Deutsche Unterstützung für kurdische Milizen: Waffen für vier Großverbände
Zur Unterstützung der kurdischen Milizen im Kampf gegen die ISIS-Terrorgruppen im Nordirak hat die Bundesregierung am (heutigen) Sonntagabend eine umfangreiche Waffenlieferung beschlossen. Insgesamt stellt Deutschland neben – bereits zuvor beschlossener – Schutzausrüstung für die Peshmerga-Kämpfer insgesamt 16.000 Sturmgewehre, 8.000 Pistolen und 40 Maschinengewehre samt Munition zur Verfügung, außerdem 200 Panzerfäuste und 30 Panzerabwehr-Raketenwerfer mit 500 Raketen. Hinzu kommen 10.000 Handgranaten und mehrere Geländewagen.
Die Waffen sollen in drei Tranchen an die Kurden geliefert werden: zunächst soll ein Großverband mit 4.000 Mann komplett ausgerüstet werden, dafür gibt es in der ersten Lieferung 4.000 der älteren Sturmgewehre des Typs G3 mit einer Million Schuss, 20 Maschinengewehre MG3 mit 500.000 Schuss, 4.000 Pistolen, 20 Panzerabwehrlenkraketensysteme Milan mit 300 Raketen und 100 Panzerfäuste vom Typ Panzerfaust 3 mit 1.250 Schuss. Die Lieferung dieser Waffen werde voraussichtlich den September über dauern, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
Über die weiteren Tranchen wird nach den Worten der Ministerin nach Bedarf entschieden. Dafür werde lageabhängig überprüft, was gebraucht werde. Die Ministerin machte zugleich deutlich, dass die Kontingentierung der Munition ein weiteres Kontrollmoment sei – denn auch wenn von der Leyen das bei der Pressekonferenz am Sonntagabend nicht sagte: Die Befürchtung, dass die Waffen unkontrolliert weitergegeben werden könnten, ist natürlich auch eine Befürchtung der deutschen Politik.
Insgesamt reichen vor allem die Sturmgewehre für die Ausrüstung von vier Verbänden mit je 4.000 Mann. Allerdings ist die Lieferung der moderneren G36-Gewehre mit 4 Millionen Schuss Munition erst als dritte Tranche vorgesehen, also zu einem deutlich späteren Zeitpunkt.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier betonte, die Bundesregierung habe sich zu der Waffenlieferung entschlossen, weil die islamistischen ISIS-Kämpfer eine existentielle Bedrohung für die Region Nordirak, den ganzen irakischen Staat und darüber hinaus für die Nachbarstaaten bedeute. Für Deutschland sei klar, dass wir nicht abseits stehen dürfen, wenn andere versuchen, diesen Gefahren Einhalt zu gebieten.
Die komplette Pressekonferenz der beiden Minister zum Nachhören, einschließlich Fragen und Antworten:
Die Liste mit allem militärischen Material, das als Unterstützung vorgesehen ist, nach dem Beschluss der Bundesregierung (die Spalten sind ein bisschen verrutscht, aber noch lesbar, hoffe ich):
Lieferungen Tranche 3 |
||||
Querschnittliche Ausrüstung |
||||
Funkgeräte |
700 |
700 |
– |
– |
Gefechtshelme |
4.000 |
4.000 |
– |
– |
Metallsuchgeräte zur Minensuche |
20 |
20 |
– |
– |
Minensonden |
30 |
30 |
– |
– |
Werkzeugsätze Munitionsbeseitigung |
40 |
40 |
– |
– |
Nachtsichtgeräte, Infrarot |
680 |
680 |
– |
– |
Schutzwesten (Bereitstellung durch AA) |
4.000 |
4.000 |
– |
– |
Feldküchen |
25 |
15 |
10 |
– |
Zelte |
125 |
75 |
50 |
– |
Doppelfernrohre |
1.500 |
750 |
750 |
– |
Ballistische Schutzbrillen |
4.000 |
2.000 |
2.000 |
– |
Persönliche Sanitätsausstattungen |
270 |
170 |
100 |
– |
Waffen |
||||
Sturmgewehre G3 |
8.000 Munition: 2.000.000 |
4.000 Munition: 1.000.000 |
4.000 Munition: 1.000.000 |
– |
Maschinengewehre MG3 |
40 Munition: 1.000.000 |
20 Munition: 500.000 |
20 Munition: 500.000 |
Sturmgewehre G36 |
8.000 Munition: 4.000.000 |
– |
– |
8.000 Munition: 4.000.000 |
Pistolen P1 |
8.000 Munition: 1.000.000 |
4.000 Munition: 500.000 |
4.000 Munition: 500.000 |
– |
Panzerabwehrwaffen MILAN |
30 LFK: 500 |
20 LFK: 300 |
10 LFK: 200 |
– |
Panzerfaust 3 |
200 Munition: 2.500 |
100 Munition: 1.250 |
100 Munition: 1.250 |
– |
Schwere Panzerfaust |
40 Munition: 1.000 (nur Leucht) |
20 Munition: 500 |
20 Munition: 500 |
– |
Signalpistolen |
100 Munition: 4.000 |
50 Munition: 2.000 |
50 Munition: 2.000 |
– |
Handgranaten |
10.000 |
5.000 |
5.000 |
– |
Fahrzeuge |
||||
LKW WOLF, ungeschützt |
40 |
20 |
20 |
– |
LKW WOLF, teilgeschützt |
20 |
10 |
10 |
– |
LKW 2 to UNIMOG |
40 |
20 |
20 |
– |
Tanklastwagen |
1 |
– |
– |
1 |
DINGO 1 |
5 |
– |
– |
5 |
Ausbildung ist bei diesen Waffen, das machte von der Leyen deutlich, aus Bundeswehr-Sicht nur bei der Milan nötig – für alles andere reiche eine einfache, mehrstündige Einweisung. Für die Milan werde es voraussichtlich eine einwöchige Ausbildung in Deutschland geben.
Die Waffen sollen zunächst in die irakische Hauptstadt Bagdad geflogen werden und dann nach einer offiziellen Inspektion durch die irakische Regierung nach Erbil, in die Hauptstadt der Kurdenregion, weiter transportiert werden. Damit kommt die Bundesregierung der Verpflichtung nach, solche Lieferungen über die Regierung des Landes abzuwickeln. Andere Staaten, die ebenfalls Waffen und Munition liefern, würden genau so verfahren, hieß es aus dem Verteidigungsministerium.
Bei den teilgeschützten Wolf-Geländewagen handelt es sich übrigens, ich hab mal nachgefragt, um Wolf MSS – also eigentlich um ein Cabrio, dass zum – nicht sehr starken – Schutz vor Minen und IEDs eine verstärkte Bodenplatte hat.
Zu der Waffenlieferung wird es am (morgigen) Montag eine Beratung im Bundestag geben. Die Entscheidung ist allerdings mit dem Beschluss der Bundesregierung bereits gefallen; die geplante Abstimmung im Parlament hat den Charakter einer politischen Erklärung, ist aber keine Entscheidung.
Nachtrag: Zu den einzelnen Waffensystemen wollte ich eigentlich auch noch was gesondert schreiben, aber das hat der Tagesschau-Kollege Christian Thiels schon erledigt.
(Foto: von der Leyen und Steinmeier bei der Pressekonferenz am 31. August im Verteidigungsministerium – ©Thomas Köhler/photothek.net)
@Amoebe
Zwei Schuss pro Griffstück hatte ich auch so in Erinnerung.
Hab mich darum grad noch mal schlau gemacht und festgestellt, dass die erlaubte Schussbelastung sehr sehr deutlich über den hier rechnerisch 25 Schuss pro Griffstück liegt.
Werden denn für das G3 auch noch Zielfernrohre nachgeliefert um den gewünschten Effekt der technischen Überlegenheit zu erreichen? Wer übernimmt die Wartung und die Ersatzteiversorgung ( läufe , verschlüsse usw)? Wurde Putzgerät geliefert? Ist der Iran im spiel der die Dinger (G3) immernoch auf Lizens baut und die Ersatzteile liefert? Werden für das MG3 Nachrüstkits (KWS Rheinmetall) geliefert (Zielfernrohr Picantinnischienen usw?) @all hat jemand einen Überblick wass sonst so noch von anderen Nationen in welchen Mengen geliefert wurde oder geliefert werden soll? Und noch schöner „das material reicht für die Ausstatung von 4 Großverbänden a 4000 Leuten (Männer und Frauen). Und in der BW fehlt es an Waffen für die Ausbildung und der entsprechenden Mun zum sich einschießen.
@ letsjean :
„Hoffentlich schaut uns der Lauf unserer Waffen, nie an!“
Es ist egal welche Waffe mich anschaut: Wichtig ist, dass ich etwas Passendes
habe um „zurückschauen“ zu können. Bei selbst Geliefertem weiß man wenigstens was es kann (oder nicht).
@Dante:
Inwieweit man G3 ZF liefert wäre wirklich interessant – da auch diese Mangelware sind.
MG 3 KWS wird man sicher nicht liefern – hat ja die Bundeswehr nicht im Bestand und es wird nur vorhandenes geliefert.
@Dante:
Bei den 680 „Nachtsichtgeräte, Infrarot“ handelt es sich soweit ich weiss um Zielfernrohre für das G3 (und auch MG3?) vom Typ „FeRo Z 51“.
Zur Info:
Die Ausbildung an der Milan ist wohl in Hammelburg vorgesehen (war selber nicht in der BPK und muss das später nachlesen).
Bundesregierung weist Vorwürfe zurück, an Kurden gelieferte Musketen seien veraltet
http://www.der-postillon.com/2014/09/bundesregierung-weist-vorwurfe-zuruck.html
Insgesamt macht die Lieferung inhaltlich und organisatorisch absolut Sinn!
1. Umfang und Art der Waffen/Ausrüstung sind in der Tat brauchbar.
2. Die Lieferung in Tranchen, um auf Entwicklungen reagieren zu können, erhöht die
Flexibilität.
3. Ausbildung in Hammelburg als Ausbildung der Ausbilder ist unter den politischen
Rahmenbedingungen die schnellste und sinnvollste Lösung.
Jetzt kommt es darauf an, administrative Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Gas zu geben, damit die Intiative nicht verpufft.
Mal eine Frage von einem waffentechnischen Laien:
Da ja in diesem Zusammenhang immer die Angst besteht, die Waffen könnten nach Ende des Konflikts weiter benutzt werden bzw. in falsche Hände geraten: Wie realistisch ist so ein Szenario?
Kann für das G3 weitere Munition oder auch andere Munition beschafft werden, wenn die gelieferte Munition aufgebraucht ist? Oder werden die Waffen irgendwann automatisch unbrauchbar, wenn Deutschland die Versorgung mit Munition, Ersatzteilen und know how einstellt?
ich bin (wie wohl die meisten Kommentatoren hier) wirklich erstaunt – mit der Lieferung von soviel doch halbwegs vernünftigem Gerät hätte ich nie gerechnet. Und dann wird das Zeugs auch noch im Klartext angesprochen – Sturmgewehre, Maschinengewehre, Panzerfäuste usw. Kein Geschwurbel mehr über „letale / nicht letale Ausrüstung“. Schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, das vdL es bisher gradezu panisch vermieden hat, in irgendeiner Form mit Tötungs-Werkzeugen in Verbindung zu kommen.
Da scheint ja wohl ein eiskalter Wind durch die Regierungsflure gezogen zu sein. Vielleicht dämmert ja doch langsam das Ende der bisherigen Symbol-Politik?
Wobei mir diese Aktion beileibe nicht wirklich sympathisch ist. Wie schrieb irgendein Kommentator hier so schön: was passiert eigentlich, wenn eine unserer Milan einen türkischen Leo knackt? Aber immerhin machen wir uns grade mal nicht lächerlich. Ist doch schon mal was, wir sind ja bescheiden geworden. Ob die Richtung gestimmt hat, sehen wir nacher ;-)
Da fehlen ja mal wieder die Essentials!
https://www.youtube.com/watch?v=63oM1CSfr5E ;-)
Im Ernst: vieles an Stückzahlen scheint ja in vernünftigem Rahmen zu liegen, aber 1 Tankwagen und 5 Dingos? Ist da nicht die Logistik schon mehr Last als Lust? Oder gibt es andere Länder die kompatible Ausrüstung stellen?
Wenn das alles so ankommt und nicht von irgendeinem findigen Geschäftsmann direkt nach Afrika verkauft wird, ziehe überigens meinen Unkenruf von der Lumpensammlung zurück.
@f28
Nicht nur Leo, mit der MILAN kann man auch gut – unter bestimmten Voraussetzungen / Schwebeflug, u.a. – Hubschrauber abschießen.
@ follow me
da muss man differenzieren.
g3 nutzt kaliber 7,62x51mm. g 36 5,56x25mm
beides sind nato standard kaliber die mit den russichen waffen die bis dato vor ort genutzt wurden nicht kompatibel sind. munition für die AK bekommen sie in den gefilden auf jedem wochenmarkt en masse. wie es mit nato kalibern aussieht kann ich nicht beurteilen.
bei den komplexeren waffen (panzerfaust usw) gilt sobald verschossen, nicht lokal zu ersetzen. das ist ja auch intendiert.
@Thomas Melber:
oh je, jetzt haben Sie es verraten…ich hatte es extra nicht erwähnt, wer weiß, wer hier mitliest.
hm, G3-Munition…hatten die Iraner nicht sogar mal die Lizenzfertigung für G3? Wie sah bzw. sieht es denn da mit der Mun-Produktion aus? Wenn die Iraner die 7,62 produzieren können, wäre ja in der Region reichlich für Nachschub gesorgt.
Und die G3-Patrone dürfte ja wohl auch im MG3 funzen…
(Nachtrag: wiki behauptet, daß auch die Türken und die Saudis die Lizenzproduktion hatten bzw. haben. Na dann gibt es ja wohl keinen Mangel)
Mal die Frage an die Experten hier: die schwere Panzerfaust Carl Gustaf dient in der Bundeswehr zwar nur noch als Leuchtbüchse, aber mit der richtigen Munition wird es eine ernstzunehmende Waffe, oder?
Saab to continue Carl-Gustaf weapon supplies to USSOCOM
@ T.W – Jap, http://www.youtube.com/watch?v=TRWYSoQqUvI
In ES&T kam auch ein kurzer Artikel darüber.
http://en.wikipedia.org/wiki/Carl_Gustav_recoilless_rifle
In welchem Zustand die der Bw sind?
@Closius
„Ich vermute sie meinten, daß die Peschmerga für einen eigenen Staat im Irak kämpfen, aber sie haben Syrien geschrieben?“
Nein, habe ich nicht geschrieben, war -Die Welt-.
@Closius
„Ich vermute sie meinten, daß die Peschmerga für einen eigenen Staat im Irak kämpfen, aber sie haben Syrien geschrieben?“
Sorry, klar Irak.
@T.W.
Das Revival der Carl Gustav hängt wohl damit zusammen, dass sich eine Reichweite erzielen lässt, die normale PzFste nicht mehr schaffen, und somit z.B. fdl. Kräfte hinter z.B. Mauern auf große Entfernung noch bekämpft werden können.
Wobei ja nur Leucht geliefert wird, sich diese Verwendung also durch die Munition allein ergibt.
Nachtrag:
Wurde die sPzFst bei der Bw in den letzten Jahren überhaupt noch zur Gefechtsfeldbeleuchtung eingesetzt? Es scheint da wohl in diesem Profil auch ein Sicherheitsproblem zu geben.
Interessant finde ich, daß wohl – entsprechende Munition vorausgesetzt – auch ein Einsatz gegen weiche Ziele möglich sein soll.
Hier ‚mal die Seite von SAAB Defense:
http://www.saabgroup.com/Global/Documents%20and%20Images/Land/Weapon%20Systems/Carl-Gustav/Saab_Carl-Gustav.pdf
Es gibt wohl doch recht viele Munitionssorten.
“ Wurde die sPzFst bei der Bw in den letzten Jahren überhaupt noch zur Gefechtsfeldbeleuchtung eingesetzt? Es scheint da wohl in diesem Profil auch ein Sicherheitsproblem zu geben.“
Ja, wurde bei ISAF permanent genutzt.
@Thomas Melber:
https://www.youtube.com/watch?v=6RrTxxDMNyE
@wacaffe / ht
Danke – habe ich noch nie im Einsatz gesehen.
Davon ab: IS soll in SYR bei der Einnahme von Tabka ehem. deutsches Material erbeutet haben (DM72 – HOT).
https://bellingcat.com/resources/case-studies/2014/09/01/arms-identification-german-missiles-in-the-hands-of-the-islamic-state/
Waffen und Soldaten müssen doch gar nicht mehr in den Irak entsandt werden. Die sind ja schon da. Laut Medienberichten haben ja einige der IS-Kämpfer ihr Handwerkszeug bei der Bundeswehr gelernt. Und gerade freut man sich über die Erbeutung deutscher Panzerabwehrwaffen. Darüber hinaus: Sind Separatisten jetzt plötzlich doch wieder ganz okay. Ich meine, ich hab nichts gegen Separatismus, so lange er friedlich und freiheitlich ist. Das ist allerdings bei den kurdischen Nationalisten, die die Bundesregierung beliefern will (und dies vermutlich verdeckt schon längst tut), nicht unbedingt der Fall. Die kämpfen ja bei Leibe nicht nur gegen die IS-Soldaten, die haben die Gunst der Stunde auch einfach mal genutzt, um Gebiete jenseits ihres Autonomiegebiets zu besetzen und zu annektieren. Naja, aber das ist jetzt wohl kein Problem, da es sich ja um gute Nationalisten und Annektierer handeln muss. Auch die Menschenrechtslage in Kurdistan ist ja bekanntermaßen Spitze. Wertgebundene Außenpolitik eben.
Uh, was für ein perfekt unglücklicher Zeitpunkt für diese Meldung.
@ht
Ich dachte auch, daß das gestaged wäre mit leeren Behältern (kann man kaufen!), um vielleicht die Waffenhilfe an die Kurden abzubiegen, aber SYR ist tatsächlich Nutzer von HOT. In wie weit DEU geliefert hat, weiß ich aber nicht.
Gutem Morgen
Mal eine Frage an die Experten im Raum. Ich hatte gestern die Waffendebatte des Bundestages im Fernsehen verfolgt. Hatte ich mich verhört, die Waffen werden nicht an die Kurden geliefert, sondern an die Regierung nach Bagdad? Wenn dem so wäre, wäre es natürlich spannend a) was kommt noch an bei den Kurden b) was kommt noch an. Hatte ich mich verhört?
@werner
So wie das hier im Faden erläutert wurde gehen die Lieferungen über Bagdad (zur Kontrolle) und dann auch unter Aufsicht der Bw nach Erbil.
@Thomas Melber, Stuttgart | 02. September 2014 – 7:47
Danke
@werner: Die Genehmigungspflichten gemäß Kriegswaffenkontrollgesetz (KWKG), die Ausfuhr- und Embargolisten für Waffen und Dual-Use-Güter und die Aus- und Durchfuhrbestimmungen samt Irakischer Einfuhr- und Zollbestimmungen lassen grüßen (vgl. http://www.ihk-siegen.de/linkableblob/siihk24/produktmarken/international/downloads/2551984/.7./data/kurzdarstellung-data.pdf). Die gelieferten Güter – humanitäre Hilfsgüter ausgenommen – sind alle gelistet, gehen in den IRAK (das ist das betreffende Kurdengebiet) und der IRAK ist auch gelistet und eine Endverbleibserklärung des IRAK samt des „halbautomen Kurdenstaates“ als „Enduser“ ist auch erforderlich. Das ist nun mal so und das ist auch gut so.
@Thomas Melber: Rechtlich gehen die Lieferungen „nicht über Bagdad“, sondern „nach Bagdad zum Endverbleib im irakischen Kurdengebiet“, körperlich natürlich direkt nach Erbil. Genehmigungspfichtiger „Makler“ ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das BMVg und das AA und diese sind auch die „Exporteure“ bzw. Lieferanten! Für eine „Kontrolle durch die Bundeswehr“ im IRAK ist rechtlich überhaupt kein Raum, bestenfalls ist ein „staatliches Einverständnis bzw. die Billigung des Irak für die organisatorische Unterstützung durch die Bundeswehr“ gegeben. Was glauben Sie denn, weshalb Steinmeier in Bagdad war? Das sind die Fakten und wenn das BMVg oder irgendein Politiker Anderes glaubt, liegt er voll daneben.
Die Spielchen habe ich in samtlichen Varianten mit zwei X-stämmigen Deutschen als weitere Makler und Finanziers sowie mit zwei bekannten Herstellern als Lieferanten aus Z-EU-Land für je 20.000 Gefechtshelme und Ballistische Schutzwesten nach „W-Land“ samt „Letter of Credit“ (unwiderrufliche Akkreditive, vgl. https://www.roepa.com/assets/letterofcredit-9f8bcd18fdfc9719750d76e0dfc95fb9.gif) schon vor 3 Monaten durchgezogen und mangels korrekter Endverbleibserklärung (konnten bzw. wollten die X-stämmigen Makler nicht korrekt beschaffen) war das Mio-Geschäft ein Satz mit „X“. Solche „Deals“ in derartigen Größenordnungen finden halt nicht auf dem „Bazar“ in Berlin-Kreuzberg statt und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) samt Bundeszollkriminalamt in Köln sind da hellwach.
@Vtg-Amtmann
Schon klar.
Weiss jemand was genau liefern (haben gelifert) an den Kurden Franzosen bzw. Amerikanern ? Wie steht es im vergleich zu deutschen Waffenlieferungen in Zahl und Qualitat ?
@NATOrlich
Die Peschmerga sind in Gebiete einmarschiert, die von der Irakischen Armee kampflos aufgegeben wurden. Man mag sich nicht ausmalen, was für ein Massaker stattgefunden hätte, wären die Kurden nicht eingesprungen. Des Weiteren handelt es sich um „umstrittene Gebiete“, die 2007 per Referendum über den Verbleib im Irak oder den Zuschluss nach Kurdistan geregelt werden sollten. Wohlwissentlich, was bei diesem Referendum raus käme, hat Maliki bis heute verhindert, dass die Provinzen wählen durften. Dieser Mann war schon immer eine Pest für den Irak und den Nahen Osten.
Ich halte diese Meldung, nun, sagen wir, zumindest für ein Missverständnis, jedenfalls habe ich echte Probleme mit der Glaubwürdigkeit – aber ich will sie hier nicht vorenthalten:
Nach dem Bericht eines US-Nachrichtenportals aus dem Nordirak behaupten kurdische Kämpfer, sie würden von Spezialkräften aus den USA und Deutschland unterstützt. Das Pentagon hat bereits dementiert.
Are American Troops Already Fighting on the Front Lines in Iraq? – The Pentagon is denying that U.S. troops are fighting ISIS on the ground in Iraq—but eyewitness accounts and Kurdish officials tell a different story
US Bodentruppen im Kampf würde Ärger geben, wenn dies rauskäme, weil Obama dies bisher ausgeschlossen hat.
Aber vielleicht sind es CIA Leute, und keine Soldaten, die da mitkämpfen. Für die Kurden düfte es keine Rolle spielen, ob Marines oder CIA Leute dort kämpfen, nur für den US Präsidenten ist es ein großer Unterschied gegenüber dem Kongreß und der Öffentlichkeit.
Deutsche Spezialkräfte ist sehr unwahrscheinlich. Es ginge ja nur die GSG 9 höchstens, mit Zustimmung der Irakischen Regierung. Einen Einsatz des KSK im Irak, ohne Bundestagsmandat, das gäbe eine Staatskrise mit Untersuchungsausschuß und Politikerrücktritten. Ich glaube weder das Frau Merkel sowas machen würde, noch weniger glaube ich, daß die SPD einem solchen Einsatz zustimmen würde.
@ T.Wiegold | 02. September 2014 – 23:29
Ich habe mir mal die von Ihnen verlinkte Webseite angeschaut. The Daily Beast war mir vorher zwar nicht bekannt, erscheint mir aber, wenn man die darin geposteten Kommentare liest (diese sind im Fall des hier zitierten Artikels nicht schlimmer als was man hier vorfindet), entgegen des reisserischen Titels (die tägliche Bestie), durchaus glaubwürdig. Ob der Autor nun wirklich für Reuters arbeitet, wie im Kopf des Artikels indiziert, kann ich nicht überprüfen.
Zu den US-Eiheiten: Solche Luftschläge mit dieser Präzision wie sie stattgefunden haben bedingen eigentlich FAC-Kräfte vor Ort. Ich weiss nicht mehr was Obama genau gesagt hatte. Wenn er äusserte, man habe keine Army-Kräfte vor Ort, mag das stimmen, heißt aber nicht, dass da Marines oder Air Force Personal tätig ist. (Ein Kommentator meinte, dass Special Forces generell nicht als Troops gewertet werden)
Die deutschen Kräfte, die dort in Toyota Pick-Ups angetroffen worden sein sollten, könnten zu den von hier aus Celle wirkenden Jessiden oder anderen kurdischen aus Deutschland stammenden Freiwilligen gehören. Eine offizielle Verlegung von BW-Kräften in dieser Schnelligkeit, kann ich mir angesichts der herrschenden Rahmenbedingungen nicht vorstellen.
Es sei letztlich angemerkt, dieser Konflikt ist so verquert, dass mich Nichts wirklich überraschen würde.
Vielleicht sind da ja Soldaten im Urlaub.^^
@swoop
So wie seinerzeit die (Polizei-) Ausbilder in Libyen!
GSG 9 halte ich in einem Kriegsgebiet für ausgeschlossen, eher doch deutsche Kurden? Oder nachrichtendienstlich Beschäftigte die bei der Zielzuweisung aushelfen, wie seinerzeit der BND beim Sturm auf Bagdad. Mich wundert auch nichts mehr bei diesem Konflikt.
Frage : Auftrag der KSK laut Wiki:
Schutz deutscher Einrichtungen und Kräfte im Ausland sowie von Personen in besonderen Lagen
Retten, Befreien und Evakuieren von Personen
Militärische Aufklärung zur Schaffung eigener Informationsüberlegenheit
Punkt 1 und 3 – Ich weiß nicht, wie weit sich das dehnen lassen kannen :)
@mwk
Ich denke nicht, daß man beim KSK die Einsätze – außer ihre grundsätzliche Durchführbarkeit, Erfolgswahrscheinlichkeit und eine Risikobewertung – durchdiskutiert.
@TMS
Klar – habe ich auch nicht gesagt – meine Frage zielte auf das Aufgabenspektrum. Die KSK sind letztendlich ein Werkzeug der Bundesregierung und wenn diese beispielsweise Punkt 1 Schutz von Personen in besonderen Lagen oder 3 „Militärische Aufklärung zur Schaffung eigener Informationsüberlegenheit“ als Auftrag vergibt, dann werden die KSK den Auftrag erfüllen. Ob hierzu eine vorherige BT-Mandatierung notwendig ist, bezweifel ich – wäre nicht das erste Mal, dass man dies hinterher nachholen muß.
@ swoop:
… oder wie die Russen in der Ostukraine.
@mwk
Das KSK bildet auch aus und unterstützt („partnering“), z.B. in AFG. Und wie bereits angesprochen gehört Aufklärung und Zielmarkierung natürlich auch zum Aufgabenspektrum.
http://www.nzz.ch/international/naher-osten-und-nordafrika/ein-monster-mit-saudischen-wurzeln-1.18375848
Sehr lesenswerter Artikel über die Rolle Saudiarabiens&Co in Sachen Djihadismus.
bezugnehmend auf das Video mit der Millitärkolonne im Lagethread:
Zum einen ist diese Kolonne schon sehr gut organisiert und hat eine Größe (vor allem in der Ballung) die ich den Rebellen nicht zugetraut hätte.
Anderer seits ist die Zusammenstellung schon seltsam: Eine einzelne Panzerhaubitze? Ein einzelner T55?
Worauf deutet das eurer Meinung nach hin? Aus millitärlagern und depos zusammengestellte schlagkräftige Truppe der Rebellen oder eine ‚Urlaubseinheit‘ der Russen – mit (zum Teilen) mitgebrachter Millitärtechnik?
Da irgendwer mal die Frage stellte, ob die Isis nicht von islamischen Religionsführern „exkommuniziert“ werden könne. Dazu habe ich gerade bei Telepolis etwas gefunden.
„Fatwas gegen Terrororganisation IS
Diverse islamische Theologen haben sich mit religösen Bannsprüchen gegen die in Syrien und Irak wütenden Anhänger des „Islamischen Staats“ gewandt.“
http://www.heise.de/tp/news/Fatwas-gegen-Terrororganisation-IS-2305734.html
Vielleicht gibt es dann eine Gegen-Fatwa?