Was kostet der Eurofighter? Das BMVg hat keine Ahnung, sagt der Rechnungshof
Die so genannten Bemerkungen des Bundesrechnungshofs (BRH) zur Haushaltsführung des Bundes fallen bei Verteidigungsministerium und Bundeswehr gerne mal überdeutlich aus – weil es im Verteidigungsetat um recht viel Geld geht. In neuen Bemerkungen, die der BRH am (heutigen) Dienstag veröffentlichte, nehmen sich die Prüfer das teuerste Waffensystem der Bundeswehr vor, den Eurofighter – und kommen zu einem (finanziell) verheerenden Ergebnis: Nach einer – neuen – Ermittlung der so genannten Lebenswegkosten und der Kosten für Materialerhaltung habe das Verteidigungsministerium dagegen zwar Einwände erhoben, das führe aber für den Rechnungshof zu der Einschätzung: Er sieht sich darin bestärkt, dass das BMVg keinen Überblick über die Ausgaben hat.
Aus der Zusammenfassung:
Dem BMVg fehlt es an Transparenz über die aufgelaufenen und noch anfallenden Ausgaben beim EUROFIGHTER. Mit dem EUROFIGHTER verfolgt die Bundeswehr das teuerste deutsche Rüstungsvorhaben. Es zeichnet sich ab, dass die hierfür vormals geplanten Ausgaben erheblich überschritten werden. Dies verringert die verfügbaren Mittel für andere Systeme. Die fehlende Transparenz erschwert es zu erkennen, welcher Gestaltungsspielraum für andere Rüstungsvorhaben bleibt.
Im Jahr 1997 plante die Bundeswehr, 180 EUROFIGHTER für rund 11,8 Mrd. Euro zu beschaffen. Dieser Betrag wird mit der Beschaffung von 140 EUROFIGHTER nahezu vollständig ausgeschöpft sein. Das BMVg rechnete mit Lebenswegkosten von mindestens 30 Mrd. Euro.
Die Bundeswehr verwendet den Begriff „Lebenswegkosten“ für die Ausgaben, die über den gesamten Lebensweg eines Waffensystems entstehen und dem einsatzfähigen System zugerechnet werden können. Mit Kenntnis der Lebenswegkosten sollen die zu erwartenden Ausgaben langfristig planbar sein.
Obwohl die Flotte von 180 EUROFIGHTER auf 140 EUROFIGHTER verringert werden soll, sind die Lebenswegkosten nach den Berechnungen des Bundesrechnungshofes etwa doppelt so hoch wie bei Beschaffungsbeginn. Besonders stark gestiegen sind die Betriebsausgaben, insbesondere die Ausgaben für die Materialerhaltung.
Darüber hinaus zeichnet sich ein erheblicher Bedarf an ergänzenden Entwicklungen und Beschaffungen ab, der erst zu einem kleinen Teil in Haushalt und Finanzplan abgebildet ist.
Die Langfassung – mit Grafik – hier.
(Archivbild 2011: Start eines Eurofighter in Laage – Bundeswehr/Andrea Bienert via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Vorschlag zur Güte: Weglassen der Bewaffnung, Reduktion auf fünf Flieger für repräsentative Zwecke und weitere fünf Flieger für Übungen zum Air Policing. Einmotten von zehn Fliegern zum Ausschlachten. 50 Flieger werden Polen geschenkt, 50 Tschechien, die verbliebenen 20 dem Baltikum.
Ostflanke gestärkt, „Lebenswegkosten“ dramatisch reduziert – und die zusätzlich frei gewordenen Mittel fließen natürlich in Straßenbau und Sozialkassen.
Ernsthaft – was will dieses Deutschland mit 140 Eurofightern?
My gawd,
Auch noch die geringen Investitionen des Konzerns in Gefahrt?
Will denn niemand der SCEO etwas temps de recuperation gewaehren?
Eurofighter abschaffen, keine europäische Kooperation mehr, Mig-21 von den Russen kaufen, alles gut! Das war Sarkasmus :)
@Pham_Nuwen: Prima Vorschlag.
Vielleicht haben die Niederländer noch ein paar F 16 zu verkaufen?!
Ihre P-3C Orion haben wir ja auch übernommen und teuer draufgezahlt …
@deichpirat: Können Sie das mal erläutern, wieso haben wir denn bei den gebrauchten P-3C draufgezahlt? Was ist denn in diesem Fall der „Vergleichsmaßstab?
Wie sagte kürzlich noch ein berufener Mund aus der Lw, der es wissen muss:
Gegen das Milliardengrab Eurofighter ist der Eurohawk ein Klacks.
@Michael: Die P-3C waren praktisch am Ende ihrer Nutzung angelangt, ohne vollständige Dokumentation übergeben worden und verursachen seitdem immense Kosten, gerade kürzlich wurde der VM´in eine erschreckend hohe Summe für notwendige lebensverlängernde Maßnahmen genannt.
@TomTom&Michael:
Wäre die P-8 „Poseidon“ die bessere Wahl gewesen? Und hätte man die auch zusätzlich an Stelle des Eurohawk anschaffen können/sollen?
@CRM-Moderator: Ehrlich gesagt weiß ich es nicht.
Auf jeden Fall ist die P-8 auch gerade jetzt erst in der Nutzung angekommen, während D ja eine fast „nahtlose“ Anschlußnutzung wollte (vergebens).
Zum Euro-Hawk: Wer weiß, ob der nicht doch noch kommt. Bislang ist ja nichts von einer Alternative durchgesickert.
Tja, was soll man da noch dazu sagen? Die politisch gewollten und von hohen Militärs flankierten Rüstungsprogramme seit den 90er Jahren stellen den wahren Genickbruch dar, den die BW momentan erleidet. Hier im Blog wurde schon oft ermahnt, dass die Lebenswegkosten die wahren Kosten eines Waffensystems sind und deshalb darauf der Hauptaugenmerk liegen müsste.
Dazugelernt wurde seit Eurofighter, NH90, Tiger, A400M, Euro Hawk etc.. in der Politik nichts – die SPD fordert munter das nächste Milliardengrab MEADS und die CSU will irgendwann die europäische Drohne aus dem bayrischen Manching. Arme Bundeswehr…
Vermutlich hat der Bundesrechnungshof mit seiner Kritik vollständig recht. Er hat es aber auch leicht dabei, denn:
1. – bekommt man dort nur eine Arbeitsstelle, wenn man rechnen kann,
2. – ist der BRH keinen Wahlkreisfürsten verpflichtet und muß keine Strukturpolitik betreiben
3. – zöge er höchsten dann Kritik auf sich, wenn er nicht zu bemängeln fände
Gut daß wir ihn haben, aber er ist leider wirkungslos, denn seine Kritik hat kaum Folgen.
Wenn sich Spiegel online über Milliardengräber auslässt ist das eine Sache, aber jetzt auch noch die Beamten in blau?
Klar ist der Eurofighter kein „billiges“ Waffensystem, aber im Vergleich mit der Rafale (die das einzige halbwegs vergleichbare System ist) sind seine Kosten nicht erheblich höher. Berücksichtigt man dann noch dass der Eurofighter eine europäische Kooperation ist, dann ist er sogar noch billig. Welches Großprojekt ist denn heutzutage kein Milliardengrab mehr? (Das zeigt doch nur dass wir die Geschwindigkeit mit der sich die Welt mittlerweile dreht einfach nicht mehr beherrschen).
Und ich bin schon mal gespannt wie die JSF Betreiber noch stöhnen werden…
Iltis – volle Zustimmung! Unsere Entscheidungsträger scheinen leider keinerlei Lehren aus den BRH Berichten zu ziehen. Vllt sollte jeder Beamte der höheren Gruppen mal 2 Jahre beim BRH hospitieren…
@Loki: Und was ist mit der Voraussetzung rechnen zu lönnen?
Die Kosten für die Flugstunde einiger in Europa genutzten Kampfjets hatte ich hier bereits einmal verlinkt:
http://augengeradeaus.net/2014/04/ot-halde-april-2014-die-zweite/#comment-106779
Quelle ist Jane’s
@iltis
Wenn es um das eigene Geld geht rechnet man fix mit spitzem Stift; das Können ist also da (z.B. beim Bauen). Übrigens gilt nach wie vor sparsame Haushaltsführung.
Ich hab ne verrückte Idee… lasst uns den EP14 einfach zweiteilen: EP14Pol für politische Projekte und deren Erhaltung, EP14Real für das, was die Bundeswehr braucht ;)
Sorry, war nicht wirklich produktiv der Kommentar…
@ drd – Oder die von Ihnen vorgeschlagenen Projektkonten ;-)
Ich denke dass der Subventionswille im Bundestag ganz schnell erlischt, wenn man dort nicht mehr die nominalen Beschaffungskosten abknicken soll, sondern die Beschaffung und den Unterhalt des Waffensystems für die nächsten 30 Jahre bei einer voraussichtlichen Inflation von 2% – *Hand auf*: „Kostet 30 Milliarden – Bitte!“
Das Problem ist die Art und Weise wie beschafft wird. Bei uns werden die Geldsäcke hingestellt und die heimische Industrie darf sich die Taschen vollstecken (freihändige Vergabe ect.).
Wie Profis beschaffen macht uns Norwegen vor. Dort wurde Ende letzten Jahres der Vertrag zur Beschaffung von 16 Allwetter SAR Hubschraubern (AW101) inklusive einem umfangreichen Service Support Paket geschlossen. Die Industrie war gezwungen, die Lifecyle Costs vorzurechnen und zu garantieren. Preislich liegt das Volumen in der Größenordnung des „Sea-Nacktschnecken“ Deals (MoU) – hier allerdings inklusive Wartung, Ersatzteile und Training für 15 Jahre. Norwegen hat sich eine exzellente Verhandlungsposition erarbeitet und zum Schluss „den Sack zu gemacht“.
Typisch Skandinavien: Das sehr umfangreiche Vertragswerk ist praktisch öffentlich – damit der Steuerzahler weiß, wo sein Geld hinfließt.
Ich kann insbesondere den Lesern dieses Blogs aus dem deutschen Rüstungs- und Beschaffungswesens (BMVg und BAAINBw) empfehlen sich mit dem o.g. Beschaffungsprojekt zu beschäftigen. Die Verantwortlichen aus Norwegen geben möglicherweise Hilfestellung, wie man besser beschaffen kann.
Merke: Der Auftraggeber hat vor der Auftragsvergabe an konkurrierende Unternehmen die stärkste Position.
Nun zurück zum Eurofighter: Warum wundert man sich, dass die Lifecylce Costs so hoch sind? War das denn Auslegungsmerkmal? Stand das denn in der Leistungsbeschreibung des öAG?
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im Vergleich der LifeCycle Costs das Skandinavische Produkt (Gripen) am besten abschneidet.
Bei der P3 ging der Rechnungshof mal von 1 Milliarde zusätzlich zu den Beschaffungskosten aus. Denke nicht, dass das noch aktuell ist, inzwischen dürfte die Summe abermals höher liegen. Wohlgemerkt für 8 Flugzeuge. Bei Bestellung der P8 hätte sich Boeing sicherlich auf eine günstigere Leasing-Lösung eingelassen.
@Iltis: ich hoffe dass man den Brüdern in 2 Jahren die vier Grundrechenarten beibringen kann. (Auch wenn der Jurist bekanntlich nicht rechnet “ iudex non calculat“ sagt nicht nur google)
@ Hühnerschrecker: das mit den LifeCycle Costs ist ganz einfach: nur eine Engine, d.h. Nur halb so viel „Engine im SystemPreis“, halb so viele Engines in der Wartung und auch nur halb so viel Verbrauch. Und gerade dieser halbe Verbrauch haut über die Zeit ganz schön rein.
Na zur Verteidigung des Eurofighters sei gesagt, dass er im Vergleich mit dem Gripen bei den Schweizern doch in vielen Bereichen besser ausgesehen hat (wenngleich er nicht der beste Flieger war)…
@ hühnerschrecker
für Länder ohne autochthone rüstungsindustrie ist eine freihändige vergabe aber auch deutlich leichter.
ich will das deutsche vorgehen nicht verteidigen aber norwegen ist kein vergleichbares beschaffungssystem
@wacaffe:
Grundsätzliche hat Norwegen eine Rüstungsindustrie. Allerdings bauen sie keine Hubschrauber. Die Beschaffung in Norwegen war eine Vergabe im Wettbewerb. Es wurden Marktpreise angeboten.
Auch die Niederlande sind ein gutes Beispiel, wie man auch mit kleinem Geldbeutel viel für sein Geld bekommt. Auch hier gibt es keine nennenswerte Luftfahrtindustrie mehr…
@ Jugendoffizier, genau das ist aber das Problem bei der BW. Dort wird von der Seite des Militärs stets nur auf die theoretische Leistungsfähigkeit geschaut. Ob das System später auch wirklich verfügbar ist oder 60 % der Zeit in der Wartung steht, wird gerne übersehen. Das Problem beim Eurofighter ist nicht, dass es sich dabei um einen schlechten Kampfjet handeln würde. Sondern, dass jede Veränderung oder Integration in das System einfach ein Schweinegeld kostet. Deshalb sind die Eurofighter der LW zwar physisch vorhanden, aber die Software, Sensoren und Bewaffnung bleibt weit hinter dem möglichen Potential zurück. Die Eurofighter in der Stückzahl kann man sich also schlicht nicht leisten. Was bleibt, ist ein weitere Investition die zwar viel Geld verschlungen hat, aber einen geringen Output in Form von militärischen Nutzen hat.
@wacaffe:
Deutschland steht aber vor der Frage, wie seine rüstungsindutrielle Struktur in Zukunft aussehen soll. Den militärischen Kampfflugzeugbau scheint man abgeschrieben zu haben. Die bodengebundene LV steht am Scheideweg.
Von daher kann ein Blick ins Ausland helfen, wie gut oder schlecht man ohne eigene Rüstungsindustrie leben kann.
Wer weiß, ob nicht in 20 Jahren das deutsche Beschaffungssystem sich dem norwegischen angenähert hat…
@ bang 50
zustimmung zum „wartungsdilemma“
aber widerspruch hier „Die Eurofighter in der Stückzahl kann man sich also schlicht nicht leisten.“
wer nur 1,27 % BIP für verteidigung investiert könnte sich vieles leisten. er will aber nicht.
die chronische unterfinanzierung der BW ist kein Natuzustand sonder folge politischer Entscheidungen. 120 Milliarden für kontraproduktive rentenpolitik sind scheinbar da.
das man auch mit dem vorhandenen deutlich mehr machen könnte ist unbestritten aber interne verteilungskämpfe sollten nicht vom grundätzlichen problem ablenken
@ kb
ich bin doch d’accord ;)
Mir scheint die Diskussion ziemlich langweilig, bevor nicht darüber diskutiert wird: wie viele Kampfjets brauchten wir in der Vergangenheit, wie viele brauchen wir in der Gegenwart und wie viele in der Zukunft.
Ne Alternative wäre natürlich zu diskutieren: wir haben 10 Mrd Euro, welchen Rüstungsnternehmen geben wir wie viel davon.
@ Wacaffe – Ich bin kein Fan dieser BIP Anteil Denke aus folgenden Gründen:
1. Mehr Geld reinschmeißen ist genau dieses: „Vom Problem ablenken“ . Geld ist immer knapp und wird es auch immer sein (auch bei einem 3% BIP Anteil). Effizient wirtschaften und Gehirnschmalz investieren um sich zu überlegen was man wirklich braucht, ist die tatsächliche Lösung des Problems – sei der Etat 30 Milliarden oder 500 Milliarden.
1. Ein Etat von 1,27 % entspricht ca. 43,18 Milliarden. In Zeiten kanpper Kassen muss ein solcher Etat gut gerechtfertigt sein. Ich meine, die BW hätte hier schlicht ein Rechtfertigungsproblem – besonders wenn man weiter so wirtschaftet und Rüstungsskandale am laufenden Band produziert.
„die chronische unterfinanzierung der BW ist kein Natuzustand sonder folge politischer Entscheidungen.“
Die chronische Unterfinanzierung ist aber zu einem großen Teil auch hausgemacht. Mehr Geld in ein marodes System zu pumpen, bringt nicht zwangsläufig mehr Ertrag.
ja das meine ich doch!
angemessener Verteidigungsbeitrag (vornehmste Aufgabe des Staates ist die…) UND ein funktionierendes System.
Man sollte aber aufpassen das man sich nicht in einem divide et impera kampf aufreibt wärend der Rüinvest anteil des ep 14 gegen null strebt.
negativ beispiel wäre hier österreich.
@ wacaffe – Okay, dann habe ich Sie falsch verstanden – sorry . Österreich ist tatsächlich so ein Beispiel wo selbst die unsichtigste Planung und jedes umdrehen des Euros nichts mehr bringt. Die Österreicher haben ihre Armee wirklich totgespart.
Was übrigens die Schweizer angeht, so bin ich wirklich gespannt, ob die sich in ihrem Volksentscheid für den Gripen aussprechen. Aus Sicht der Kommunikation hat man dort so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte:
– Evaluationsbericht der Schweizer Luftwaffe zum Kampfflugzeugvergleich wurde öffentlich. Ergebnis: Der Gripen war einzig der günstigste Flieger, aber sonst der schlechteste
– im Abstimmungskampf bewarb Saab den Gripen öffentlich in der Schweiz: Kommt nicht gut an bei den Eidgenossen und wird als Einmischung in die inneren Angelegenheiten gesehen
– die Politik (Thomas Hurtler) fabuliert über einen Plan B, wonach bei einer Ablehnung im Volksentscheid, die Schweizer ja nur das Finanzierungsmodell abgelehnt hätten und somit der Kauf dennoch durchgeführt werden könnte, nur eben auf Basis eines anderen Finanzierungsmodells
– der Verteidigungsminister selber befeuert mit seinen Äußerungen die Debatte nicht unbedingt positiv (SRF Intervieweklat, Herrenwitze etc.)
– der Schwedische Botschafter kabelt brav in die Heimat seine Einschätzung und kurz darauf liest er seine Memos in der Presse… und der Inhalt findet nicht unbedingt Zustimmung bei den Eidgenossen
@jugendoffizier: Welche Tranchen der versch. Muster wurden in der Schweiz denn getestet? Haben Sie einen Link zur geheimen Evaluation? Und damit meine ich NICHT das geleakte „Pressematerial“.
@V1nce
Wenn Sie mir jetzt sagen, was Sie genau nicht meinen (finde das gerade verwirrend), dann kann Ihnen u.U. geholfen werden.
q.e.d.
this vs. that Troll, Diskussion hinfällig.
Also ich bin mir nicht sicher, was Sie möchten – mit einer Troll Äußerung wäre ich hier aber dennoch zurückhaltender…
Verglichen wurden:
Gripen MS21 / Eurofighter Tranche 3 P1E / Rafale F3+
Da Sie Ihre Frage nicht weiter eingrenzen wollten, verweise ich Sie einfach mal an den Twitter-Account von Titus Plattner (@titusplattner). Lesen schadet nie…
EF ist doch auch wieder so ein Blackboxthema. Wer jetzt die richtig Info haben will, muss irgendwo im Projekt hocken. Darüber hinaus kommt da jetzt nicht sooo die Info raus, außer der Bundesrechnungshof kontrolliert mal wieder.
Es ist auch echt ein Unding, dass die P-3C ohne ausreichende Dokumentationen verkauft werden…
Meines Wissens war die „fehlende Dokumentation“ hoch eingestufte us-amerikanische Geräte-Dokumentation von Teilen des Einsatzsystems (z.Bsp.Sourcecode der Fingerprint-Datenbank der ESM-Anlage).
Ich glaube, auch da muß sich die BW an die eigene Nase fassen, denn man hatte vor dem Kauf wohl nicht wirklich geprüft, ob der Kongress einer Herausgabe der Dokumentation an die BW zustimmen würde.
Ein Dilemma bei der Beschaffung von Großwaffensystemen M/Lw ist die Tatsache, dass man in Europa keinen Generalunternehmer für das Gesamtsystem findet, also Plattform mit integriertem Einsatzsystem inkl. Wirksystemen. Man hat zumeist mit einem Konglomerat von Firmen zu tun, z.Bsp.genannt ARGE, und mit anderen Nationen wie z.Bsp. US, die eben ihren Geheimschutz-Daumen auf ihrer Hightech halten.
Die BW kann aber nicht sein GU, dazu fehlt die gesetzliche Grundlage und auch wohl das know-how. Dann gibt es da noch diese wunderbaren Beistellungen des Bundes (Meeensch Werneeer! Der Schieber tut doch noch !) , die man integrieren will in ein System, das schon 1 oder 2 Generationen weiter ist.
@klabautermann/@all:
„Ich glaube, auch da muß sich die BW an die eigene Nase fassen, denn man hatte vor dem Kauf wohl nicht wirklich geprüft, ob der Kongress einer Herausgabe der Dokumentation an die BW zustimmen würde.“
Dann war die P3 Problematik nichts anderes als das erste Warnzeichen (STOP-Schild) für das Jahre später folgende „völlig überraschende“ Eurohawk-Desaster mit Reißleine..
Zustimmung?
@CRM-Moderator
völlig richtig ;-)
@klabautermann
Eine kleine Korrektur sei gestattet.
Streiche „keinen […] findet“ setze „nicht finden will“ und somit diese Variante vollkommen ausschliesst. Jedes Mal wieder.
Eine der letzten ARGE’n die wirklich funktioniert hat, war SM343 und MJ332 als Fortführung. Die beiden Werften fürs Gesamtsystem Schiff zusammen mit dem hauptverantwortlichen Systemlieferanten.
Es wäre überhaupt kein Problem für die Großprojekte diese Variante Werft GU als Befähigter Gesamtsystem Schiff und ein Systemhausherr FüWES zu haben. Ob nun dann bei verschiedenen Werften gebaut wird (um hier dann den ollen aufmüpfigen Landvogt zu befriedigen) ist dabei egal. Nur einer muss den Hut aufhaben, das Design verantworten und gleichzeitig der zentrale Ansprechpartner für Verlauf und Abnahmen, Inbetriebnahmen o.ä. sein.
Funktioniert im Export einwandfrei. Und auch dort triit kein Kunde als GU auf.
Aber da ja nicht sein kann was nicht sein darf und man sich selbst so beschränken will bei den verschiedenen Stellen…
@all wg Orion P3
Wenn ich das richtig erinnere, war/ist das Problem der fehlenden Dokumentation etwas mehrschichtiger:
US-Blackboxes sind das eine, die NL-Abänderungen am Luftfahrzzeug das gewichtiger andere. Dafür war in NL fürher eine Art eigenes Ingenieur- und Projektbüro zuständig. NL empfahl DE, dieses Büro mit zu übernehmen und weiter zu betreiben, weil man nur dort genau wisse, was genau wie und warum geändert wurde.
In DE entschied man sich, dass nicht zu machen, weil man glaubte, die Herstellerdokumentation werde reichen und wenn nicht könne man das schon selbst. Heute gibt es Ingenieurbüro nicht mehr und das Wissen ist verloren
@NMWC
Nun, das Thema GU versus ARGE ist im Marineschiffbau mittlerweile wie im militärischen Flugzeugbau in Deutschland. Sowohl auf Auftraggeber/Nutzer-Seite (Bundeswehr) als auch auf Industrieseite sind seit Mitte der 90er Jahre die technisch-logistischen Forderungs-, Entwicklungs- und Zertifizierungskompetenzen/kapazitäten eigentlich nur abgebaut worden. Natürlich hält die Industrie nur Kompetenten/Kapazitäten vor, die sich auch rechnen, und da angeblich aufgrund der Rechtslage die Gewährleistung und Qualitätssicherung für das Gesamtsystem der deutschen Rüstungsindustrie bei öAG-Projekten nicht zuzumuten ist, hält sie eben keine entsprechenden Kompetenzen/Kapazitäten vor und der öAG hat sie munter abgebaut. Ausnahme: Uboote.
Das wird sich auch bald im Export rächen, denn „parent navy“ ist nicht mehr verfügbar.
@ONA
Na ja, an diesem „Ingenieursbüro“ hing ein ganzer Rattenschwanz an Infrastruktur und Personal und Technik (Referenzanlagen) etc. Das kostet natürlich und das Budget für die BG-Atlantk Nachfolge lies nur eine schlichte Kauflösung zu, da Marine/Luftwaffe ja damals noch glaubten, sie könnten ihre Systempflege- und Änderungskompetenz weiter erhalten. Nun, mittlerweile glaubt das selbst die LW nicht mehr ;-)
Evtl. wissen ja die Engländer, wie teuer der Vogel insgesamt ist – einfach mal nachfragen, um zumindest einen vagen Überblick zu bekommen.
Mich wundert das nicht im geringsten, ich sage nur „weit über 9 Mio € für einen einzelnen SPz“…
@klabautermann
Bezüglich der Situation Marineschiffbau und des Vorhaltens von Kompetenzen/Kapazitäten sehe ich das etwas anders. Daher erhalten Sie von mir ein klares JAIN. Es kommt drauf an von welchen Werften wir reden.
Zu dem Abbau der Kompetenzen/Kapazitäten auf öAG-Seite gibt es keine Einwände.
Wenn es Sie interessiert warum ich das so sehe fragen Sie @T.W. nach meiner Mail-Endung.
@NMWC
Nun bei UBoot und Schnellboot/Korvette bzw. Offshore Patrol Vessel bin ich schon auf Ihrer Seite, und natürlich Hilfsschiffe wie Tender oder so. Aber selbst da waren wir mal besser. Aber Fregatten oder größer ? Die letzte deutsche Fregatte mit voller Versorgungsreife (d.h. inklusive vollständiger techn. Dokumentation) war die F122. Bei F123/EGV war sie schon eingeschränkt und bei 124 sowie jetzt 125 möchte ich gar nicht drüber nachdenken. Natürlich hat sich auch die Rechtslage verändert im Bereich Umweltschutz und auch Arbeitsschutz sowie natürlich Zulassung, was die Entwicklung und den Betrieb in Deutschland nicht einfacher, bzw. billiger macht. However, das war absehbar und auch absehbar war, dass „mehr Geld“ nicht die Lösung ist. Kompetenzerhalt und -pflege wäre die richtige Antwort gewesen, aber das sah Sts. Dr. Stützle eben anders ;-)
@klabautermann
Ein abendfüllendes Thema mit Potential für viele Flaschen Rotwein und so, während eines maritimen Blogtreffens..Wären ja eh nur ein paar Interessierte..
Uuuund jetzt voller Schutzalarm-Deckung, bevor der Hausherr hier mit der groben Kelle durchkehrt….
@NMWC
R AR
;-)