ARD-Porträt über von der Leyen: Ein Jahr ‚Frontfrau‘ (Update: etwas später)
Ein TV-Hinweis für den späten (heutigen) Montagabend: Frontfrau – Deutschlands erste Verteidigungsministerin hat die ARD das Porträt genannt, für das Gesine Enwaldt die Ministerin Ursula von der Leyen über Monate beobachtet und neben der Politikerin selbst auch viele Leute aus ihrem Umfeld befragt hat.
Auch wenn das erst um 22.45 Uhr ausgestrahlt wird – könnte ja interessant werden. Eine Programmzeitschrift befand zwar Machen wir’s kurz: Kritisch klingt das nicht. Aber da mache ich mir lieber selbst ein Bild.
(Enwaldt hat auch mich für das Porträt interviewt, aber keine Ahnung, ob das Eingang in den Film gefunden hat.)
Update: Wegen einer eingeschobenen Sendung zum Tod des Regisseurs Helmut Dietl kommt das Porträt 15 Minuten später, um 23 Uhr.
(Foto: Bundeswehr/Lang)
Der WDR sendet heute um 22.00 Uhr ein dreißigminütiges Portrait von Anja Niedringhaus. Damit gleich zwei Portraits mit Blogbezug im deutschen Fernsehen.
http://www1.wdr.de/fernsehen/dokumentation_reportage/die-story/sendungen/gefaehrlicher-einsatz100.html
Bei tagesschau.de gab es auch grad einen Artikel über den sich der ein oder andere hier „freuen“ wird:
http://www.tagesschau.de/inland/sturmgewehr-101.html
Auch hier der Hinweis: Zum G36 gibt es einen ausführlichen neuen Eintrag.
Im Tagesspiegel (nö, keine Links) amüsiert gelesen, dass Günther Heiß, der Klavierlehrer von Ursula von der Leyen nun Geheimdienstkoordinator im Bundeskanzleramt wird.
@D. Borchers: Sind sie ein wenig in der Zeit verutscht? Heiß ist seit 2010 Leiter der Abteilung 6 im Bundeskanzleramt.
@Wanderer: In der tat, Artikel ist von 2009. Amüsiert trotzdem, aber sorry.
Wer nachher keine Zeit hat, in der mediathek ist der Beitrag schon ansehbar.
Etwas Kritik war tatsächlich vorhanden.
TW – Top Statements!,!
@Hr.Wiegold
Die Aussagen vom Obermaat der Fregatte und Ihre waren WAHR und AUTHENTISCH.
Das Gewäsch von Fr.UvdL hat zu meinem Bild von Unfähigkeit und Überfliegerei dieser Ministerin beigetragen.
Fr. Suder hätte sich lieber als General beworben.
Mir ist ganz schlecht geworden mit zunehmender Sendezeit.
Mein Fazit aus der Sendung:Diese zwei Frauen kriegen die Probleme der Bundeswehr nicht in den Griff!!
Vielen Dank, Herr Wiegold! Sehr schön die Passage mit den vier Stabsoffizieren (…)
Und „Hoppla!“ – Fr. Dr. Suder war suuuupeeer! Ich glaube ihr. Die nächste V.- Ministerin?
Die aktuelle Ministerin? Hier müsste doch die Frage sein, warum sie nicht bei den Soldaten ankommt! Vielleicht, weil wirklich jeder Handgriff nach einer großen Inszenierung aussieht?
Fr super erklärt Problemlösungen, auf die der filzen im haus viel früher hätte kommen müssen. ansonsten leider sehr bunte-stil – außer tw und der obermaat. schade. Chance vertan.
Insgesamt war das natürlich keine kritische Abrechnung, man will ja zur Frau Ministerin weiterhin einen guten Draht haben und einen Kaffee angeboten bekommen. Aber der Bericht hat durchaus Einblicke geboten, die zum Verstehen (nicht Verständnis) mancher Positionen dienen können.
Von Frau Suder habe ich nun ein etwas besseres Bild. Ich hoffe nur der simple Knopf der beim NH90 Probleme bereiten soll, ist als überspitzte Verkürzung der Gesamtumstände zu bewerten, und Frau Suder weiss dass die Probleme u.a. bei dem OHCP und RTM322 zu benennen sind.
Bezeichnend war der Besuch auf dem Schnellboot bei dem vdL sich gänzlich der Inszenierung widmet, anstatt ihren Untergebenen zuzuhören.
Ansonsten war Suder wieder sehr gut.
T.W. und der Obermaat brachten es auf den Punkt.
Am Ende bleibt bleibt wohl beim Zuschauer hängen:
Die vdL bringt den Laden voran
Hut ab vor dem Obermaat, der ganz ungeschminkt die Herabsetzung der körperlichen Standards für Soldaten kritisiert ,weil auf seinem Boot „50% der Besatzung nicht mehr in der Lage sei einen Atemschutz zu tragen“
Der scheint mehr Mut zu haben, als die ganze goldbelaubte Führungsriege. Hoffentlich muss er dafür nicht Karrierenachteile in Kauf nehmen.
Sehr auffällig fand ich VdLs Antwort auf die Frage, wie sie den Eltern Gefallener gegenüber treten will. Entgegen ihrem sorgsam gepflegtem Mutterimage wwich sie diesem emotionalstem aller BW-Themen mit staatstragenden Verweisen auf Bündnistreue und dem Verbleiben in Nato, EVG und UN aus – da hat selbst Ihr männlicher Vorgänger mehr Mitgefühl erkennen lassen.
Eine ausgewogene Darstellung. Weder glorifizierend noch übertrieben boulevardesk.
Hat mir gut gefallen und gab doch einige interessante Einblicke.
Einmal gut geschmunzelt bei 17:55min über Otto Walkes.
Und einmal ungläubig gestutzt über den ausgemusterten Kampfpanzer Leopard 2.
Fand die Darstellung insgesamt gut, leider zu später Sendezeit Punkt.
Wesentlich für mich die unverblümte Aussage des Obermaat der Brandenburg zu gesenkten
Anforderungen der körperlichen Leistungsfähigkeit, das nennt ich mal Zivilcourage, gut gemacht!!
Leider ein Thema, zu dem nur geschwiegen wird. Niedrige Anforderungen, um niemanden abzuschrecken um kaum geeigneten und Frauen den Zugang zu erleichtern. Nichts gegen weibliche Soldaten aber, „entscheidend ist auf’m Platz“, sprich im Gefecht. Uneingeschränkte physische Leistungsfähigkeit ist Basis jeden Handelns, ansonsten produzieren wir Soldaten 2. Klasse.
Diejenigen mit innerer Kündigung
Suder ist ein über aus heller Kopf, der unmittelbare Zutritt der PL zu ihr bringt hoffentlich die Zwischenvorgesetzten zum Schwitzen! Ich denke, sie weiß, wo der Hammer hängt.
VdL ist nur auf Ihre Darstellung bedacht, dass wertet sie selbst ab. Und trotz Stress, immer noch ruehrige Mutter.
TW mit den Bemerkungen zu StOffz und Lufttransport sowie der Obermaat waren die besten Aussagen.
Nachtrag:
Der Bericht hatte Ähnlichkeit mit Kreuzfahrtschiff-Test.
Die Frage, die sich das Filmteam am Anfang gestellt hat (ob sie benutzt werden als PR von der Leyens), kann man mit ja beantworten, denn das Filmteam hat es sich doch zu leicht gemacht.
Man will halt wieder eingeladen werden und daher wurde viel zu wenig kritisch nachgefragt. Also nachgehakt bei der Ministerin.
Nur weil man den verteidigungspolitischen Sprecher einer Oppositionspartei interviewt ist es ja nicht gleich eine kritisches Auseinandersetzung. Das sagt der auch so schon jeden Tag.
Von der Leyen hat sich mal wieder schön in Szene gesetzt. So wie es der SPD Politiker beschrieben hat: „das erste was super lief, war die Presseabteilung“.
„Es ist nur ein Knopf“… naja. Liest sich hier im Blog aber schon bisschen anders :)
Aber gut, die Sendezeit hätte nun wahrlich wirklich nicht gereicht um das alles zu erklären.
„Industriepolitik der 80er/90er Jahre…“, ach und heute macht das Verteidigungsministerium unter von der Leyen das GANZ anders?
Sehe ich ja nicht so ehrlich gesagt.
Und gut war wirklich T. Wiegold mit dem 4 Stabsoffizieren nach Afrika (umfassende Hilfe :) ) und natürlich der Bootsmaat.
Gerade seine Ausführung zur Attraktätivitätsoffensive in Bezug zur Freundin versus Familie/Ehe.
Und Materiallage hätte ich allgemein mal direkt angesprochen. Es gibt nicht nur Großgerät wie NH-90.
So was habe ich mir auch mehr gewünscht in diesem Portät. Sie soll ja nicht an die Wand gestellt werden, aber ich hätte sie damit was der Bootsmaat angesprochen hat konfrontiert. Dann gebe es zwar keinen Kaffee aber auf diese Familienstorys a la „Pferd füttern“ und „Tagesplanung mit Joggen“ kann ich verzichten. Das hört man von ihr sowieso schon zu oft und zu selten fachlich wichtiges.
Ach und wie sie dann doch immer wieder nebenbei betont dass manche Probleme mit ihr damit zu tun haben, dass sie vielleicht eine Frau sei. Nee, eher wie sie mit dem Problemen umgeht. Egal ob Mann oder Frau, sich ständig nur in der Kamera zu zeigen ohne die Probleme zu lösen – das ist was stört.
Werbung ist das Eine, Selbstinszenierung und Geltungsbedürfnis das Andere.
Ich stimme den Kommentatoren zu, dass die Statements des Obermaats und von Herrn Wiegold die Sache auf den Punkt brachten.
Aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass die Gegenüberstellung von Aussagen der Verteidigungsministerin zur Übernahme von mehr Verantortung in der Welt und (nur) der Entsendung voneinigen Stabsoffizieren in ein Konfliktgebiet im Statement von Herrn Wiegold sehr verkürzt ist oder zumindest im Beitrag so rüberkommt.
Ursula von der Leyen ist zwar die IBuK, über das tatsächliche Engagement der Bundeswehr bei solchen Einsätzen entscheidet allerdings die gesamte Bundesregierung im Zusammenspiel mit den Regierungsfraktionen bei einer Letztentscheidung durch den Bundestag.
Und da wusste schon Otto von Bismarck, dass Politik die Kunst des Möglichen ist.
Kein schlechter Filmbeitrag. Auch der Sendezeitpunkt ist okay (eine Ausstrahlung zur Primetime wäre wohl eher übertrieben gewesen). Und Schwächen gibt es immer.
Einiges erinnert ein wenig an die Zeit von KT, allerdings mit 2 Abweichungen: (1) Das Standing Guttenbergs in der Truppe selbst war vermutlich von Anfang an stabiler, wenn nicht gar euphorischer (das kann sich bei der jetzigen IBuK freilich noch ändern), aber vor allem (2) ist Frau vdL wohl nicht so unklug, sich schlecht abwälzbare, zutiefst persönliche Schwachstellen samt miserablem Krisenmanagement zu leisten. Insgesamt hat sie eine gute Chance, eines Tages gestärkt aus diesem Amt heraus zu gehen – was einem wahren Kunststück gleichkommt.
Interessant auch der Vergleich mit TdM, der fachlich so versiert wie kaum ein anderer ist, aber sich eben nicht so geschickt verkauft. Mal sehen, welcher Typ sich langfristig in der „noch größeren Politik“ durchsetzt.
Was sie zu UvdL und vor allem zu TdM posten……
LOL
Aber den Ironiemodus haben sie nicht vergessen, oder?
TdM fachlich versiert?
Es ist seine Reform, die der Bw gerade um die Ohren fliegt.
@KeLaBe
„… hat sie eine gute Chance, eines Tages gestärkt aus diesem Amt heraus zu gehen – …“
Ich für mein Teil hoffe, die Bw geht gestärkt aus der Amtszeit der Frau Minister hervor – unabhängig von ihrer „Folgeverwendung“.
@ CRM-Moderator
Nein, den Ironiemodus habe ich nicht vergessen. Sorry. Eine Bewertung von Personen ist ja auch immer subjektiv.
Aber es ist mir neu, dass die fünf oder sechs Reformen vor TdM (einschließlich der jeweiligen finanziellen Unterlegung) so entscheidend weiter geholfen haben. Wenn uns etwas um die Ohren fliegt, dann ist es das Gesamtpaket unzulänglicher Ansätze seit 20 Jahren.
Genau.
Und TdM hat mit seinem „Sack-ist-zu“ dem Ganzen die Krone aufgesetzt.
Jeden Tag poppen die Standortfehlentscheidungen die E_R getroffen hat hoch. Siehe heute wieder Altenstadt. Aber der Mann gibt sich so unheimlich staatstragend. Dreist.
NH90/MH90 vergessen?
Seine rechte Hand S.B.?
Wie „erfolgreich“ waren denn seine Reformen im BMI?
Kann mir bitte jemand 1e Erfolgsgeschichte des BMVg TdM aufsagen, die er zu verantworten hat? Vielleicht habe ich was verpasst.
Ich finde es mittlerweile etwas ermüdend, die Fehlleistungen sämtlicher verantwortlicher Politiker in diesem Amt damit zu entschuldigen, die Vorgänger hätten es ja schließlich auch nicht besser gemacht. TdM ist nur einer unter Vielen, die kamen, sahen und im alten Schema weitermachten. Und dann weitergezogen sind, um den Scherbenhaufen dem Nächsten zu überlassen. Wenn das der Anspruch des Oberkommandierenden ist, muß man sich über das fehlende Engagement weiter unten nicht wundern.
Ermüdend ist allerdings auch der Versuch, alles ausschließlich bei dem politisch Verantwortlichen abzuladen und damit von anderen Unzulänglichkeiten darüber und darunter abzulenken. Man kann einem Rühe, Scharping, Struck, Guttenberg, de Maiziére oder Frau von der Leyen sicherlich vieles vorwerfen – aber nicht, dass sie „im alten Schema weitermachten“. Alle haben den Ernst der Lage sehr wohl erkannt und trotz z.T. erheblicher Widerstände im eigenen Haus schon etwas Neues probiert, mit zugegebenermaßen allerdings meist mäßigem Erfolg. Aber das jetzt näher auszuführen sprengt den Thread.
Also noch mal: Wenn man möchte, dass Frau vdL Erfolg hat, wird man sie wohl unterstützen (und sinnvoll – d.h. durchaus auch selbstkritisch – beraten) müssen. Anderenfalls geht es mit Sicherheit schief. Wie bisher meist auch.
Da haben sie Recht (wenn ich mir überhaupt eine Wertung anmassen kann).
Frau vdL sollte aber auch langsam herausfinden, wer sie „sinnvoll“ berät und wer nicht.
Nun habe ich mir die Sendung zum zweiten Mal angeschaut und muss feststellen, dass ich eine andere Wahrnehmung von Frau. vdL Amtsübernahme hatte: ab Minute 42:30 suggeriert Sie, Sie sei in das Amt gedrängt worden…ach so, ja klar.
Und Frau Frau Suder ist der Meinung, es dauert mindestens zwei Jahre bis so ein Konzern umgesteuert wird…Dann hat der Tanker (um ein Marinebild zu nutzen) ja die Wende zum Guten vollzogen und der Lotse kann fröhlich nach vollbrachter Tat von Bord.
Wer kann schon nach getaner Arbeit einfach mal die Füsse auf den Deckchair legen und die Früchte der eigenen Arbeit geniessen, wenn es doch noch sovieles anderes gibt, das man(n) oder frau verschlimmbessern kann.
Ein enthüllender Bericht, der aufzeigt was noch auf uns zukommen kann. Ich lächelte und war froh….(SCNR).
Nach verpasster Erstausstrahlung. Ob Fr. vdL oder Fr. Suder, es hat deren teilweise euphorische Bezugnahme auf Unternehmen eine Saite klingen lassen. Zwei Jahre mögen genug sein, um bestehende Strukturen aufzubrechen. Allerdings sind der Privatwirtschaft entnommenen Strategien kein automatischer Garant für Erfolg und Qualität. Ein Vaterlandsdienst sollte nicht in unternehmerische Strukturen gefasst werden. Überspitzt ausgedrückt ist die Bundeswehr kein Dienstleister für Landesverteidigung und -sicherheit, alà Blackwater. Dienst ja, aber kein Dienstleister. Oder konsequent weitergedacht wäre zum Bsp. dann der „Einbezug von externer Beratungskompetenz bei der Unterstützung und Abwicklung von komplexen Beschaffungsprojekten“. Und bei externen Beratungsfirmen, wie z.B. Northrop Grumman würde dann ein paar Jahre später ein weiterer Vertrag stehen, über das Controlling des bestehenden Consultings. Es sollte nie vergessen werden, dass Unternehmensberatungen nie dieselben Ziele verfolgen wie Staaten. Ausserdem kann man sehr schön beobachten, wie kontinuierlich das bestehende Know-How outgesourced wird. Ausgedrückt im PowerPoint Slang.
@2ct. | 03. April 2015 – 21:27
Ich gebe Ihnen Recht, dass Erkenntnisse und Strategien aus der Privatwirtschaft nicht eins zu eins auf Streitkräfte übertragen werden können. Es gilt aber zu analysieren, welche Elemente aus den (zivilen) Wirtschaftswissenschaften übertragbar sind, welche nicht und welche modifiziert werden können und müssen.
Mal ein Beispiel aus dem Gesundheitsbereich: Lange wurde argumentiert, wirtschaftswissenschaftliche Erkenntnisse seien auf Krankenhäuser überhaupt nicht anwendbar. In einem Krankenhaus gehe es um die Heilung von Menschen, nicht um Profit. Mit diesem Totschlagarguement wurden Jahrzehnte lang offensichtliche Unwirtschaftlichkeiten kaschiert und rote Zahlen gerechtfertigt. Der Kostendruck hat zu einem Umdenken gezwungen, der allerdings wiederum auch zu Fehlsteuerungen geführt hat. Im Ergebnis jedenfalls ist eine heutige moderne Klinik auch in ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht mit einem Krankenhaus von vor 25 Jahren vergleichbar. Die Verbesserungen im wirtschaftlichen Bereich in Verbindung mit neuen Organisationsstrukturen hat in der Folge meist auch zu einer enormen Steigerung der medizinischen Leistungsfähigkeit geführt.
Die Kunst besteht darin, durch kluge Analysen Methoden und Verfahrensweisen zu identifizieren, die auf die besondere Situation, Struktur und Aufgaben von Streitkräften angewendet werden können.
Wie Frau Suder in dem Beitrag an einer Stelle ausgeführt hat, geht es dabei teilweise um ganz banale Dinge: Die Kultur im Sinne von „Das wollen sie gar nicht wissen, Frau Staatssekretärin“ geht nicht, nicht in Unternehmen und nicht in Streitkräften.
Natürlich gibt und gab es unsinnige „Betriebswirtschaftsexzesse“ in der Bundeswehr, genau so wie es militärische Hinterwäldler und Vertreter der Haben-wir-immer-so-gemacht-wo-kommen-wir-hin-wenn-wir-es-anders-machen-Fraktion gibt. Da gibt es noch viel zu tun. Ich habe das Gefühl, dass die derzeitige Ministeriumsleitung gewillt ist, die Problem anzugehen.
Der kurzfristigen Antwort entnehme ich ihren Hintergrund in der Unternehmens- und Krisenkommunikation, unter beibehalt der Informationshoheit. ;-) Letztendlich werde ich aber das Verteidigungsministerium, unabhängig ob dies von einer Ministerin oder einem Minister geführt wird, daran messen, ob unseren Soldaten und Soldatinnen für ihren wichtigen Dienst in Zukunft ein grösserer Rückhalt entgegen gebracht wird, auf eine Austattung und Ausrüstung vertrauen können, die einer führenden Technologienation wie Deutschland gerecht wird und Deutschland ein verlässlicher Bündnispartner ist. Zu beobachten wird auch sein, wie sich daneben die Fürsorgepflicht des Dienstherrn entwickelt. Dabei meine ich insbesondere die psychologische Betreuung im Einsatz, aber auch bei den Heimkehrern. Der frühzeitigen Feststellung und Behandlung von Störungen, der Suizidprävention. Nicht unter dem Dach der Seelsorge. Eher wie bei den amerikanischen Militär-Psychologen (Landstuhl), die einen guten Ansatz bei der Therapie am (Rückkehr zum) Einsatzort erziehlen. Ihre Referenz zum Gesundheitzsystem sehe ich kritisch, da ich das Vergnügen habe die SRH in Baden-Württemberg, einem Gesundheits- und Sozialmoloch beobachten zu dürfen, dessen Lebensinhalt darin zu bestehen scheint, unter dem Dach der Gemeinnützigkeit, kleinere und innovativere Krankenhäuser und Schulen zu übernehmen und nach sich wiederholenden Muster abzuwickeln. Soweit ich weiss besteht sogar ein Scout-System, bei dem es zur Strafanzeige gekommen ist. Dieses Thema ist allerdings im Blog von Herrn Wiegold deplaziert.
2ct. | 05. April 2015 – 12:23
Ihre Mutmassungen zu meinem Hintergrund kann ich nicht ganz nachvollziehen. Zumindest war ihr Post in meinen Augen kein Grund zur Krisenintervention. Wir sind zumindest im Ergebnis ja gar nicht so weit auseinander.
Ich wollte mit meinem Kommentar nur deutlich machen, dass sich (zivile) betriebswirtschaftliche Methoden, Streitkräfte, Vaterlandsdienst und Kameradschaft nicht grundsätzlich gegenseitig ausschliessen.
Sie selbst sprechen einen weiteren Bereich jenseits der Betriebswirtschaft an. Die Bundeswehr hatte bis vor wenigen Jahren einen erheblichen Nachholbedarf bei der Behandlung und Versorgung von psychischen Verwundungen.
Das Phänomen PTBS wurde nicht nur in Streitkräften die historisch länger in Kampfeinsätzen waren, wie in ihrem Besipiel des US Armed Forces, früher als Problem erkannt. Auch zivile Einrichtungen wie Polizei, Feuerwehr oder sogar die Deutsche Bahn haben früher als die Bundeswehr zur Kenntnis genommen, dass neben offensichtlichen somatischen Verletzungen psychische hinzutreten können. Da konnte – und musste – die Bundeswehr eine Menge dazu lernen – und hat es nach meiner Einschätzung auch getan.
Nichts anderes macht die (neue) Bundeswehrführung. Erkenntnisse aus dem zivilen Bereich auf die Streitkräfte übertragen. Die Kunst besteht darin, zu erkennen, was übertragbar ist und was nicht. DASS es Änderungsbedarf gibt, zeigt nicht zuletzt dieser Blog. Über den Weg kann man sich streiten. Dass es das dabei in der Vergangenheit Fehler gegeben hat, ist eine Binsenweisheit. Es gilt in der Bundeswehr nichts anderes als in anderen komplexen Systemen: Aus Fehlern kann und muss man lernen.
Den Vorgang nennt der Wirtschaftswissenschaftler übrigens Change Management. Eine Aufgabe, für die vor allem Frau Suder nicht die schlechteste Wahl ist.