Krach in der GroKo: Außenministerium will Änderung bei Pirateriebekämpfung

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Das Bundeskabinett hat am (heutigen) Mittwoch erwartungsgemäß das Mandat der Bundeswehr für die Antipirateriemission Atalanta vor der Küste Somalias verlängert, das nun dem Bundestag zur Zustimmung vorgelegt wird. Hinter den Kulissen der großen Koalition scheint es bei diesem Einsatz der Deutschen Marine aber gewaltig zu krachen: Während das Mandat fast unverändert bleibt (nur die Personalobergrenze wird leicht von 1.400 auf 1.200 Soldatinnen und Soldaten gesenkt), will das SPD-geführte Auswärtige Amt in den Gesprächen mit den anderen EU-Staaten erreichen, dass über die Erlaubnis, Piratenlogistik auch an Land zu bekämpfen, noch mal gesprochen wird.

Wir erinnern uns: Vor zwei Jahren war das in Deutschland ein ziemlicher Aufreger, als die EU (und nachfolgend auch der Bundestag) den Atalanta-Einheiten die Befugnis gab, gegen Boote und Ausrüstung der Piraten auch am Strand, bis zu zwei Kilometern ab der Wasserlinie, mit Gewalt vorzugehen. Von dieser Möglichkeit machte Atlanta zum ersten (und wenn ich nichts übersehen habe, auch einzigen) Mal im Mai 2012 Gebrauch. Sowohl bei der SPD als auch bei den Grünen, damals beide Oppositionsparteien, war die weiter geltende Erlaubnis (übrigens auf Grundlage eines Beschlusses des UN-Sicherheitsrats) auf Kritik gestoßen. Während die Grünen sich enthielten, stimmten die Sozialdemokraten  der Mandatsverlängerung sowohl 2012 als auch 2013 nicht zu:

Atalanta_Abstimmung_2012

 

Atalanta_Abstimmung_2013

Nun sitzt aber die SPD mit in der Regierung, und formal trägt sie den Kabinettsbeschluss einschließlich der Landoption mit. Aber das Auswärtige Amt kündigte heute in der Bundespressekonferenz an, diesen Punkt auf EU-Ebene noch mal zur Sprache zu bringen. Mit dem Ziel, diese Option künftig abzuschaffen? Nein, sagt Außenamtssprecher Martin Schäfer, mit dem Ziel, über eine Veränderung zu reden und eine Diskussion über Zweck und Sinnhaftigkeit der Regelung zu erreichen. Den Unterschied habe ich nicht so ganz verstanden, kann aber auch an mir liegen. Hier zum Nachhören der Wortwechsel:

BPK_Piraterie_30apr2014     

(Grafik: Deutscher Bundestag; Foto: Die Fregatte Brandenburg bei der Untersuchung eines verdächtigen Piraten-Mutterschiffs am 26. April; die ganze Geschichte dazu hier – Foto EUNAVFOR)