Bundeswehr soll Deutsche aus Süd-Sudan ausfliegen

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Angesichts der Unruhen nach einem Putschversuch im Süd-Sudan (Foto oben: Zivilisten suchen in der Stadt Bor Schutz bei den Vereinten Nationen) will die Bundeswehr deutsche Staatsbürger aus dem krisengeschüttelten Land ausfliegen. Das Verteidigungsministerium bestätigte im Wesentlichen einen Bericht von Spiegel Online: Eine Transall-Maschine der Bundeswehr, derzeit im Einsatz für die UN-Mission im westafrikanischen Mali, soll in die süd-sudanesische Hauptstadt Juba fliegen und dort die Bundesbürger abholen.

Bei der Aktion handele es sich um eine diplomatische Evakuierung und nicht um eine bewaffnete Rückführung unter militärischem Schutz, betonte ein Sprecher des Ministeriums. Die Bundeswehr setze aber auf Bitten des Auswärtigen Amtes ein Flugzeug ein, habe allerdings entschieden, dass dafür eine mit Schutzvorrichtungen gegen Raketenangriffe ausgerüstete Maschine verwendet werde, weil es eine abstrakte Gefährdung gebe – der Flughafen von Juba ist trotz der Unruhen normal in Betrieb.

Auch der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, befindet sich derzeit zum Besuch der deutschen Soldaten in der UN-Mission im Süd-Sudan (UNMISS) in dem Land. Fritz und seine Delegation sollen allerdings mit einer kleineren Maschine der Flugbereitschaft, einer Global 5000, von ihrem Aufenthaltsort im Norden des Landes abgeholt werden, wo derzeit keine Unruhen herrschen.

Nachtrag zur Vollständigkeit: Die Meldung der Bundeswehr dazu, einschließlich erfolgter Evakuierung des Befehlshabers Einsatzführungskommando:

Berlin/Potsdam, 19.12.2013, Auswärtiges Amt, Presse-Info-Stab BMVg
Auf Anfrage des Krisenstabs im Auswärtigen Amt unterstützt die Bundeswehr die Evakuierung von deutschen Staatsbürgern mit einer Transall, einem Krisenunterstützungsteam sowie einem Arzt mit Rettungsassistenten.
Der Krisenstab im Auswärtigen Amt hat zuvor beschlossen, Maßnahmen zur Evakuierung deutscher Staatsbürger einzuleiten. Alle Deutschen in Südsudan wurden aufgerufen, sich für eine Evakuierung bereitzuhalten.
Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, ist am Nachmittag des 19. Dezembers sicher in Entebbe in Uganda gelandet. Ein Flugzeug der Luftwaffe, das im Rahmen der Unterstützung der diplomatischen Evakuierung von deutschen Staatsbürgern aus dem Südsudan eingesetzt ist, hatte ihn am Mittag aus dem von den Unruhen kaum betroffenen Malakal im Norden des Südsudans abgeholt.
Hans-Werner Fritz befand sich seit dem 13. Dezember mit drei weiteren Soldaten im Rahmen einer seit langem geplanten Dienstreise im Südsudan. Dort besuchte er die aktuell 16 deutschen Soldaten von UNMISS. Aufgrund der Sicherheitslage konnte er nicht wie geplant am 17. Dezember das Land verlassen.
Seit dem 15. Dezember finden im Südsudan Auseinandersetzungen rivalisierender Gruppen statt. Einzelne Flugplätze und der Luftraum waren immer wieder gesperrt.
Schon seit 2011 beteiligt sich die Bundeswehr an der UN-Mission UNMISS. Kernaufgaben von UNMISS sind die Unterstützung der Regierung bei der Friedenskonsolidierung, beim Staatsaufbau und der wirtschaftlichen Entwicklung.

Nachtrag 2: Einen Überblick zur Situation und Lageentwicklung im Südsudan – neben den üblichen Medienquellen wie BBC – gibt der Twitter-Account der UN-Mission dort: @UNMISSJuba

Nachtrag 3: Am 20. Dezember wurden mit zwei Transall-Flügen gut 100 Deutsche und Bürger anderer Staaten aus Juba nach Entebbe in Uganda ausgeflogen, laut Bundeswehr:

Am Vormittag ist die erste Transportmaschine der Bundeswehr mit über 55 Deutschen und Angehörigen anderer Nationen sicher in Entebbe gelandet.
Das geschützte Flugzeug vom Typ Transall war zuvor aus Westafrika nach Entebbe (Uganda) geflogen, um die diplomatische Evakuierung aus dem Südsudan zu unterstützen. Originär gehört es zu dem Kontingent MINUSMA und ist in Dakar im Senegal stationiert.
Im Laufe des Tages werden weitere Flüge zur Evakuierung durchgeführt.
Aktualisierung:
Am späten Nachmittag ist das Transportflugzeug der Bundeswehr erneut sicher in Entebbe gelandet. Diesmal waren 43 Evakuierte aus verschiedenen Nationen sowie der Deutsche Botschafter aus Juba an Bord.

Nach der Liste des Auswärtigen Amtes ist derzeit David Schwake deutscher Botschafter im Südsudan.

 

(Foto: Civilians seeking refuge in the UNMISS compound in Bor, capital of Jonglei state – UNMISS)