Probleme beim Antrieb: Bundeswehr legt alle Minenjagdboote an die Kette

Die Bundeswehr hat alle ihre 15 Minenjagdboote bis auf Weiteres aus dem Verkehr gezogen, nachdem auf drei Booten Risse in der Kupplung zwischen Motoren und Getriebe festgestellt worden waren. Die Mitteilung der Deutschen Marine vom heutigen Mittwoch dazu:

Bei einer geplanten Werftliegezeit zur Wartung des Minenjagdbootes „Rottweil“ stellten Experten der Tamsen-Werft am Montag Risse in beiden Kupplungen zwischen den Antriebsmotoren und den Getrieben fest. Im Zuge weiterer Kontrolluntersuchungen auf zwei weiteren Minenjagdbooten ergaben sich die gleichen Schadensbilder.

Die Beschädigungen gefährden bei Betrieb der Antriebsanlage das Maschinenpersonal und können schwere Folgeschäden an den Antriebsanlagen verursachen.
„Ich bin froh, dass wir den Schaden rechtzeitig entdeckt haben“, erklärte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause. Er habe umgehend angewiesen, die Antriebsanlagen aller Minenjagdboote bis zur Behebung der Schäden der Nutzung zu entziehen. „Es kommt jetzt darauf an, dass wir gemeinsam mit der Werftindustrie und unseren Fachleuten eine tragbare technische Lösung zur Instandsetzung der Kupplungen finden.“ sagte Krause im Marinekommando in Rostock. Ein erster, konkreter Vorschlag zur Reparatur der Kupplungen werde bereits durch die Herstellerfirma und Technikern der Bundeswehr diskutiert.

Ein bisschen Glück im Unglück: Als der Schaden entdeckt wurde, befanden sich alle 15 Boote im Heimathafen und keines im Einsatz oder in einer Übung.

Nachtrag: Aus einer Aktualisierung auf der Webseite der Marine geht hervor, dass von dem Problem auch die NATO-Verpflichtungen betroffen sein könnten:

Die Minenjagdboote „Auerbach“ und „Bad Bevensen“ sind ab Januar 2015 für die Einsatzverpflichtungen in Ständigen NATO-Minenabwehrverbänden geplant.
„“Wir werden jetzt mit Hochdruck die Instandsetzung dieser beiden Einheiten vorantreiben“,“ sagte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause.
Nach derzeitiger Planung kann die Reparatur der Kupplungen auf „Auerbach“ und „Bad Bevensen“ bis Ende Januar abgeschlossen sein.

Nachtrag 19. Dezember: Am (gestrigen) Donnerstagabend hat die Marine den Sachstand aktualisiert:

Der Einsatz der „Auerbach“ und der „Bad Bevensen“ in den ständigen NATO–Einsatzverbänden ist nach derzeitiger Instandsetzungsplanung ebenfalls sichergestellt. Die Deutsche Marine erfüllt damit ihre NATO-Verpflichtungen.
Zuvor begutachteten Techniker der Bundeswehr gestern und heute den Instandsetzungsvorschlag der Herstellerfirma der Kupplungen. Der Vorschlag sieht vor, auf allen Minenjägern und Hohlstablenkbooten die Kupplungen auszutauschen.
Die dafür erforderlichen amagnetischen Kupplungen sind Sonderanfertigungen für die Deutsche Marine, denn Minenabwehreinheiten benötigen zum Eigenschutz eine möglichst geringe magnetische Signatur. Der Hersteller wird 20 dieser Kupplungen Anfang März 2015 liefern. Die neuen Kupplungen werden entsprechend verstärkt ausgeführt, um künftig Rissbildungen zu verhindern.
Noch heute liefert die Herstellerfirma für das Hohlstablenkboot „Auerbach“ zwei ferromagnetische Kupplungen. Diese Kupplungen werden durch die Wehrtechnische Dienstelle 71 magnetisch behandelt, um deren magnetische Signatur zu minimieren. Nach dem Einbau der Kupplungen erfolgt die Vermessungsfahrt zur Ermittlung der magnetischen Eigensignatur der „Auerbach“. „“Die Instandsetzungslösung für die „Auerbach“ kann ich verantworten, da Hohlstablenkboote eine Position abseits eines Minenfeldes einnehmen““, so der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause. Das eigentliche Minenräumen erledigen die sogenannten Hohlstäbe. Das sind ferngesteuerte, detonationsfeste, kleinere Boote, die durch Lärmerzeugung und Magnetfelder Minen zur Explosion bringen können.
Der Minenjäger „Bad Bevensen“ erhält eine neue amagnetische Kupplung. Die schadhafte zweite Kupplung wird durch amagnetische Metallschienen mit L-Profil verstärkt, um die Rissbildung durch Materialauftrag zu kompensieren.
Die Reparaturen beider Boote werden laut aktueller Planung Ende der 2. Kalenderwoche 2015 abgeschlossen sein.
Anschließend bereiten die Besatzungen sich selbst und die Einheiten auf die bevorstehenden Einsätze in den ständigen NATO-Verbänden vor. Für den 19. Januar 2015 ist das Auslaufen der „Auerbach“ geplant, gefolgt vom planmäßigen Auslaufen der „Bad Bevensen“ am 2. Februar 2015.

Außerdem soll (erneut) der Tender Donau als Flaggschiff eines NATO-Minenabwehrverbandes ab Januar zur Verfügung gestellt werden.

(Archivbild 2007: Die Minenjagdboote „Fulda“ (M 1058), „Überherrn“ (M 1095) und „Passau“ (M 1096) in einem norwegischen Fjord – Bundeswehr/Hauke Henrik Bunks)