richtigen Krieg führt und die ihre G36 nur dabei haben weil dort so viel geklaut wird.
Ich habe nichts gegen die Friedensbewegung, aber man sollte so ehrlich sein, zuzugeben, dass in einem bewaffneten Konflikt immer Menschen sterben. Mir persönlich ist es lieber, wenn es sich dann nicht um Kräfte der Bundeswehr sondern um deren Gegner handelt. Dazu muss das Parlament seiner Parlamentsarmee aber auch die Mittel in die Hand geben.
Airbus kann froh sein, dass dieFachkompetenz der Presse sich auf „Gewehr schießt geradeaus“ beschränkt. So kommt man anscheinend stets gut weg, egal wie katastrophal das gelieferte Produkt ist.
PS: laufen deutsche Soldaten in Zukunft nur noch mit leichten MGs rum oder wie stellt man sich das vor?
Nach der PM vom 21.04.2015 scheint HK wirklich sauer zu sein.
@ Mediator
Welche Konsequenzen denn ausser denen für das G36 und H&K?
@ xyz
Nicht nur Airbus kann sich der Ablenkung erfreuen. Vielleicht ist dies ja politisch gewollt?
Es scheint wir brauchen keine leistungsfähigen Rüstungsunternehmen in unserem Land. Ja diese Unternehmen machen Fehler. Die macht unsere Regierung, die machen WIR jeden Tag. Ein Produkt, welches auf dem Weltmarkt erfolgreich ist so öffentlich zu diskreditieren ist schon sehr fragwürdig.
Verstehen sie mich bitte nicht falsch auch das Unternehmen macht Fehler, aber ich Frage mich allen Ernstes ob die Verteidigungsministerin sich im Klaren darüber ist das zur Zeit alle Handwaffen der BW von HK sind.
Desweiteren stört es mich gewaltig wie wenig objektiv und vor allem wenig recherchiert die Medien berichten.
Ich bin kein Experte aber ich interessiere mich für Sturmgewehre schon sehr lange. Auch die USA haben Probleme mit ihren M4. Die sind aber viel schlimmer da es dabei um Zuverlässigkeit geht. Übrigens hat HK das Problem auf eigene Kosten in Zusammenarbeit mit Spezialeinheiten gelöst…Ergebnis das HK 416/417. auch das Problem mit dem englischen LA 80 wurde mit HK Hilfe gelöst. Also warum stellt man das Problem nach 20 Jahren fest und geht nicht zum Hersteller und fragt?
(Wenn das Verhältnis so ist wie bei AirbusHeclicopterD und der Güteprüfstelle dann wundert es mich nicht; bevor jemand das un Zweifel zieht-Persönliche Erfahrung)
Was will das BMVg mit den Gutachten ohne Herstellerbeteiligung bezwecken? Wenn wir einfach ein neues Gewehr wollen warum fragen wir nicht einfach oder erstellen erst einmal im voraus ein Lastenheft?
Wir machen genauso viele Fehler und kommunizieren auch noch schlecht, vergraulen die Unternehmen die uns helfen sollen. Ich als aktiver Soldat bin es Leid.
Wie wäre es mal mit etwas koordinierter Vorgehensweise, fundierten Berichten und ein wenig weniger Voverurteilungen?
Herr Wiegold auf diesem Wege vielen Dank für diesen Blog.
@ Thomas Bernhardt:
Die Diskussion dreht sich doch im Kreis.
Anfang der 1990er, nach dem Ende des „Kalten Kriegs“ wollte die Regierung Kohl ein möglichst billiges Gewehr.
Den Fehler haben die Briten Ender der 1970er auch schon gemacht.
Resultat war das LA85A1.
Jetzt wo man merkt, das reale Infanteriegefechte eben anders sind als die Anforderungen von damals, ändern man nicht die Anforderungen und schreibt neu aus.
Sondern macht den Liferanten schlecht, der damals das was gewollt war geliefert hat.
Die Briten haben, auch nach längerem Hin und Her, neue Anforderungen rausgeben und sich einen Hersteller gesucht, der das machen konnte.
Anforderung L85A1 120 Schuss / 24h
L85A2 150 Schuss / 8:40 Minuten
Haltbarkeit L85A2: 10.000 Schuss auf die Komponenten
(Kosten Ende der 1990er 300 GBP /Waffe)
In der Bundeswehr dürfte immer noch die erste Anforderung gelten.
Dabei reden wird hier, im Vergleich zu anderen Waffensystemen, über Kleingeld.
Meine Vermutung: Für die Infanterie (wozu die obere Führung in letzter Zeit anscheinend nur noch die Gebirgs- und Fallschirmjäger zählt) wird jetzt in aller Hektik irgendwas neues beschafft, während die große Masse noch 2020 standardmäßig mit G36A1, Lochkoppel und Feldhose, Jägerrucksack und Feldhose mit zu kleinen Taschen ausgestattet wird.
Natürlich könnte man jetzt auf folgende Idee kommen: Erfüllt das G36A1 die Anforderungen, die wir im Jahr 2015+ an ein Gewehr stellen, immer noch? Wenn nein, dann beschaffe ich entweder eine vernünftige Kampfwertsteigerung für alle Soldaten (verstellbare Schulterstütze!!! Optik mit großzügugerem Sichtfeld), oder ich ziehe eine Neuanschaffung in Erwägung.
Jetzt bestünde die Chance, das gesamte Handwaffenkonzept (Welche Waffe/Welchen Waffenmix braucht der Infanterist? Was braucht der Unterstützer?) inklusive Zubehör (Magazine, Magazintaschen und Waffenreinigungsgerät) mal auf den Prüfstand zu stellen. Und wenn wir schon mal dabei sind, können wir uns um die persönliche Ausrüstung (Kampfbekleidung Einsatz/Übung querschnittlich) auch mal kümmern.
Aber dafür bräuchte man halt eine Vision, was der deutsche Soldat im Jahre 2015 können muss und welche Aufgaben er zu erfüllen hat, damit man daraus ableiten kann, welche Ausrüstung er dafür braucht.
ein offensichtliches Ablenkungsmanöver soll politisch gewollt sein?! Ach quatsch!
@xyz: ja, es läuft wohl auf „lMG für jeden!“ hinaus.
@Mediator
„…..De facto wurden aber unsere Soldaten genau dazu von der Politik gezwungen.
Wer Mörser, Artillerie und Jagdbomber verweigert der zwingt zum Kampf Mann gegen Mann.“
Streiche Politik, setze mili Führung, dann stimmt es.
„Ganz banal ausgedrückt lassen unsere Parlamentarier die Soldaten über die Klinge springen nur um sich einreden zu können, dass man in AFG ja gar keinen richtigen Krieg führt und die ihre G36 nur dabei haben weil dort so viel geklaut wird.“
Falsch, die Parlamentarier sind dem Rat der militärischen Führung gefolgt und die haben oft nur das pol gewollte gefordert.
„Dazu muss das Parlament seiner Parlamentsarmee aber auch die Mittel in die Hand geben.“
Hat es! Zu welchem Zeitpunkt hat das Parlament CAS/CCA verhindert?
Es scheint jetzt aber etwas Gegenwind für die IBUK zu geben:
faz.net:
Einsatz-Soldaten über das G36
„Wir haben nie rechts gezielt und links getroffen“
Verteidigungsministerin von der Leyen nennt das G36 unbrauchbar. Soldaten, die mit dem Sturmgewehr im Gefecht standen, halten die Kritik für Unsinn – trotz bekannter Mängel. Sie vermuten andere Interessen hinter der Debatte.
Ein Hinweis auf eine Reuters-Geschichte, die ich schon im Sammelthread erwähnt habe:
Das laute Schweigen der Truppe im Streit über das G36
@Sensei
„ein Zweibein am Sturmgewehr ist der Beginn des Kommunismus“ (der Spruch stammt mW aus der Schweiz)
@Elahan:
Wo hat denn die BW ihre Unterstüzungswaffen?
Überschwere PzH2000 sind für Einsätzen wie in AFG wohl eher nicht geeignet.
Es ´fehlt doch überall.
Es drängt sich ein wenig der Verdacht auf, das es bei all dem H&K-Bashing eher um einen Profilierungsversuch von Flinten-Uschi v.d.L. handelt. Immerhin kündigte sie im Bundestag das Aus für die Waffe an. Da frage ich mich spontan, was mit all den anderen Baustellen der BW ist.
Wenn man nach über 20 Jahren zu der Erkenntnis kommt, dass das Standard-Sturmgewehr mehr als nur Repräsentationszwecken dienen soll, kann doch zugeben, das die Entscheidung von damals falsch war.
Soweit ich mich erinnere, war damals das G11 bereits seit 1968 in Entwicklung und nachdem die BW das Projekt infolge des Mauerfalls hat fallen lassen, geriet H&K in schwere finanzielle Turbulenzen.
Wenn v.d.L wirklich etwas innovatives haben wollte, würde sie an das Projekt anknüpfen aber vermutlich kommt doch nur wieder eine Quick & Dirty Lösung dabei raus. Irgendein 5,56-Verschnitt, dem seine Grenzen spätestens an afghanischen Lehmwänden aufgezeigt wird.
@ T.Wiegold:
Das versteht doch mittlerweile niemand mehr.
Wenn sich Anforderungen ändern, dann gibt man doch neue Anforderungen raus, beschafft neu und die Sache hat sich dann.
Man redet hier ja auch nicht über eine gewaltige Summe:
Maximal 1-2 Mrd. €, über mehrere Jahre Verteilt, da haben andere Rüstungsprojekte, die wesentlich unbrauchbarer sind ganz andere Summen in den Sand gesetzt.
Als Beispiel mal der „Tiger“.
Der Reservistenverband hat auf Facebook zu Bewertungen des G36 aufgerufen. Macht das der Bundeswehr-Verband auch? Wäre ja nett, mal auf diese Art die Arbeits-/Erfahrungsebene einzubeziehen.
Das Stück von Lorenz Helmicker in faz.net endet mit dem Zitat eines Soldaten: „Es geht doch um Politik.“ Der Mann hat Recht.
Am ende ist das G3 die neue Standard Waffe
Ja, an dieser Vision und dem Mut zur Diskussion darüber fehlt es m.M.n. tatsächlich – ich schließe mich Stephan L. an.
Mindestens im Ministerium schien mir das immer der Fall zu sein. Truppenintern, an den Schulen, in den Fachgruppen, waren die Überlegungen oft präsent – allerspätestens seit aus Afghanistan die ersten Stimmen über eine unzureichende Leistung der Gewehre laut wurden.
So gewinnt es noch ein wenig Profilierungsgeschmäckle. Mutti IBuK kümmert sich.
@ Alarich:
Es gibt auch Versionen des G3 in 5,56 x NATO
http://de.wikipedia.org/wiki/HK53
http://en.wikipedia.org/wiki/Heckler_%26_Koch_HK33
Zum Reuters-Geschichte: Im heutigen Statement bei N24 habe ich das auch vom Vorsitzenden DBwV gehört. Kurz: Truppe vertraut auf das G36, es gibt keine negativen Berichte aus dem Einsatz, dennoch muss auf das Untersuchungsergebnis reagiert werden, Entwicklungs- und Beschaffungsprozess für neue Waffe einleiten.
Hach, grad am WDR2 hören und dann kommt da der Herr Wiegold, sehr schön :)
@Polarstern
Vielleicht orientiert man sich bei der Lebensdauerforderung einer Handwaffe am CH53 oder der Bell? Und auch die 98k sind ja noch im Dienst! Auch wenn diese delaboriert sind.
@Thomas Bernhardt
Definiere „Leistung“ – die Diskussion hatten wir hier ja schon „at length“.
Tragische Folge der G36-Affäre
http://goo.gl/vnXfZj
Wie heißt es so schön in dem Film „Apollo 13“ als es gerade nicht mehr so gut läuft.
„Wir haben ca 1000 Probleme vor uns, aber jetzt sind wir leider erst bei Nummer acht. Und da redest Du von Nummer 692!“
@ Nathael
Schöner Beitrag, auch zur Gefahr für vdL!
Damit sind wir zu dem zentralen Punkt der Diskussion vorgestoßen. Es geht eigentlich nicht darum ob das G36 stark streut oder nicht. Es geht um die Frage wie sich das Heer in Zukunft die Landkriegsführung konzeptionell vorstellt. Möchte das Heer:
1. Mechanisierten Krieg gegen massierte Panzerverbände machen?
2. Nur schnelle „out of area“ Einsätze mit begrenzten operativen Zielen (Geiselbefreiung, Ausbildung, Unterstützung/Zerschlagung von asymmetrischen Angriffen etc…)?
3. Das gesamte Spektrum der hybriden Kriegsführung beherrschen?
Wenn Szenario 1. vorliegt, dann tut es auch in Zukunft das G36 und ein Paar MGs. Der Schwerpunkt liegt wieso auf „heavy metal“ und die Infanterie kann weitgehend vernachlässigt werden.
Wenn Szenario 2. vorliegt, dann kann man sich weitgehend die mechanisierten Verbände sparen und den Schwerpunkt auf leichte/schnelle Infanterie mit leistungsfähigen Flugzeugen/Hubschraubern legen.
Wenn Szenario 3 vorliegt, dann muss das Heer ein ausgeglichenes Fähigkeitsprofil bewahren, welches sich in jedem Szenario einsetzen lässt (die gepanzerten Verbände müssen nicht nur Angriff und Verzögerung kennen, sondern auch Unterstützung der Infanterie im asymmetrischen Gefecht/ die Infanterie hingegen muss nicht nur asymmetrische Kriegsführung wie in Afg. kennen, sondern Angriff und Verzögerung in Kooperation mit den mechanisierten Verbänden). Auf der Kehrseite lassen sich in diesem Szenario keine großen Panzerverbände oder viele Infanterieverbände unterhalten. Das Heer wird also lernen müssen mit den Verbänden zu arbeiten die zur Verfügung stehen und aus diesen max. Effektivität herauszuquetschen (bedeutet Konzeptionierung, Ausbildung, Ausrüstung und Versorgung auf einem hohen Niveau).
Die Diskussion über G36 verdeckt eigentlich nur, dass man sich vor dieser Festlegung scheut bzw. keine stichhaltige Konzeptionierung für das Heer vorlegen kann. Man macht eben Sicherheitspolitik nach Kassenlage und kann durch den nicht definierten Soll-Zustand niemals bzgl. Effektivität/Qualität gemessen werden. Man wurschtelt sich halt einfach weiter durch – in der Politik und im Militär.
@Bang50: Volltreffer, aber leider interessiert das zu wenige :-(
@Bang50
Ich denke, Nr. 3 wird kommen, die Übergänge sind ja fließend. Bei 2. haben wir gesehen, daß es „schnelle“ (kurze) Einsätze oft nicht gibt, insbesondere wenn man ein sicheres Umfeld schaffen und erhalten muß. „Landesverteidigung als Bündnisverteidigung“ ist ja festgeschrieben.
Allerdings reichen für 2. wohl auch 10.000 Gewehre für die Einsätze aus (zzgl. Ausbildungswaffen), eine querschnittliche Beschaffung wäre ggf. nicht notwendig.
TRAURIG.
Ich verstehe nichts von Handfeuerwaffen, aber den Beschaffungsprozess der Bundeswehr kenne ich ein wenig, weshalb diese unsägliche und für alle Seiten schadhafte öffentliche Diskussion nicht verstehe.
Im Rahmen der Beschaffung vor x Jahren muss das G36 ja wohl hinsichtlich seiner Eigenschaften spezifiziert worden sein. Dann wird ein Serienmuster hergestellt, von der WTD getestet und festgestellt, ob dieses den Anforderungen entspricht. Ggf. muss es nachgebessert und wieder geprüft werden. Nach erfolgreicher Abnahme des Serienmusters respektive ersten identischen Lieferung wird der Bauzustand des Liefergegenstands bei der WTD/dem BAAIN festgehalten und eingefroren, bis er durch z.B. geänderte Anfoderungen oder Materialen, etc. angepasst werden muss. Der geänderte Bauzustand ist wiederum gegen die Anforderungen zu prüfen und festzuhalten.
Im Rahmen der Serienlieferung prüft dann die GPS jede Lieferung gegen den aktuell gültigen Bauzustand und gibt die Ware frei oder nicht. Von dort geht die Lieferung ins Lager und anschliend zur Nutzung in die Einheit. Anforderungen, Prüfnachweise und -vorschriften, Abnahmen, etc. sind normalereise alle dokumentiert.
Für de Betreuung in der Nutzung gab es bis vor der letzen Reform einen Nutzungsleiter, der sich um die Materialerhaltung und Weiterentwicklung gekümmert hat. Stellt sich nun in der Nutzung heraus, dass der beschaffte Gegenstand nicht so tut wie er sollte, und die Prüfung bei der WTD z.B. im Rahmen eines Feldtests ein nicht repräsentatives Ergebnis geliefert hat, so wird der Nutzungsleiter eine Änderung ggf. Neu-/Nachentwicklung veranlassen und die bereits ausgelieferten Gegenstände u.U. nachrüsten lassen. Alle diese Vorgänge sind zu dokumentieren.
Zurück zum Ausgangspunkt.
Warum sieht man sich nicht erst einmal die gesamte Beschaffungsakte an und stellt fest,
a) was hätte geliefert werden müssen und
b) was geliefert wurde.
Wenn der Hersteller, das geliefert hat, was gefordert und abgestimmt war, dann hat dieser seine Aufgabe korrekt erfüllt.
Falls dieser nicht so geliefert hat, wie gefordert, aber trotzdem die Lieferungen abgenommen wurden, dann ist die unberechtigte Abnahme ein organisatorisches Problem des Beschaffungsamtes.
Falls Beschaffungsamt und Hersteller gemauschelt haben, trifft es beide Seiten.
Dem Hersteller kann generell nicht vorgeworfen werden, dass eine gültige Spezifikation gemäß des Beschaffungsvertrages im Sinne der aktuellen militärischen Nutzung falsch oder veraltet ist. Dies ist ein Problem der Bundeswehradministration/-zuständigkeiten und des Beschaffungsprozesses.
Bevor sich nun eine Behörde, irgendeiner ihrer Vertreter oder ein Abgeordneter öffentlich äußert, darf man wohl erwarten, dass zuvor eine Überprüfung der Sachverhalte erfolgt ist und – juristisch nachweisbar – in einem Bericht festgehalten sind, der anschließend den Betroffenen und später sicherlich in Teilen auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Unglaublich und vollkommen inakzeptabel finde ich die Vorabverurteilungen und subjektiven Darstellungen ohne faktenbasierte Grundlage meist aus politischen oder parteitaktischen Gründen, Selbstdarstellungsnöten und Imagepflege hochgesteller Pesönlichkeiten und vermeintlicher Experten oder Sensationsjournalismus.
Damit ist wirklich NIEMANDEM gedient. Schon gar nicht den Soldaten, die ihr Leben aufs Spiel setzen und auf eine funktionierende Versorgungkette mit geeignetem Material angewiesen sind.
TRAURIG, dass dieser Punkt inzwischen zu einer politischen Worthülse geworden ist.
@Bang50:
Dafür müsste man sich ja auf verschiedenen Ebenen und Bereichen ernsthaft mit dem Thema Krieg beschäftigen und müsste ggf. anecken.
Nö besser nicht – läuft doch auch so.
Die Medien treiben wiedermal völlig ohne Ahnung eine Sau durchs Dorf, und UvdL vor her. Ihr fällt alles auf die Füsse was andere vorher in langen Jahren verbockt haben. Sie macht jetzt wenigstens politisch genau das Richtige, sie durchschlägt den Gordischen Knoten. Respekt!
@Thomas Melber
Die 98k sind für diese Bundeswehr eigentlich mehr als ausreichend und passen perfekt zum Rest der Ausrüstung. Bei der Lagerhaltung der BW würde es mich nicht wundern, wenn sie noch genug davon finden, um die ganze Truppe damit auszurüsten.
@Ryan
„Überschwere PzH2000 sind für Einsätzen wie in AFG wohl eher nicht geeignet.“
Mag sein, aber nicht der Bundestag beschafft oder setzt ein sondern das BMVg.
Der Tornado war nur ohne Waffen in AFG und hätte damals noch genügend gehabt, einschl BK.
@Elahan | 22. April 2015 – 16:54
Man kann es drehen oder wenden wie man will:
Hat die Politik die politische Situation in AFG schön geredet oder waren es die mil. Führer.
Leider ist es in der Politik nicht so einfach und es gibt Wege, auf denen man sicherstellen kann, dass man genau das gemeldet bekommt was man hören will.
Dass es für die Bundeswehr bei ISAF kein realistisches Ausstiegsszenario im Jahrestakt gab musste die Verlängerung des Mandats im Bundestag jährlich sichergestellt werden.
Um „Wackelkandidaten“ aus verschiedensten politischen Lagern eine Zustimmung zu ermöglichen waren immer Kompromisse nötig.
Ein Kompromiss war u.A. lange Zeit der Verzicht auf schwere Waffen.
Die PzH2000 mag für die Bewegung in AFG zwar nur bedingt geeignet sein, aber in welchem Radius um unsere „Forts“ spielte sich den das Hauptkampfgeschehen für die Bundeswehr ab?
Sicherlich hat der Bundestag nicht direkt interveniert wenn es um Feuerunterstützung ging, aber spätestens nach dem „CAS Kunduz“ war hier die Bremse in den Köpfen der Militärs fest angezogen.
Auch ich bin für den verantwortungsvollen Einsatz von Waffen, aber genauso lehne ich es ab die taktische Entscheidung eines Führers vor Ort dazu zu nutzen, um mit dem politischen Gegner abzurechnen.
Ähnliches geschieht hier beim G36.
Kommunikationsstrategie sollte irgendwann wirklich ein Pflichtfach in der Schule werden, den genau darüber stolpern doch unsere Minister reihenweise. Die tatsächlichen Fakten interessieren nie jemanden, sondern nur wann, wer was gewusst hat.
Das sich jetzt manche Soldaten stark für das G36 machen ist zwar schön aber auch dumm. Sollen doch froh sein das es für den Sofortbedarf schnell was besseres zur verfügung gestellt wird.
Bei aller lieber zum G36 ich kann mir was besseres vorstellen und wäre froh es zu bekommen.
Bei n-tv ist das G36 ( unter Erwähnung von AG ) inzwischen der Aufmacher …
„Allerdings hat das Fachblog „Augen Geradeaus“ ein Bild aus dem eigentlich vertraulichen Bericht veröffentlich. Dort ist neben einem G36-Gewehrlauf ein weiterer Gewehrlauf zu sehen. Dieser, so mutmaßen Nutzer die des Blogs, stammt von einem HK416Bw. Wahrscheinlich ist dieses Gewehr dasjenige, das im Test am besten abschnitt.“
Die Probleme hat Verteidigungsminister Rühe schon geschaffen. Damals war er verantwortlich für die Beschaffung. Die Anforderung der Treffergenauigkeit lag bei 120 mm was ungefähr dem SG 550 entspricht. HK hat diese Werte aber nicht konsequent eingehalten und nur im kühlen Zustand liefern können. Kostenpunkt waren damals 1500 D-Mark.
Beschaffung von 150 Mio Schuss inklusive. Es ist übrigens in ganz Europa kalt und heiss – wer behauptet, dass in Afghanistan grosser Unterschied zur Türkei oder Südspanien sei irrt.
Dass sind immerhin NATO Partner. In Südrussland genau das gleiche.
Auch bei NDR 2 bei den 19:00 Nachrichten Nr. 1-Thema – fast 5 Min. lang, incl. Tel. Interview mit T.W.
Immerhin werden mal Experten gefragt und nicht nur im Nebel gestochert.
„Wenn dann am Ende ein Gewehr rauskommt, was noch besser ist, freu ich mich drüber – nur die Entscheidung ist dann halt ein bisschen komisch zustande gekommen.“
So sehe ich das auch.
@Peter
woher beziehen sie dieses wissen?
Die Daten stammen aus einer Spiegelausgabe zwischen 1997 – 1999. Explizit wurde vermerkt, dass man das neue Gewehr nicht für den KfOR Einsatz nutzen könne.
Ich finde es doch sehr „seltsam“ das man erst nach sovielen Jahren darauf kommt was schon kurz nach Einführung vielfach in der Truppe kritisiert wurde. Wobei HK hier das geliefert hat, was bestellt wurde.
Ein Schelm wer böses dabei denkt, ich vermute man wird es sehr eilig haben die G36 die man ja nicht verkaufen möchte zu verschenken… Vielleicht gleich an die Ukraine.
Warum habe ich eigentlich immer gut mit dem alten G 3 geschossen und dabei nur eine Diopter-Visierung genutzt?
…und die 7,62 x 51 haut auch da durch wo ich die 5,56 Murmeln mit dem Messer wieder rauspopeln kann weil sie steckengeblieben sind….
…diese Erfahrung hat die US Army bereits um 1965 in Vietnam gemacht….
Wenn ich die Wahl habe weiß ich nach welchem Gewehr ich greifen werde… und ja, ich weiß das ist subjektiv und ich kann es weder logisch noch technisch begründen…, aber ich fühle mich dann besser….
folgende spannende einlassung las ich eben…:
…ist die Erklärung für das Thema G36 sehr einfach. Eigentlich seltsam dass in der FAZ oder anderen Medien dieser Ansatz noch nicht zu finden war. Vor ca. einem Jahr gab es den Streit zwischen Gabriel und VDL über die Schlüsselindustrien in der Wehrbranche. Militärische Kleinwaffen wurden eindeutig nicht als dazugehörig definiert. Der Waffenexport ist eine Belastung für die Politik da man sich andauernd für ihn rechtfertigen muss. Er ist auch „moralisch“ dem politischen Mainstream ein Dorn im Auge. Wir sehen gerade wie man dieses Problem „politisch“ lösen kann: 1. Man schränkt den Kleinwaffenexport so gut wie möglich ein. 2. Man findet einen „Mangel“ um den Hersteller zu diskreditieren und um ihm.. 3. ..auch den größten inländischen Kunden (Bundeswehr) zu entziehen. Damit hat das Unternehmen keine Überlebenschance mehr im Inland. Man hat damit das Problem der Kleinwaffenexporte gelöst. Dass ein Unternehmen, 800 Arbeitsplätze und Know-how untergehen wird dabei in Kauf genommen.
Das mit dem Kaliber ist glaube ich oft genug durchgekaut worden, beide haben ihre Berechtigung. Es kommt auf den Waffenmix an.
@Peter
Hmmm würde ich echt gerne nachlesen , weil so ganz glauben kann ich es nämlich nicht. Wenn das schon zu dieser Zeit bekannt war zudem man eh nur 5er Gruppen geschossen hat.