Gemeinsamer europäischer Hubschrauber-Verband: Wer zahlt eigentlich?

Das Thema Multinationaler Hubschrauber-Verband verdient trotz des vorhin gestarteten neuen Drehflügler-Threads einen eigenen Eintrag. Denn Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am (heutigen) Freitag bei einer Konferenz des German Marshal Fund (GMF) in Brüssel nicht nur den Prozess zur Entwicklung einer europäischen Armee weiter vorangetrieben (sagt jedenfalls ihr Ministerium). Sondern sie hat auch Neues zu dem geplanten multinationalen NH90-Hubschrauberverband in Deutschland erzählt.

Nach dem GMF-Transkript (das insgesamt sehr lesenswert ist) sagte die Ministerin unter anderem auf die Frage nach Lufttransport im europäischen Zusammenhang:

It’s a good thought because we have a multinational helicopter institution in Germany. We build it up right now. So we are buying the helicopters. And small nations are fitting in with personnel and have the chance to equip their personnel with helicopters which are located in this multinational organization in Germany, when we buy the helicopters. Of course, this is the right idea. It’s the way to go. And we have — as a framework nation, of course we have to supply the frame with a lot of equipment and infrastructure so that other smaller nations can plug in with highly specialized personnel, which we lack. So we need them to. And that’s the way NATO works.

Wenn ich mir das mal so für mich übersetze: Wir kaufen die Hubschrauber und stellen die Infrastruktur, die anderen – kleineren – Nationen stellen das Personal. Und wir haben dann alle was davon. Als so genannte Framework Nation müssen wir halt den Rahmen stellen, mit viel Ausrüstung und Infrastruktur.

Dabei hatte ich Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker im vergangenen Jahr etwas anders verstanden, als er in einem Brief an Partnernationen diesen multinationalen Verband mit 22 NH90 als Forward Air MedEvac capability vorschlug. Und vor allem gleich dazu sagte, dass die Partner sich natürlich auch an Beschaffungs- und Infrastrukturkosten beteiligen sollten:

A significant and qualified participation is fundamental. It would be desirable, therefore, that participating nations contribute pilots, technicians and support personnel as well as medical staff and should share the procurement and running costs for the above mentioned 22 NH 90. Ideally, the nations contributions would be provided in the form of operational modules that could be used separately – i.e. for national access or up to unit level.

(Hervorhebung von mir, T.W.)

Zwischen der Aussage der Ministerin und des Generalinspekteurs könnten ja ein paar Millionen Euro Unterschied liegen. Aber vielleicht bringt ja die zuständige Staatssekretärin Katrin Suder ein bisschen Klarheit da rein. Die schrieb den für den Verteidigungsetat zuständigen Berichterstattern im Bundestags-Haushaltsausschuss am 3. März dazu einen Brief. Auszug:

Nach dem derzeitigen Stand der Planungen sollen die Beschaffung und der Betrieb im multinationalen „burden sharing“ erfolgen. … Vor dem Hintergrund der beabsichtigten Bündelung der Ressourcen Personal und Infrastruktur ist es seitens des Bundesministeriums der Verteidigung derzeit vorstellbar, dass Deutschland auf diesen Gebieten in Vorleistung treten könnte.

Also, jetzt ist mir völlig unklar, wer eigentlich diese 22 Hubschrauber letztendlich bezahlt. Der deutsche Verteidigungshaushalt? Die Verbündeten irgendwie? Oder warten wir mal ab? Wäre ja auch relativ unproblematisch, wenn die NH90-Helikopter nicht ohnehin schon viel später kämen als geplant. Und viel teurer werden.

(Archivbild: MedEvac-Hubschrauber alt – eine Bell UH-1D bei der Informationslehrübung des Heeres 2010 in Bergen)