Standorte und Kinderbetreuung: Erwartungen vom Wehrbeauftragten
Der (nach wie vor) neuen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen steht, wie jedem ihrer Vorgänger und ein wenig auch als Korrektiv im Sinne der Soldaten, der Wehrbeauftragte des Bundestages gegenüber – ob das Verhältnis zwischen dem Regierungsamt und dem Parlamentsbeauftragten eines der Spannung oder eines der Zusammenarbeit ist, zeigt sich ja immer erst ein bisschen später. An diesem Wochenende hat der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus schon mal seine Messlatte gelegt, dafür brauchte er nur in seinen Posteingang des Jahres zu schauen: Bis zum 23. Dezember registrierte Hellmut Königshaus 5061 Beschwerden und damit 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Gemessen an der Zahl der Soldaten ist das der höchste Stand seit Beginn der Erfassung 1959, berichtet dpa. Hauptproblem sei die Bundeswehrreform, bei der sich die Soldaten weiterhin nicht mitgenommen fühlten.
Im Interview der Woche des Deutschlandfunks hat Königshaus das noch ein bisschen detaillierter erklärt – zum Beispiel beim Thema Kinderbetreuung:
Aber es gibt ja eine Reihe von Themen, an denen, ich glaube, wird auch noch tatsächlich eine Verstärkung in den Aktivitäten erforderlich sein. Und gerade das Thema Vereinbarkeit von Dienst und Familie, das ist etwas, was nicht einfach nur plakativ ist, wo eine emotionale Aufwallung nötig ist, sondern wo wir tatsächlich auch mit Investitionsmitteln ran gehen müssen. Wo wir ganz konkret sagen müssen: Wir wollen also zum Beispiel sicherstellen, dass immer dann, wenn jemand auf eine Schule geschickt wird oder eine Soldatin mit Kleinkind möglicherweise in den Einsatz gehen soll, da müssen wir uns mal überlegen: Was bedeutet das ganz konkret, was bieten wir ihr an? Da können wir nicht sagen, sie soll doch selber gucken.
Neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Notwendigkeit der Verbesserung von Infrastruktur und ähnlichen Baustellen der Neuausrichtung hat der Wehrbeauftragte da auch ein Thema angesprochen, das die Stimmung gut aufheizen kann: Was ist mit den Standorten? Ist der Sack wirklich zu, wie der bisherige Verteidigungsminister Thomas de Maizière meinte? Grundsätzlich sollten die Entscheidungen zwar nicht infrage gestellt werden, meinte Königshaus, aber:
Dass daraus dann natürlich an bestimmten Stellen noch mal Überlegungen angestellt werden könnten, wo noch nichts sozusagen in Beton gegossen ist und wo man erkennt, man sollte hier vielleicht doch noch mal drüber nachdenken – also beispielsweise über die Frage, ob die Luftlandeschule tatsächlich verlegt werden soll –, darüber kann man reden. Natürlich ist das dann ein politisches Thema, weil natürlich auch die Politik sich darauf eingestellt hat und dann möglicherweise Kompensationsüberlegungen ins Spiel kommen. Aber prinzipiell – das sind ja kleinere Dinge – könnte man das sicherlich noch mal ins Auge fassen.
Da bin ich gespannt. Vor allem darauf, wie sich von der Leyen konkret positioniert – über allgemeine Absichtserklärungen hinaus. Noch ist ja ein bisschen Zeit.
(Foto: „Soldat und Familie. Hauptmann Falk S. und seine Lebensgefährtin spielen mit ihrem dreijährigen Sohn.“ – Bundeswehr/Andrea Bienert via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Mit der Entscheidung die Stationierung der Bundeswehr in erster Linie an den Interessen der Länder und Regionen auszurichten und damit viele, kleinere Kasernen in der Fläche zu haben, hat sich die Politik bereits gegen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Bundeswehr entschieden. Wer keine Großstandorte schafft, familienfreundliche Bundeswehrzentren wie den Köln-Bonn-Koblenzer Raum zerschlägt und dafür im Großraum Berlin Dienststellen so weit verstreut, dass zentralisiertes Wohnen zum nahen Tagespendeln kaum möglich ist, der hat alle entscheidenden Weichen gestellt. Wenn man nun unwirtschaftliche Betreuungsmöglichkeiten für sämtliche Kleinstandorte schaffen, oder im Verwendungsaufbau zwingend erforderliche Versetzungen in andere Dienststellen vermeiden will, der wird die Truppe nur weiter schwächen. Auf der Grundlage über ganz Deutschland verstreuter Dienststellen und Kleinstandorte gibt es keine Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die den privaten und dienstlichen Interessen gleichermaßen Rechnung tragen können.
@Nordlicht
Volle Zustimmung.
Die einzige familienfreundliche und für Deutschland taugliche Lösung wären Großstandorte, aber leider gibt es hier eine unheilige Allianz von Bundeswehrverband und Ländern/Kommunen.
Die andere Lösung, nämlich streitkräftenahe Arbeitsplätze, Kindergartenplätze, Schulen mit eigenem und einheitlichen Curriculum und bezahlbare und garantierte Familienwohnungen ist natürlich in Deutschland weder bezahlbar (Familienwohnungen) noch rechtlich möglich (bundesweit einheitliche Curricula für Soldatenkinderklassen.
Aber immer dann wenn in der Öffentlichkeit von der Vereinbarkeit von Familie und Dienst gesprochen wird, kommen so sinnfreie Lösungen wie Teilzeit oder Telearbeit ins Spiel :(
Was für ein Quatsch!
@ Nordlicht: 100% auf den Punkt gebracht! Man sollte TdM und seine Schergen alle zwei Jahre von einem Loch ins nächste stecken – mit der freien Wahl des Trennungsgeldes na klar!
„Als einen Grund für den Frust in der Truppe nannte Königshaus die häufigen Versetzungen. Inzwischen gebe es bei der Bundeswehr weit mehr als 50 Prozent Pendler. „Viele fühlen sich von ihrem Dienstherrn alleingelassen. Die Anlässe für Versetzungen müssen reduziert werden“, forderte Königshaus.“
50% Pendler? Wieviel Trennungsgeld wird da bitte schön ausbezahlt…? Sollte diese Reform nicht 8 Milliarden einsparen? Würde mich ja mal interessieren, ob Deutschland bei dieser Reform mittlerweile nicht schon längst draufzahlt.
Und auch bei diesem Thema darf die übliche Nörgelei nicht fehlen. Diesmal zum Foto:
Der Mann ist Oberleutnant, zumindest zum Zeitpunkt der Aufnahme
:)
@bitte_so_nicht
„Wie viel Trennungsgeld wird da bitte schön ausbezahlt…? Sollte diese Reform nicht 8 Milliarden einsparen? Würde mich ja mal interessieren, ob Deutschland bei dieser Reform mittlerweile nicht schon längst draufzahlt.“
Definitiv! Allein der FT verschlingt Millionen! Davon könnte man lange TG zahlen…
Bin gespannt ob tatsächlich der Sack aufgeschnürt wird und wie die Kompensationsmaßnahmen für die Pendler aussehen. Ein Sofortprogramm wäre wünschenswert aber wohl kaum durchführbar/ bezahlbar. Das ist wirklich spannend.
Da aber fast die ganze StS-Führungsriege ausgetauscht worden ist, müsste zumindest Gehör möglich sein.
@Nordlicht
Genau so ist es. Und das ist sicher mittlerweile „alternativlos“ weil der „Sack zu“ ist.
Ich bin 12 Jahre gependelt bis die Kinder aus dem Haus waren, zwischenzeitlich auch auf eigene Kosten. Und das geht vielen so, ohne dass Hoffnung wäre.
Die Reform soll so weiter laufen und nur ein wenig besser kommuniziert werden? Dann wird die Stimmung nie besser! Oder vielleicht doch, wenn die ganzen Egoisten und Familien-Weicheier endlich raus sind.
Wir. Dienen. Deutschland.–und nicht irgendwelchen Privatinteressen.
Danke für die offene Anspache, an manche Dinge, wie Kosten für Pendler, denkt man zunächst nicht. Ich befürchte allerdings, dass sich zunächst kostenarme aber „werbewirksame“ Schritte durchsetzen werden. Beauftragte jeglicher Coleur werden durch das Land reisen und junge Kommandeure und Chefs nach Kinderbetreungszimmern fragen oder Erklärungen abfordern warum ein Gefechtsschießen nicht um 16.30 Uhr zu Ende sein kann. Und muss man denn soviel Ausbildung machen. Geht nicht weniger? Und dann noch Technischer Dienst? Und dann noch Ausbildungsunterlagen schreiben? Von Beurteilungen und direkter Arbeit mit unseren Menschen gar nicht zu reden (z.B. Besuch einer Familie, dessen Sohn im Einsatz, Krankenhaus ist…..) ..Und dann nimmt der Kommandeur oder Chef Stellung, nein nicht schriftlich, nicht formal, nein versteckt. z.B. „Haben sie Herr Hauptmann die Zeichen der Zeit nicht erkannt? Ist das ihre zeitgemäße Menschenführung? Noch nie was von Planung gehört, junger Mann oder junge Frau?“ Können sie sich nicht einschränken? Und das sagen dann auch Generale, die früher selbst im Dienstzimmer geschlafen haben aber heute den Zeitgeist erkannt haben.Wir müssen attraktiv sein….Das ist richtig und notwendig, darf aber nicht alles totschlagen. Und schon ist also alles, was früher galt falsch.
Und da wird es Partikularinteressen geben. Jeder Interessenvertreter wird sich mit diesem Thema bei der Ministerin ins Spiel bringen. Aufpassen, es geht nicht in erster Linie um Bundesoberbehörden, es geht um alle, dabei – ach so, auch TRUPPE. Nicht nur der altgediente Soldat und Beamte im Kommando, Amt oder BMvg, wenn dann doch unsere jungen Menschen. Es geht also um Truppe,die für Einsätze, z.B. in Afrika (s. neue threads Afrika) ausbilden soll. Und die Ministerin wird nicht gleich erkennen, daß der von ihr formulierte Schutz auch durch bestmögliche, harte, intensive Ausbildung erreicht wird. Gern gut, nein bestens geplant. Dabei natürlich Zeitmangment. Gute Ausbildung, auch nachts, ist übrigens auch Motivation. Und es wurde schon gefragt, ob wir richtig liegen im Vergleich mit anderen Berufsgruppen, Polizisten, Verkaufern, Krankenschwestern, jungen Richtern, Landärzten, In meinem Umfeld arbeiten diese hart. Und erwarten dies auch vom Bundeswehrangehörigen. Ist ok, finde ich.
P.S. Und die jungen Referenten im BMVg arbeiten bis tief in die Nacht an Vorlagen zum o.g. Thema, sehen aber selbst ihre Familie nur nachts.
@pedantischer Schnösel
Danke für den Hinweis, sonst wäre ja hier die Diskussion nicht komplett. In diesem Fall sind Beschwerden an das Bundesministerium der Verteidigung, 2. Dienstsitz Berlin, Presse- und Informationsstab, zu richten.
Zitat Königshaus: „Wir wollen also zum Beispiel sicherstellen, dass immer dann, wenn …eine Soldatin mit Kleinkind möglicherweise in den Einsatz gehen soll, da müssen wir uns mal überlegen: Was bedeutet das ganz konkret,…?“
Konkret bedeutet das, das Frauen mit Kinderwunsch einer natürlichen Verwendungseinschränkung unterliegen, weshalb sich diese Frauen besser einen Arbeitgeber mit geregelten Arbeitszeiten und garantierter Dauerpräsenz in Deutschland suchen und die Bundeswehr in diesem Punkt keine falsche Erwartungen nähren sollte.
In anderen Streitkräften mit höherem Frauenanteil gibt es z.T. massive Probleme in den Bereichen, in denen der Frauenanteil besonders hoch ist. Dort ist wegen Schwangerschaften, die gehäuft vor Verlegungen in den Einsatz auftauchen, teilweise die Einsatzbereitschaft ganzer Einheiten gefährdet. Hier eine Studie, die das Problem aufgreift:
http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/acsc/99-016.pdf
@ Ayar Shawkla
das Problem ist nur, dass es wohl nicht mehr genug männliche Bewerber für den Job gibt und die Bundeswehr mehr Frauen einstellt, damit überhaupt noch genug Personal zur Auftragserfüllung vorhanden ist….
ist halt für viele ein unatraktiver Job und es wird nicht besser….
@bitte_so_nicht | 29. Dezember 2013 – 17:26
„ist halt für viele ein unatraktiver Job und es wird nicht besser….“
Wer unseren Beruf für einen Job hält, der ist vielleicht in diesem Beruf auch falsch, oder?
Dei Lösung ist doch ganz einfach.
Die Familie geht halt mit in den Einsatz. Da werden dann die Feldlager etwas größer, mit Familienunterkunft , Kindergarten, Schule, Freizeitpark, etc…
Der/die Lebensabschnittsgefährte/in wird vom Arbeitgeber ffür die Zeit des Einsatzes freigestellt und von der Unterhaltsicherungsbehörde bezahlt wie damals bei der Wehrpflicht. So geht Attraktivität.
/Ironie off/
@ Koffer
kommt drauf an, wie lange sich die Bewerber bei der Bundeswehr verpflichten wollen. Ein „Job“ ist laut Definition eine vorübergehende Beschäftigung. Gibt es bei der Bundeswehr ja auch (SaZ) und müsste bestimmt auch noch atraktiver werden, ebenso wie für die Berufssoldaten, oder?
@bitte_so_nicht | 29. Dezember 2013 – 17:52
„kommt drauf an, wie lange sich die Bewerber bei der Bundeswehr verpflichten wollen. Ein “Job” ist laut Definition eine vorübergehende Beschäftigung. Gibt es bei der Bundeswehr ja auch (SaZ) und müsste bestimmt auch noch atraktiver werden, ebenso wie für die Berufssoldaten, oder die zivilen Mitarbeiter.“
Nein, der Unterschied zwischen einem „Job“ und einem Beruf wie dem des Soldaten ist die innere „Berufung“. Denn wer nicht aus Überzeugung Soldat wird, dem ist im Schützengraben nicht zu trauen…
@ Koffer: gerne würde ich hier noch weiter zu dem Thema diskutieren, aber ich befürchte, dass Herr Wiegold uns dann die rote „Off Topic“ Karte zeige wird. Daher sollten wir es dabei belassen.
Einigen wir uns daruf, das sich die Bundeswehr als Arbeitgeber atraktiver gestalten muss, um dem bevorstehenden Personalnotstand entgegenzuwirken?
@bitte_so_nicht | 29. Dezember 2013 – 18:10
„Einigen wir uns daruf, das sich die Bundeswehr als Arbeitgeber atraktiver gestalten muss, um dem bevorstehenden Personalnotstand entgegenzuwirken?“
„Als Dienstherr attraktiver“, da gebe ich Ihnen Recht.
„Arbeitgeber“ allerdings ist ein seltsamer Begriff für eine Organisation, die Menschen einen Eid abverlangt und sie danach planmäßig und absichtlich in Gefahr bringt… Denn schließlich ist es nicht Aufgabe der Streitkräfte „Arbeit“ zu geben.
Es wird sich nur dann zum besseren wenden, wenn Wischi-Waschi-Massnahmen endlich ein Ende haben; dazu zählen: Eltern-kind Arbeitszimmer (Widerspruch in sich!) Und Telearbeitsplaetze für Soldaten! Diese Dinge passen nicht zusammen oder sind mit dem Beruf nicht vereinbar.
Ich bin selbst 18 Jahre gependelt und habe dabei ca. 550 000 km zurückgelegt. Auch über die Leistungsfähigkeit unseres OPNV machen sich manche Politiker etwas vor.
4 Jahre auf eigene Kosten – aber wer würde es den Kindern erklären, wenn der Vater auf der Straße bliebe.?
Vereinbarkeit von Familie und Dienst bedeutet unter´m Strich die Attraktivitätssteigerung des Dienstes zugunsten weiblichen Nachwuchses, da dadurch Personalproblem in den Griff gebracht werden soll.
Mit einer Ministerin mit dieser Vita wird das auch genau so weitergehen.
Die Erfahrung der vergangenen 12 Jahre (die Tanja-Kreil-Ära) hat uns doch in epischer Breite bewiesen, was dahingehend alles „verbessert“, „optimiert“ und „gesteigert“ werden kann. Natürlich kann und darf die BW sich nicht hinter „Männlichkeitsargumenten“ verstecken, jedoch wird wie immer das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Anstatt für Akzeptanz für die Entbehrungen bis zu einem gewissen Grad zu sorgen werden die Entbehrungen mit nicht immer nachvollziehbaren Argumenten (wie bereits hier teilweise angeführt, siehe Beitrag AKamp) abgeschafft.
Solange „Recruiter“ Argumente vertreten, die sie selber nicht erfahren/erlebt haben, wird das auch nix werden.
Andererseits habe ich in meiner – verglichen zur abgeleisteten Dienstzeit – kurzen Zeit im ÖD festgestellt, dass dort ähnliche Luftschlösser existieren, nur mit bei Weitem nicht so dramatischen Auswirkungen wie bei der BW, Stichwort Teilzeit und Innehaben einer Führungsposition.
Und die Bezahlung ist nicht so gut, dass sollte bis zu einem gewissen Grad berücksichtigt werden.
@ Koffer
|… “Arbeitgeber” allerdings ist ein seltsamer Begriff …“
Sie kennen die Broschuere des BAPersBw “ Beruf trifft Berufung Die Bundeswehr als Arbeitgeber“?
Auch koennen Sie daneben sehr gewiss sein, dass es ueberzeugte Soldatinnen und Soldaten gibt, die in ihrem taeglichen JOB einen perfekten Dienst fuer Deutschland leisten – genau so wie es diejenigen gibt, die zwar von BERUF im Sinne der beruehmten Berufung sprechen, jedoch noch lange keine guten oder ueberzeugten Sdt sind.
Menschen – ohne sie zu kennen – mit zwei Woertern pauschal in „im Schuetzengraben verlaesslich oder unzuverlaessig“ einzuteilen, empfinde ich als eine arg vereinfachte Sichtweise.
@Koffer: Sie haben sicher nicht Unrecht, wenn Sie das Soldatsein nicht direkt als Beruf/ Arbeit sehen wollen. Nichtsdestoweniger konkurriert jede Armee auf dem gleichen Markt um die gleichen „Seelen“ wie jedes andere Beschäftigungsumfeld. Und da zählt für jeden Eizelnen nur seine persönliche Kosten/ Nutzenanalyse. Und wenn man die bundesweit verpflichtenden Schnuppermonate (vulgo Wehdienst) einfach so auf Eis legt, ohne sich zu überlegen, was das am Ende bedeutet, gibt’s halt die Quittung.
„Die einzige familienfreundliche und für Deutschland taugliche Lösung wären Großstandorte, aber leider gibt es hier eine unheilige Allianz von Bundeswehrverband und Ländern/Kommunen.“
Das steigert die Attraktivität der Bundeswehr sicherlich ungemein. Da war doch irgendwas mit Präsenz und Breite.
@ Koffer
Zitat: „Nein, der Unterschied zwischen einem “Job” und einem Beruf wie dem des Soldaten ist die innere “Berufung”. Denn wer nicht aus Überzeugung Soldat wird, dem ist im Schützengraben nicht zu trauen…“
Ihren eigenen Anspruch und den vieler Kameraden ja in allen Ehren, jedoch für die jungen Soldaten (SaZ) die ich in meiner Laufbahn erlebt habe, war es zu 90 % ein Job.
Diese Job-Sichtweise wird durch die Personalführung in der Praxis noch verstärkt. So ist es z.B. nicht möglich einen SaZ 12 während seiner 12 jährigen Zeit (Fw-Laufbahn) gegen seinen Willen an einen anderen Standort zu versetzen. Diese Auffassung war mir nach über 30 Dienstjahren neu und revolutionär, wurde aber ausdrücklich so von führenden Leuten des PersABw vertreten. Angeblich hat ein SaZ eine Standortgarantie, die ausser bei StO-Schließungen o.ä. , ihm bei der Einstellung zugesichert wurde.
Damit ist er deutlich besser gestellt als ein junger Berufssoldat, der oftmals rasch nach seiner Ernennung versetzt wird.
@ all
Zur Vereinbarkeit von Dienst und Familie.
Wenn man ehrlich ist, ist diese Vereinbarkeit in manchen Fällen überhaupt nicht gegeben. Eine alleinerziehende Mutter kann ohne familiäre Unterstützung weder auf Lehrgang noch in den Einsatz . Auf der anderen Seite soll der Frauenanteil in der Sanität bis auf 50 % gesteigert werden. Bereits in den 90er Jahren führte dies in den San-Rgt zu erheblichen Problemen bei der Einsatzgestellung. Von den 120 Portepeedienstgraden des Rgts waren regelmäßig bis zu 33 % schwanger oder im Mutterschutz. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch noch keine Zusatzdienstposten für Frauen im Mutterschutz, d.h. die wenigen verbliebenen Männer hatten die doppelte Einsatzbelastung und die doppelte Belastung am Heimatstandort. Da das Sanitätswesen ohne Frauen nicht mehr darstellbar ist, müssen tragfähige Lösungen her. So ist die Einrichtung eines Betriebskindergartens an den Bw-Krankenhäusern meines Wissen in der Zwischenzeit erfolgt. Diese Kindergärten sollten aber an entsprechenden Großstandorten ebenfalls eingerichtet werden. Leider hat die katholischen Militärseelsorge ihre eigenen 7 Kindergärten in den 90er Jahren geschlossen.
Als nächstes muss etwas an den Schulen der Bw passieren. Es muss für Lehrgangsteilnehmerinnen mit Kind möglich sein, an Lehrgängen teilzunehmen.
Das die Bw zu einer Pendlerarmee geworden ist, ist mittlerweile ein Binse. An manchen Standorten pendeln bis zu 80 % der Soldaten und Zivilbeschäftigten.
Hier hätte bei der Strukturreform etwas passieren müssen.
Um es mal auf den Punkt zu bringen: Die Bw ist nicht dazu da, Strukturpolitik in vernachlässigten Regionen Deutschlands zu machen ! Das gilt sowohl für die ostdeutschen Länder aber auch für andere unterentwickelte Gebiete wie Ostbayern oder Ostfriesland usw.
Da die Soldaten am Standort nicht zur Residenzpflicht gezwungen werden können, sollten sie auch nicht den Preis für die Regionalförderung bezahlen. Zweitwohnungen in Erfurt zu bezahlen und die Deutschen Bahn am Wochenende in überfüllten Zügen oder den Finanzminister über die Mineralölsteuer zu subventionieren gehört ebenfalls nicht zu den Aufgaben des Einzelplans 14 und auch nicht zu den Aufgaben für die das Gehalt da sein sollte.
Wenn ein ziviler Arbeitgeber so gegen die Interessen seiner Mitarbeiter verstoßen würde, dann würden ihm die qualifizierten Mitarbeiter weglaufen – bei der Bundeswehr tuen sie es auch !
@SchreckStarr
„Menschen – ohne sie zu kennen – mit zwei Woertern pauschal in “im Schuetzengraben verlaesslich oder unzuverlaessig” einzuteilen, empfinde ich als eine arg vereinfachte Sichtweise.“
Es ist aber nun einmal so! Wer den Soldatenberuf ergreift nur um ein temporäres Auskommen zu haben ist Situationen, die die eigene Existenz bedrohen statistisch unzuverlässiger, als jemand der es aus einer inneren Überzeugung tut.
Deswegen ist der Begriff „Job“ genau das was einen Soldaten von einem Söldner unterscheidet!
Das die Bundeswehr die einzige Armee ist, die sich zu dieser seit Jahrhunderten (eigentlich seit 2500 Jahren) bekannten Tatsache nicht bekennt und das selbst hier in einem Forum in dem überdurchschnittliche viele aktive und ehemalige unterwegs sind solche Ansichten vertreten werden spricht Bände über die Erziehung zum Soldatsein in unseren Streitkräften…
@iltis
„Nichtsdestoweniger konkurriert jede Armee auf dem gleichen Markt um die gleichen “Seelen” wie jedes andere Beschäftigungsumfeld.“
Soweit stimme ich Ihnen zu.
„Und da zählt für jeden Eizelnen nur seine persönliche Kosten/ Nutzenanalyse.“
Aber um jemand für den Soldatenberuf zu werben, sind hinsichtlich genau dieser Abwägung der möglichen Bewerber die mächtigsten Argumente nicht „Willst Du Zukunft.“ oder „Bei uns trägt nicht jeder Uniform“.
Wenn man junge Menschen für einen Beruf werben will in dem es um nichts weniger geht als um das eigene Leben, dann müssen „andere Saiten zum klingen“ gebrachte werden.
„Und wenn man die bundesweit verpflichtenden Schnuppermonate (vulgo Wehdienst) einfach so auf Eis legt, ohne sich zu überlegen, was das am Ende bedeutet, gibt’s halt die Quittung.“
Zustimmung.
@xyz
„Das steigert die Attraktivität der Bundeswehr sicherlich ungemein. Da war doch irgendwas mit Präsenz und Breite.“
Ja, in der Tat ist es für die Nachwuchsgewinnung von 18jährigen und Unverheirateten durchaus von Vorteil.
Aber spätestens dann, wenn Ehefrau und Kinder im Spiel sind, legt sich „Präsenz in der Fläche“ wie ein Mühlstein um den Nacken der Familienväter/Mütter.
Von daher muß man sich entscheiden: Welches Argument ist für die langfristige Gewinnung von qualifiziertem Personal wichtiger?
Die kurzfristige Steigerung der Rekrutenzahlen oder die langfristige Vereinbarkeit von Familie und Dienst?!
@Georg
„So ist es z.B. nicht möglich einen SaZ 12 während seiner 12 jährigen Zeit (Fw-Laufbahn) gegen seinen Willen an einen anderen Standort zu versetzen.“
Entschuldigung, aber das ist rechtlicher und tatsächlicher Blödsinn!
In den letzten Jahren habe ich mehrfach erlebt, wie Soldaten gegen Ihren ausdrücklichen Willen versetzt wurden.
„Angeblich hat ein SaZ eine Standortgarantie, die ausser bei StO-Schließungen o.ä. , ihm bei der Einstellung zugesichert wurde.“
Nein, hat er nicht.
@KlausK: Das mit dem Eltern-Kind-Arbeitszimmer stimmt absolut. Wer selbst auch nur ein bisschen Erfahrung mit Kleinkindern hat sollte wissen, dass diese sich je nach Alter nur sehr eingeschränkt mit sich selbst beschäftigen können. Mal eben nebenbei an einer Besprechung teilnehmen oder in Ruhe ein wichtiges Telefonat führen ist dann halt nicht.
Sehr erheiternd auch der AU 1/500 und der Punkt, dass der Sozialdienst bei der Suche nach Kindergartenplätzen helfen würde. Selbst an einem Großstandort erlebt: Ja, wir haben einen Kindergarten mit Belegplätzen und da sind aber gerade leider alle belegt. Ja, es gibt eine Warteliste (+1 Jahr). Nein, ansonsten können wir leider nicht bei der Suche helfen – Noch dazu wäre dieser lediglich mit knapp 30 Minuten Autofahrt erreichbar gewesen.
Für mich ist im obigen Interview die „BdL“ des Wehrbeauftragten überraschend deutlich:
Entweder man senkt die Ambitionen (VPR/ LoA) oder gibt mehr Geld aus.
Eigentlich die Bankrotterklärung der Neuausrichtung und die – leider nicht mehr eingeholte – Mißernte von TdM.
Mal sehen wann vdL dazu etwas sagt.
@AKamp:
„Gute Ausbildung, auch nachts, ist übrigens auch Motivation.“
Nachtausbildung ist mit Neufassung des DZA-Erlasses ja ein Thema für sich. Um überhaupt Nachtausbildung durchführen zu können wird mittlerweile selbst auf Lehrgängen am Folgetag ein Zeitausgleich gewährt. Dass derlei für junge Soldaten das Gegenteil von Attraktivität ist, will man gar nicht mehr erkennen.
Großstandorte sind wohl nicht die Lösung. Wollen wir housings ala us-streitkräfte. Wo bleibt dann die verwurzelung in der Gesellschaft? Nein, es müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden. Gut, dass der dbwv dafür kampft. In diesem Sinne….
@Memoria
„Nachtausbildung ist mit Neufassung des DZA-Erlasses ja ein Thema für sich. Um überhaupt Nachtausbildung durchführen zu können wird mittlerweile selbst auf Lehrgängen am Folgetag ein Zeitausgleich gewährt. Dass derlei für junge Soldaten das Gegenteil von Attraktivität ist, will man gar nicht mehr erkennen.“
Ja, aber das ist ein Problem der Anweisungen für die Lehrgangsgestaltung und nicht des DZAE.
Denn wenn der Lehrgang ein Kurzlehrgang ist, dann kann der Anrechnungsfall auch übertragen werden und wenn er ein längerer Lehrgang ist, dann spielt der eine freie Tage keine Rolle.
Das Problem (zumindest im Heer) ist, dass in der Summe derzeit auf Lehrgängen aufgrund eines Befehls des ehemaligen Heeresamtes keine durchschnittlicher Dienst von mehr als 42,8 im Ausnahme fall 46 Stunden je Woche geleistet werden DARF.
Das hat hierbei nichts mit dem DZAE zu tun, sondern mit einem Sonderbefehl des damaligen Abteilungsleiters :(
@Whiskyecho | 29. Dezember 2013 – 19:55
„Großstandorte sind wohl nicht die Lösung. Wollen wir housings ala us-streitkräfte. Wo bleibt dann die verwurzelung in der Gesellschaft?“
Die Verwurzelung in die Gesellschaft ist mit der Wehrpflicht gestorben (oder zumindest nur noch eingeschränkt möglich).
Und nein, housing areas in der Größe der US-Streitkräfte sind nicht nötig. Was viel wichtiger wäre, wären mehrere Kasernen in einem räumlichen Umfeld.
Köln/Bonn/Koblenz ist da ein gutes Beispiel.
Wie man es nicht machen sollte hat die Bw hingegen am Beispiel Berlin bewiesen :(
Und bei Standorten, die für Bw Verhältnisse große wären (also z.B. Brigadegröße) sind auch keine riesigen housing-Areas notwendig, denn gerade wenn man solche Großstandorte hätte, dann könnten sich die Familien dort einrichten und sich im Umfeld eigene Wohnung zulegen.
Also genau das Gegenteil!
@Koffer:
Genau diese 46-Stunden Begrenzung meinte ich.
Wir nähern uns hier immer mehr österreichischen Verhältnissen.
Im Ergebnis wird jedoch Nachtausbildung (mehr als je zuvor ein MUSS) immer mehr zur Ausnahme.
Denn alles andere widerspricht dem System.
@ Koffer
Zitat: „“So ist es z.B. nicht möglich einen SaZ 12 während seiner 12 jährigen Zeit (Fw-Laufbahn) gegen seinen Willen an einen anderen Standort zu versetzen.”
Entschuldigung, aber das ist rechtlicher und tatsächlicher Blödsinn!“
Das dachte ich ebenfalls bis zu der schriftlichen Absage des PersABw auf die Forderung nach Regeneration eines Dienstposten. Es mag ja sein, dass es rein rechtlich möglich ist, jedoch wird es von den Dezernatsleiter im damaligen PersABw nicht gemacht. Damit ist es faktisch wie ein Versetzungsschutz während der SaZ 12 Dienstzeit.
Auch auf die schrifliche Nachfrage des Rgt-Kommandeurs war es PersABw nicht möglich die Stelle mit einem ausgebildeten und erfahrenen Portepee zu besetzen. Bei einer späteren Konferenz habe ich den besagten Dezernatsleiter (OTL) mündlich vor den Konferenzteilnhemern auf die Angelegenheit angesprochen und er hat mir diese Vorgehensweise als Grundsatzangelegenheit des Hauses so bestätigt.
Ergo: Vielleicht gibt es Ereignisse, die in der Vorstellung eines strammen Stabsoffiziers des Heeres bis jetzt noch vorgekommen sind, aber dennoch Realtiät sind.
@Georg
Ich habe ein klein bisschen mit Personalführung zu tun und weder bei den Offizieren noch bei den Unteroffizieren gibt es ein solches Vorgehen im Heer.
Im Einzelfall aufgrund der persönlichen Situation des jeweiligen Offiziers/Unteroffiziers natürlich. Aber nicht allgemeingültig!
Für andere TSK kann ich natürlich nicht sprechen.
Ich halte Großstandorte nicht für das Allheilmittel. Im Bereich Luftwaffe zeigt sich doch schon jetzt, dass die Konzentration nicht mehr Zufriedenheit bringt. Wie soll denn die noch verbliebene FlaRak Nachwuchs bekommen, wenn es sie nur noch in SH und MVP gibt? Abgesehen davon dass außer denen, die von dort kommen, niemand sonst dort hin wollte. Was bringt die extreme Vergrößerung von Kalkar, wenn keiner dort leben will? Andere ehemalige Großstandorte ( für Lw-verhältnisse groß) wie Fursty werden zerschlagen und die dortigen Einheiten über die Republik verstreut. Es muss einen Mix aus großen Standorten und Standorten in der Fläche geben, weder das eine noch das andere allein, bringen wirklich was.
Schorsch | 29. Dezember 2013 – 20:50
Ich stimme Ihnen zu, der Mix machts … aber bei so einer kleinen Armee (185.000), diesen Mix zu realisieren, halte ich für fast unmöglich. Ich denke, zukünftig werden wir uns an „familienorientierte Großstandorte“ a la USA gewöhnen müssen; mit aller Infrastruktur für Familien (Kindergarten, Schule, Kino etc.). Ob das dann die Bewerberzahlen erhöht … keine Ahnung; aber es wird die Bundeswehr prägen und die Akzeptanz in der Gesellschaft wohl schwächen.
Ein schönes Beispiel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
und den Umgang mit qualifizierten Mitarbeiter
Ab 01.01.14 gibt es die erste Spezialeinheit der Bundeswehr nicht mehr und die genannten übrigen Fernspäher werden zu leichten Aufklärer „degradiert“ ( soll keine Abwertung der Aufklärer sein, aber die Einstellungsvoraussetzungen waren bei den Fernspäher bischen höher angesetzt)
Nachdem irgend ein schlauer Kopf die Idee hatte die verbliebenen Späher vom schönen Bodenseegebiet in die ca 800 km entfernte Norddeutsche Pampa nach Seedorf zu versetzen war die Freude natürlich groß und es hagelte Versetzungsanträge und Verkürzungsanträge, die allerdings prompt alle abgelehnt wurden.
Das konnte natürlich der oberen Führung nicht gefallen,das hier nicht freudestrahlend hurra geschrien wurde.
Sie wunderten sich, dass ein so hochqualifizierter, mit ATNs für drei Soldaten ausgestattener Spezialist, nicht sofort sein Haus verkauft,die Kinder von der Schule abmeldet, seiner Frau die Kündigung ihres festen Arbeitsverhältnisses veranlasst und laut „Jawoh“l schreit.
Irgendwann musste der Soldat ja sehr motiviert gewesen sein, sonst hätte er sich nicht für diese Laufbahn entschieden.
Deswegen sendeten sie einen General der seine Soldaten motivieren sollte und ihnen erklären sollte warum sämtliche Einstellungstest, Überlebenslehrgänge , Einsätze und körperliche Entbehrungen nicht für die Katz waren.
to make a long story short :
Schlusszitat des Generals nachdem er darauf hingewiesen wurde, dass die Entscheidung super zu der Devise Vereinbarkeit und Beruf passt und milliärisch Supoptimal ist:
„Haben sie ihre Frauen und Kinder nicht im Griff, ich muss ständig umziehen und meine Frau macht nie so ein Getöse. Soll sie Kündigen und sich da oben was suchen.
Sie sind der Untergang der Fernspäherei!
Respekt , der Unterschied zwischen Gehaltsstufe A8 und B? muss wohl nicht so groß sein?
Aber es kommt noch besser:
Kurz darauf sendete das Personalamt seinen besten Offizier und den Fernspähern klarzumachen das ihm die ganzen Persönlichen Schicksale ziemlich egal sind und er nur hier ist um Zahlen zu erfüllen und dass kann er gut
Und egal ob Haus,Frau,Kind usw. alle werden nach Seedorf versetzt, da sie alle eine Mangel-ATN besitzen. (die es aber komischerweise ab 01.01.14 nicht mehr gibt)
Natürlich werden diese Soldaten ihren Söhnen, Brüdern , Freunden und Bekannten und jeden der es hören will den Rat geben zur Bundeswehr zu gehen , weil hier wird Leistung noch belohnt und der Dienstherr kümmert sich vorbildlich um dich.
Was bleibt einem da noch als zu Verkürzen , kündigen und zu hoffen dass bis dahin vielleicht der „Sack noch nicht ganz zu ist“
@Koffer: Die Saiten, die Sie zum Klingen bringen wollen, sind auch nur Teil der persönlichen Kosten- Nutzenanalyse jedes Einzelnen. Im Umkehrschluß sogar bares Geld wert, denn, wen Sie auch so begeistern können, den müssen Sie nicht mehr mit so viel Geld locken.
Nur – wen wollen Sie denn heute mit der Seelenfischerei noch einfangen? Bzw. wie? So, wie die Stimmung hier im Blog ist, so ist sie auch in der Gesellschaft. Viele Heldenepen werden aus AFG nicht mit zurückgebracht werden und als nachhaltigen Erfolg läßt sich dieser Einsatz auch nicht verkaufen.
Auch hehre Ziele, wie die Sicherheit der Heimat (durchaus ein gutes Argument), ziehen nur bis zu einem gewissen Punkt. Dann müssen Sie nämlich sehr deutlich machen, wieso man seine Haut zu Markte tragen soll, wenn es gesellschaftlicher Konsens ist, daß die meisten militärischen Aktionen dem Gewinninteresse von Ölfirmen dienen. Und da spielt es überhaupt keine Rolle, ob das Tatsache oder böswillige Behauptung ist.
Damit der Kreis sich nun schließt, braucht es also eine glaubhafte Darlegung der deutschen Ziele, man muß sich damit identifizieren können. Und somit steht an erster Stelle mal wieder die so oft angemahnte Strategiediskussion. Solange wir die nicht breit führen, sind Standortschließung oder nicht, gar kein sinnvolles Thema. Wir brauchen die Zieldiskussion vor der Verteilung von Mitteln und Möglichkeiten. Mich erinnert das alles an den Hausbau, wo beim Errichten des Dachstuhls alles zusammenkracht, weil man leider gedacht hat, ohne Fundament auskommen zu können. Und glauben Sie nur ja nicht, daß das in der Bauwirtschaft nicht vorkäme…
@Iltis:
Daher hoffe ich, dass Opposition und Presse die Steilvorlage des WB zu Anspruch vs. Mittel aufnehmen und vdL damit konfrontieren.
@iltis
Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie sagen die „weichen“ Faktoren fließen auch in die Kosten-/Nutzenabwägnung unserer potentiellen Bewerber mit ein.
Und vor allem stimme ich Ihnen zu, wenn Sie feststellen, dass damit die Bw bares Geld sparen könnte…
Aber eine Strategiediskussion?!?!
Natürlich benötigen wir diese dringend in unserer Gesellschaft.
Aber doch nicht für die Nachwuchswerbung!
Wir haben bei denen, die das vielleicht interessiert (Offiziersanwärter und Feldwebelanwärter) genügend Kandidaten.
Unser Problem ist der Nachwuchs bei den Mannschaftern. Und den typischen 18jährigen Haupt- oder (schulisch unterdurchschnittlichen) Realschüler (bzw. vielleicht sogar guten Schüler, aber noch ohne eigene Entscheidung über seinen eigenen Werdegang im Leben) gewinnt man doch nicht mit einer Strategiediskussion!
Hier geht es um doch vor allem um Anerkennung, Abenteuer, Kameradschaft, Abnabelung (und natürlich auch finanzielle Sicherheit).
@Koffer: Natürlich kann nur das Ergebnis der Strategiediskussion klar machen, worum es geht. Die Diskussion selbst ist eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft. Und deren Ergebnisse können für den Einzelnen Entscheidungsgrundlage sein, ob der Soldatenberuf die passende Berufung für einen ist oder nicht. Soweit klar.
Gewinnung von Mannschaften: Geht eigentlich nur über die Wehrpflicht oder einen Haufen Geld. Ich hatte mit dem Gedanken an eine Weiterverpflichtung auch geliebäugelt, aber erst nachdem ich die (damalige) Bw kennengelernt habe. Vorher war mir der Gedanke so fern wie der Mond.
@peter
besserwissmodus ein:
Die älteste und damit erste Spezialeinheit der Bw sind die Kampfschwimmer.
besserwissmodus aus
Zitat: „Wir haben bei denen, die das vielleicht interessiert (Offiziersanwärter und Feldwebelanwärter) genügend Kandidaten.“
Davon bin ich nicht überzeugt ! Wir haben vielleicht zahlenmäßig genügend Kandidaten für die Fw- und Offz-Laufbahn, aber mit welcher Qualifikation ?
Die Feldwebelanwärter in der Logistik, die ich kennenlernen durfte, hatten ihren Zivilberuf nahezu durchgehend nicht mit der Abschlussnote „1“ oder „2“ abgeschlossen, sondern eher mit „3“ oder mit „4“. Anscheinend gibt es für die guten bis sehr guten Facharbeiter keine Notwendigkeit eine Bewerbung als SaZ abzugeben.
Es gibt ein paar Ausnahmen aus Mecklenburg-Vorpommern und anderen entlegenen Gebieten in Deutschland, aber ansonsten – kein Bedarf als Soldat.
Selbst bei einem studierten Geologen habe ich dieses Verhalten gesehen. Lieber als SaZ im MilGeoDienst als arbeitslos.
Welcher junge Mann verpflichtet sich als Mannschaftsdienstgrad in einem Kampfverband ? Abenteuerlustige, Fernwehgetriebene bei der Marine – ja, aber ansonsten wer noch ? Im Zweifelsfall doch eher Derjenige, der zwischen Hartz IV und SaZ 4 wählen muss.
Ich habe in einem anderem Kommentar schon das Demografieproblem der Bw angesprochen. Dabei gilt meine Sorge dem ersatzlosen Wegfall der fachlichen Kompetenz der „Baby-Boomer“-Generation, also grob der Geburtsjahrgänge 1955 – 1965, durch die Pensionierung in den nächsten 5 Jahren. Dies betrifft nicht nur Soldaten sondern auch Zivilbeschäftigte der Bw. Nun denken manche dabei an die „Elefantenfriedhöfe“ in den Ämtern und in den Kommandobehörden. Die beunruhigen mich weniger.
Das überproportionale Ausscheiden von erfahrenen StFw, OStFw und Hptm FD und zivilen Facharbeitern in den Einheiten der zweiten logistischen Ebene wird eine Lücke reißen, die den sicheren Betrieb von älteren Waffensystemen gefährden wird. Ich meine für die Marine, das Marinearsenal in Kiel, für die SKB das Elektronikinstansetzungzentrum in Bad Bergzabern und andere Instandsetzungzentren und für das Heer die ehemaligen Heeresinstandsetzungswerke, die jetzt bei der HIL aufgehängt sind. Für die Lw sind es die ehemaligen LwWerften, die jetzt wieder mal umbenannt werden. Da kommt es manchmal auf ein paar Leute an. Wenn in der LwWerft in Ummendorf aus dem Kooperativen Modell mit der Fa. Autoflug 5 von 15 Mitarbeitern ausscheiden, dann ist einfach Wissen und Erfahrung weg bei der Instandsetzung von Schleudersitzen für die Kampfflugzeuge. Ohne die LwInstH Grp 13 fliegt kein Tornado mehr ! Die Industrie hat bei älteren Waffensystemen einfach nicht mehr die personelle Kompetenz diese Unterstützung zu leisten.
Nachdem neue Waffensysteme langsamer zulaufen als geplant, müssen ältere Waffensysteme länger in der Nutzung bleiben. Es bleibt die Frage, wer zuerst ausgephast wird – das Material, Transall, Tornado, F 122 usw. oder die dazu benötigten Fachleute in der zweiten logistischen Ebene.
„Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss höchste Priorität haben“.
Ich kann es nicht mehr hören!
@Nordlicht hat es im ersten Beitrag schon hervorragend geschrieben.
My 5 cents:
– Standorte am Arsch der Welt ziehen keinen Nachwuchs an. Hier ist die Liste lang, ich will mich gar nicht auf einzelne beziehen. Offensichtlich hat man im BMVg immer noch nicht verstanden, dass die Zeiten vorbei sind, in denen die Familie fröhlich lächelnd dem Mann bei jedem blödsinnigen Umzug folgt. Auch Frauen haben Berufe und soziale Umfelde.
– Kinderbetreuung: Warum gibt es nicht an jedem Standort eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung? Und zwar zu Zeiten, an denen dort gearbeitet wird? Bei Standorten mit mehr als tausend Kameraden sollte es doch möglich sein.
Aber halt, das BMVg und die Bw-Uni München haben ja eigene Kindergärten. Das sind ja auch die Kameraden, die regelmäßig nachts arbeiten und auch mal kurzentschlossen 24 Stunden oder länger im Dienst sind oder sogar in den Einsatz gehen. Hier stellen sich mir die Fußnägel auf. Aber die Presseabteilung verkauft das als positive Meldung…
– Planbarkeit: Wer weiß heute, wo er in 3 Monaten sein wird? Selbst die 3-Monatsfrist bei Versetzungen ist das genaue Gegenteil. Dies ist keine Personalführung, das ist peinlich.
Und wer sich dann von seinem Personalführer sagen lassen muss, das sei ja schließlich für jeden so und dann weiß, dass eben dieser Personalführer seit 20 Jahren in Köln sitzt, kann schon das zweifeln anfangen.
– Pendelarmee: Eine Nichtgestellung von Pendlerunterkünften ist armselig. Die Argumentation, dass sich Neubauten von Pendlerwohnungen (hier reichen doch jedem 1-2 Zimmer, Kochnische und eigenes Bad mit Dusche, Buche Dekor und ein kleines Fenster) nicht rechnen würden, glaube ich einfach nicht! Wie viele Millionen oder sogar Milliarden Euro werden jährlich für Trennungsgeld, Wohnunsbeihilfe und Familienheimfahrten bezahlt? Wer über mehr als 4 Jahre in die Zukunft rechnet, kann doch gar nicht anders, als an den großen Standorten solche Unterkünfte zu bauen (bauen zu lassen). Hier eine Miete von etwa 150€ all inclusive (inkl Telefon-/ Internetleitung) und alle sind glücklich. Und Geld wird auch gespart.
Über das Zulagenwesen, die Führungskultur, die Dienstgradinflation bei gleichzeitiger Kompetenzdeflation oder die Nachwuchswerbung und Öffentlichkeitsarbeit fange ich gar nicht an, mich aufzuregen. Ausstattung ist ebenso ein eigenes Thema, hier wird sich die Ministerin an ihren ersten Verlautbarungen messen lassen müssen.
Aber viele dieser Themen werden ihr auf dem Weg zur Kanzlerkandidatur im Weg stehen und somit nicht auf der Tagesordnung landen.
@ Peter
Genau so ist es !
Empathie wird durch Arroganz der zuständigen höheren Offiziere ersetzt. Anstatt der Politik zu sagen, dass der Umzug der Fernspäher so nicht machbar ist, werden Durchhalteparolen und Beleidigungen ausgesprochen um die eigenen Karrieren nicht zu gefährden.
Ich versuche z.B. Leuten zu erklären, dass man ein Hubschraubergeschwader nicht von Rheine nach Holzdorf verlegen kann, sondern man kann nur ein Geschwader am alten Standort auflösen und am neuen Standort neu aufbauen. Aufgrund der personellen Fluktuation, noch dazu bei einem TSK-Wechsel, kommt ca. 30 – 50 % des erfahrenen Personals nicht mit zum neuen Standort. Was ist dann ein Geschwader noch wert ?
Wieviel Kampfkraft, Transportleistung usw. kann es dann noch erbringe ? So ein Abbau und ein Neuaufbau wird die Leistung des Geschwaders für mindestens 5 Jahre paralisieren.
Warum macht man so etwas ?
Strukturförderung für unterentwickelte Gebiete aus dem Einzelplan 14 auf den Rücken der Beschäftigten !
Nachtrag:
@Georg: Nun sogar doppelte Zustimmung!
Gerade bei Verlegungen von ganzen Einheiten ans andere Ende der Welt oder gar hinter die Zivilisationsgrenze gehen die wenigsten mit, die auch woanders gefragt sind. So wird kontinuierlich der Standard gesenkt, Lücken gerissen und die Qualität herabgesenkt.
wenn es keinen freiwilligen Nachwuchs mehr gibt, haben wir dann amerikanische Verhältnisse: da werden Straftäter vor die Entscheidung gestellt, entweder Bundeswehr oder Knast!
@Georg:
„Anstatt der Politik zu sagen, dass der Umzug der Fernspäher so nicht machbar ist, werden Durchhalteparolen und Beleidigungen ausgesprochen um die eigenen Karrieren nicht zu gefährden.“
Das müßte man der Politik gar nicht erklären, weil sie es nicht entschieden hat.
Schönes Beispiel für „das ist politisch so gewollt“ als Dauerausrede.
Ob die FSK 200 noch existiert oder verlegt wird war ein internes Heeresthema. Es gab sogar stimmen aus der Politik, die für den Erhalt gekämpft haben – gegen die Führung des Heeres.
@ Memoria
Da könnte ich aus der Lw auch ein paar Beispiele mit ähnlichen Verlauf schildern.
Ja, es ist auch oftmals die Generalität, die Standortentscheidungen getroffen haben und sich dann hinter den Politkern verstecken.
Zu allem Überfluss kommen sie nach der Entscheidung zur Schließung oder Verlegung des Standortes auch noch zum Truppenbesuch und äußern sich nach Einweisung und Besichtigung der technischen Anlagen nach dem Motto „Wenn wir das vorher gewusst hätten.. ( GI Wieker)“.
Also „Inkompetenz“ oder doch eher der Versuch den unterstellten Bereich für blöd zu verkaufen ?
und ich dachte solche Unverschämtheiten wie Drohungen durch Vorgesetzten bei Nichtumzug hat es nur bei uns gegeben… scheint ja der Generalität im Blut zu liegen.
Es wird auch viel Kompetenz verloren gehen, wenn demnächst die Menschen nicht nach ihrer beruflichen Erfahrung auf andere Dienstposten “umgelagert“ werden, sondern einfach nur nach ihrer Gehaltsklasse. So steigert man keine Motivation der Mitarbeiter und schon gar nicht die Qualität der Arbeit.
@horst
Das ist nach deutschem Recht nicht machbar, weil die Bewährungsauflagen, bzw. Neben- oder Ersatzstrafen in DEU klar aus dem Gesetz hervorgehen und nicht in das Ermessen des Richters gestellt sind.
@bitte_nicht_so
Wieso „Drohungen“ oder „Unverschämtheiten“?
Wer Soldat ist, kann versetzt werden. Wer sich einer Versetzung widersetzt ohne triftige persönliche Gründe zu haben (und damit sind echte Härtefälle gemeint), hat mit negativen Auswirkungen auf seine Karriere zu rechnen.
Das ist doch auch nur gerecht. Das gehört nun einmal zu unserem Beruf dazu.
Die Frage ist hier lediglich warum, der Dienstherr nicht seine Fürsorgepflicht für Pendlerunterkünfte, Kindergartenplätze und Schulen mit besonderen Curricula nachkommt um „seinen Teil“ der gegenseitigen Treuepflicht zu erfüllen…
Familie und Beruf?
Es ist schon ein Armutszeugnis, wenn man seit Jahren keinen einheitlichen Versetzungstermin mehr umsetzen kann oder will….
Andere Streitkräfte (z.B. Frankreich) halten trotz Reformen daran fest – nur die PersonalprofisBw bekommen so etwas nicht mehr hin.
Kein Problem – das Organisationsdefizit der Perser löst man einfach per ad-hoc Versetzung des Personals.
@Koffer: aber nicht jeder in der Bundeswehr ist Soldat und Versetzungen gehören bei zivilen Mitarbeitern nicht zwingend zum Berufsbild (auch wenn sich das einige wünschen). ;)