EuroHawk: Hat die NSA geschlampt?
Es sind zwei der politischen Top-Themen dieses Sommers: Die Spähaffäre um den US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) und die gescheiterte Riesendrohne EuroHawk. Da wäre man als Journalist doch glücklich, könnte man beide Themen zusammen in einer Story unterbringen…
Genau das schien am (gestrigen) Mittwoch nach einer Zeugenanhörung im EuroHawk-Untersuchungsausschuss des Bundestages möglich. Hatte doch Detlef Selhausen, Leiter der Abteilung Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) bei seiner Anhörung nicht beantworten können (oder wollen), warum Verzögerungen von Lieferungen der NSA für den EuroHawk zu Verzögerungen beim Gesamtprojekt geführt hatten.
Also NSA-Technik für die deutsche Riesendrohne? Hat die Bundeswehr die Abhörleitung für die amerikanischen Freunde gleich mitbestellt? US-Geheimdienst an Drohnenprojekt offenbar beteiligt, schrieb der Pressedienst des Bundestages; und die Reuters-Meldung NSA war auch an Euro-Hawk-Projekt beteiligt machte das Ganze so richtig publik.
Bei einer passenden Tasse Kaffee und einer Zigarette (Foto oben) habe ich mal drüber nachgedacht, warum mir dieser journalistische Kracher durchgegangen ist.
Vielleicht, weil ich die so genannte 25- Millionen-Vorlage, also sozusagen den Bestellzettel für den Haushaltsausschuss des Bundestages vom 27. Dezember 2006 noch vor Augen hatte. Das Papier war für die Abgeordneten die Grundlage, über das – damals noch mit vergleichsweise günstigen rund 460 Millionen Euro veranschlagte – Projekt zu entscheiden. In dieser Vorlage schrieb der Finanz-Staatssekretär Werner Gatzer, der nächste Woche auch als Zeuge im Ausschuss auftreten soll, unter anderem:
Die von der US Air Force im Luftfahrzeug GLOBAL HAWK eingerüstete Nutzlast der Aufklärungssensorik steht für Deutschland nicht zur Verfügung. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren nicht bereit, die Ergebnisse ihrer Entwicklung in eine deutsch-amerikanische Kooperation einzubringen. Daher muss die signalerfassende Missionsausstattung im Rahmen des EURO HAWK-Projekts in Deutschland entwickelt und in die EURO HAWK Plattform integriert werden. (…) Neben dem vorliegenden Vertrag mit der Firma EURO HAWK Gmbh sind weitere Leistungen aus ergänzenden „Foreign Military Sales“ (FMS) – Verträgen sowie Unterstützungsleistungen im Rahmen der Vorbereitung des Anfangsflugbetriebs des EURO HAWK Prototypen notwendig.
Ah, die berühmten Foreign Military Sales, die von den USA gebilligt werden müssen. Und mit wem in diesem Fall? Das kann man schon etwas länger auf der Webseite des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) nachlesen:
Daher wurde am 31. Januar 2007 zwischen dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung und der in Friedrichshafen ansässigen EuroHawk GmbH ein Vertrag zur Lieferung eines sogenannten Full Scale Demonstrator, dem Prototypen des EURO HAWK, der europäischen Variante des GLOBAL HAWK, geschlossen. Die EuroHawk GmbH ist eine Kooperation der Firmen EADS und Northrop Grumman. Zusätzlich wurden zwei ergänzende Foreign Military Sales Verträge mit der U.S. Air Force und der National Security Agency geschlossen.
Also doch die Abhörleitung per Vertrag mit der NSA mitbestellt und teuer bezahlt? (Für die Foreign Military Sales-Verträge waren in der Vorlage 2006 schon 18,5 Millionen Euro veranschlagt.)
Die Realität ist etwas weniger Aufsehen erregend. Das versuchte das Verteidigungsministerium in einer Sprechererklärung zu der oben verlinkten Reuters-Meldung zu erklären:
Als Lieferumfang wurden selektive Einzelkomponenten der Trägerplattform (z.B. Kommunikations-/Kryptogeräte) und selektive Unterstützungsleistungen, wie Beistellung von Erprobungseinrichtungen und -personal, vereinbart.
Weil, nämlich: Die Kommunikation mit der Drohne, insbesondere die Flugsteuerung, läuft über eine verschlüsselte Funkstrecke. Damit, zumindest ist das so geplant, nicht jeder die Fernsteuerung des Riesenvogels übernehmen kann. Und die so genannten Kryptoschlüssel dafür verwaltet – die NSA. In den USA jedenfalls.
Das hätte Selhausen doch wirklich erklären können. (Dass er’s nicht getan hat, sagt vielleicht auch was über den Aufklärungswillen des Verteidigungsministeriums.)
Aber auch so hätten das die Abgeordneten im Untersuchungsausschuss, nun, zumindest ahnen können. Denn genau diese Verschlüsselung machte beim Überführungsflug Probleme, wie der Projektleiter EuroHawk am vergangenen Dienstag bei seiner Zeugenanhörung erklärt hatte: Die USA hätten, so schilderte Rüdiger Knöpfel, bei Überführungsflug der Drohne einen falschen Schlüssel für die Funkverbindung übergeben. Deshalb konnte die deutsche Bodenstation zunächst die Steuerung nicht übernehmen – eine potenziel ziemlich ungesunde Situation, die dann über Zugriff auf eine Ausweichfrequenz bereinigt wurde.
Die Geschichte wäre damit aus meiner Sicht eher: Hat die NSA, die Verwalterin der Kryptoschlüssel, geschlampt und damit das deutsche EuroHawk-Projekt schon vor Ankunft des Fliegers in Deutschland in Gefahr gebracht? Aber das ist natürlich längst nicht so sexy wie die Vermutung, das unbemannte Spionageflugzeug sollte seine Daten gleich auch an die NSA funken.
„Das hätte Selhausen doch wirklich erklären können.“
Stimmt.
Die Sprechererklärung des BMVg ist jedoch (wieder mal) auch nicht gerade ein Vorbild an Pressearbeit.
Zippo (schon bekannt) und „Selber-Dreher“ statt Filter – da wird der Mythos um den Krisenjournalisten doch glatt etwas erweitert… Nächstes Detail dann der abgewetzte Tropenhut oder eher die mitgenommene Khaki? ;-)
Btt:
Das sie anderen auch gleich immer die Schlagzeile kaputtmachen müssen – beide Themen miteinander verknüpfen zu können, wäre doch unheimlich „Resourcenschonened“ für die Redaktionen geworden…
@T.W.: Als ob es Gedankenübetragung wäre. Habe gerade für ein internes Schreiben auch noch mal das Material gesichtet und unter dem thread „Zähflüssiger Informationsweg nach oben“ gepostet. Nachdem die NSA-Kiste im Mai noch nicht so publik war, kann man das wirklich glatt übersehen.
Frage an die Experten:
Soso der Schlüssel für die Funkverbindung… Das Kryptogerät als FMS…. Mit Schlüsselgewalt?
Oder wäre aus dem deutschen Eurohawk ein österreichischer Eurofighter geworden? Denn die heben auch nicht 100% einsatzbereit ab wenn die NSA die Schlüssel verweigert… Oder eher garnicht.
Und dabei ist es unerheblich das DEU in der NATO ist und AUT nicht. Geht die Schlüsselgewalt nicht über (und das bei der Steuerung des Vogels) steuert letztendlich der Kryptobesitzer den Vogel. (Und ein Schelm der denkt man behalte sich keine Übernahmeschlüssel vor – Datensicherheit = null)
@T.W.:
Die Veraltung von Funk-Kryptoschlüsseln obliegt regelmäßig eher nicht dem Geheimdienst… sowas macht das Militär intern. Die Schlüssel werden eben auf die entsprechenden Ebenen herunterverteilt und dann auf der entsprechenden Base durch nachrangiges Personal in die Maschinen geladen…
Jetzt mal der Logik halber… die Ausweichfrequenz war doch sicher auch geschlüsselt…?
Die NSA dürfte an der Stelle eine viel banalere Rolle spielen: als Freigabebehörde für eingestufte US-Dokumente. Wenn alles, was per se ‚US only‘ oder ‚4eyes‘ ‚5eyes‘ wie auch immer im Kontext der Drohne nur über die NSA für Deutschland freigegeben werden kann, dann wundert mich die Verzögerung angesichts der Menge Papier nicht ;)
@Kerveros
Wenn ich das richtig sehe, agiert die NSA auch als nationale Kryptobehörde der USA?
@Vodoo
Meinen Sie diesen Hut?
Gegenstand des 2ten Änderungsvertrages in der Neufassung vom 28.03.2009 war u.a.: die Modifikation der Baugruppen zwecks Aufnahme des US Krypto Chips KGV-nnY, da der Chip KGV-nnX nicht mehr produziert wurde. Die Nachfolgetype KGV-nnY konnte jedoch ohne Änderung der HARD- und SOFTWARE und ohne zusätzliche Test nicht verbaut werden. Für diesen zusätzlichen Aufwand wurde ein Preis von 351.645,00 € mit der Industrie augehandelt.
Unschöne Panne, welche zwei Dinge beweißt. 1.) wurde ein alter Flieger gekauft. 2.) Das daraus resultierende Kleinvieh macht auch Mist!
„Das hätte Selhausen doch wirklich erklären können. (Dass er´s nicht getan hat, sagt vielleicht auch was über den Aufklärungswillen des Verteidigungsministeriums.)“
Das er es nicht getan hat, sagt eher was über die Bedeutung dieses Details………. Das wusste er schlicht und ergreifend nicht. Aber Herrn Knöpfel zu fragen, der es hätte erklären können, ist ja leider wenig effektheischend………… ;-)
@T.W.:
Kryptobehörde heisst ja nicht nicht ausführendes Organ. In der Bundeswehr läde letzten Endes auch ein entsprechender Feldwebel die Schlüssel ins System und nicht ein eigens Abgesandter Laufbursche der obersten Kryptoinstanz ;)
In Deutschland legt die entsprechenden Standards für Behörden und Ministerien auch das BSI fest… dennoch wird wohl kaum ein Vertreter des BSI auf der untersten Ebene die Schlüssel in das Gerät laden.
Die NSA regelt wohl aber direkt (mit ihren entsprechenden Abteilungen) die Freigabe eingestufter Dokumente… und sowas dauert…
@Z25: Da hätte es noch viel mehr weniger effektheischende Fragen gegeben, welche so richtigen Effekt gebracht hätten! Aber das bringe man mal über die hoffnungslos überanstrengten und in Unmengen von Akten schwimmenden Fachrefereten in die ebenso teils hoffnungslos und nur parteipolitisch sowie wahlkampforientierten Abgeordneten-Köpfe hinein?
Wie es richtig gehen sollte ergibt sich aus der Zeugeneeinvernahme der Frau MinR Bauch (BRH) vs. der des MinDir Selhausen (AL AIN). Erstere hat weniger Fragen beantwortet, sondern mit ihrem bestens im kleinen Team und ohne viele Häuptlinge zuvor vorbereiteten Beiträgen, viele Fragen bei den „parlamentarischen Staatsanwälten“ aufgeworfen.
Der Zweite saß teils Minuten schweigend gegenüber einem guten Dutzend Staatsanwälten im Kreuzverhör und schwitzte und trotzdem kam relativ wenig dabei heraus.
Denn eine konsequente, zielorienterte, ganzheitliche zentrale Anklageschrift eines leitenden Staatsanwalts fehlt eben bei einem angeblich überfraktionellen „pseudo-neutralen“ Untersuchungsausschuß und da können die „Zeugen“ dann herumlavieren, um nicht selber zum Angeklagten zu werden!
@Kerveros
Quatsch….die NSA – wie ich in einem anderen Faden erklärt habe – gibt keine Schlüssel-Technik aus der Hand. Die Schlüssel werden entweder durch einen NSA-Mitarbeiter geladen oder rien ne va plus !
Interessanter Kurzbeitrag zu PRISM gefunden, bei http://www.golem.de:
Drei statt nur zwei Prisms
Laut der Erklärung der NSA, die durch BND-Geheimdienstchef Gerhard Schindler dem Parlamentarischen Kontrollgremium (PKGr) übergeben wurde, existieren nicht zwei, sondern sogar drei Prism-Programme.
Im weiteren werden diese Tools/Anwendungen und ihre Zielsetzungen kurzbeschrieben.
Bei all den Threads zu NSA habe ich es mal hier gepostet.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundespraesident-joachim-gauck-ist-beunruhigt-ueber-die-nsa-affaere-a-913215.html
Lieber Himmel !
Auf einmal ist Snowden kein Verräter mehr sondern verdient Respekt.
Ein Gaukler als BuPrä !
@ Klabautermann
Etwas vielschichtiger war Gaucks urprüngliche Äußerung dann doch.
Und auch hier gilt wohl: „When the facts change, I change my mind. What do you do, sir?”
Wäre Ihnen unbeirrte Sturheit wie bei Merkel und Friedrich lieber?
@Klabautermann:
Einen Schlüssel zu laden ist was anderes als Ḱryptotechnologie aus der Hand zu geben… worst case ist der halt kompromittiert und wird entsorgt – hat es in der NATO schon öfter gegeben…
War aber auch garnicht das ausschlaggebende Thema, sondern das die NSA gleichzeitig release authority für die Freigabe eingestufter Dokumente ist… ist es bei dem Projekt wohl auch reichlich geben dürfte…
@ T.W.
Ich wusste es, sehr passend! ;-)
@Voodoo
Alle Klischees erfüllt, oder fehlt noch was? ;-)
@klabautermann
Wenn die NSA die Schlüssel ned aus er Hand geben würde, würde auch bei der Dt. Marine ned viel funktionieren. Aber die NATO-Schlüsselcodes werden eben durch die NSA erstellt und dann am Ende doch von dem Unteroffizier oder Maat in das WaSys geladen.
@Schorsch
Und genau dahin zielte meine Frage. Wenn im FMS Vertrag nicht vereinbart wurde, dass die Schlüsselgewalt auf die Abnehmernation (DEU) übergeht dann bleibt die Technologie faktisch in Händen der Herstellernation (US) und kann von dort schier beliebig gesteuert und kontrolliert werden ohne(!) dass hiee jemand was merkt.
Schlechte Erfahrungen mit Systemen die nur durcj die USA oder US Firmen betrieben, erweitert und gewartet werden dürfen hat gerade die Marine ja schon gemacht (siehe VLS launcher und SM2)
@JAS
Beim Eurofighter ist es aber so, dass der Schlüssel für Link16 genutzt wird. Und hier wird der Schlüssel von der NSA für die NATO hergestellt und über die NATO und die nationaler Kryptoverteilerstellen verbreitet. Und da haben eben die Österreicher keinen Zugriff.
@ Klabautermann:
Volle Zustimmung!
Ich finde es schon bedenklich, wenn ein Bundespräsident Respekt vor einem Verräter hat. Ein präsidial – moralischer Freibrief für alle Personen die Verschlussachen verraten?
@klabautermann, TOM
Die Sache mit Respekt vor einem Verräter ist sehr die US-Sichtweise. Die auch eure sein kann, natürlich, die ich allerdings nicht so verallgemeinert stehen lassen möchte.
Oder, andersrum und genau so provokativ gesagt: Lieber ein Freibrief für alle, die unter dem Deckmantel offizieller oder staatlicher Arbeit Verbrechen begehen?
@T.W.
Aua, aua, nu wirds aber kompliziert ;-) Ein BuPrä sollte eigentlich wissen, dass man bestimmte Begrifflichkeiten politisch und rechtllich nicht unter einen Hut bekommt. Insofern ist er Mal wieder in ein Fettnäpfchen getreten, weil er ja wie ein typischer moraliner Oberlehrer zwar nicht alles weiß, dafür aber um so besser.
Si tacuisses……..
Ich halte das einfach für unprofessionell. Gerade in dieser sehr langjährigen USA/DE/NSA-Geschichte sollte ein BuPrä (insbesondere mit dieser persönlichen Geschichte) doch einfach mal Fr… halten.
@klabautermann:
sehr schön gesagt ;) (man kann ggf. politisch korrekter auch einfach auf den Pinguin verweisen ;) )
Mh, wenn die Weitergabe von Verschlusssachen einen stets (!) zum Verräter und falsch Handelnden macht, dann gilt das auch für Hans Oster im Jahr 1940. Extremfall zur Veranschaulichung:
Er informierte die Westalliierten über den bevorstehenden Angriffstermin des Westfeldzuges.
Eine absolute Antwort gibt es in solchen Fragen nicht.
Am Ende ist es eine Gewissensfrage – für die man so oder so einstehen muss.
@Memoria
Eben: Dafür einstehen! Aber S. zieht es vor (mit Schwerpunkt !) in ein Land zu flüchten, dass in Sachen Meinungsfreiheit/Menschenrechte auch nicht gerade das leuchtende Vorbild ist.
@TW
Wollen wir jetzt die Arbeit der Dienste kriminalisieren?
Mein Verständnis ist es, dass ein Verbrechen eine mit (durch eine Rechtsnorm)
Strafe bedrohte Handlung ist. Da das, was NSA, GCHQ u.a. tun ist in deren Rechtsbereich nicht strafbar- also auch kein Verbrechen.
Wenn wir anfangen individuell festzulegen was ein Verbrechen ist kommen wir auf ganz dünnes Eis.
Soweit ich dass bisher verfolgen konnte gibt es keinen Beweis für Abhör- oder andere rechtswidrige Aktivitäten der z.B. NSA in DEU. Und nur hier gilt deutsches Recht. Da aber die meisten Datenverkehre auch über nicht deutsches Gebiet verlaufen sind sie dort „Freiwild“, sollte es die jeweilige Rechtsordnung zulassen. Und wie wir wissen haben z.B. die USA, GB, aber auch RUS und VRC eine andere Sicht der Dinge.
Was mich aber wirklich stört an dieser ganzen Diskusssion ist, dass
1. ohne Faktenwissen diskutiert wird,
2. den am lautesten Schreienden bekannt ist, dass Dienste zusammenarbeiten,
3. eine Regierung bestimmte Dinge eben doch nicht veröffentlichen kann, weil es neben Gutmenschentum noch eine reale Welt gibt,
4. die „Aufklärungsaktivitäten“ anderer Staaten gegen DEU schlichtweg in dieser nicht mehr betrachtet werden, will heißen wieder nur stumpf gegen die USA geblubbert wird und
5. jede Aussage die nicht auf Linie der Empörten liegt, sofort als Lüge etc. untergebügelt wiird.
@TOM
Nee, ich wollte nur der sehr pauschalen Aussage Verräter eine andere Sichtweise entgegenhalten…
Und wenn wir uns an das geleakte Video aus dem Irak erinnern: Der Beschuss eines Reuters-Fernsehteams von einem Kampfhubschrauber ging rechtlich gesehen schon in eine bestimmte Richtung.
Es geht hier nicht um Kriminalisierung unserer Dienste, es geht um dieTatsache dass NSA und CIA ihren GWOT in Pakistan und an anderen Schauplätzen dieser Welt mit Contractors geführt haben, z.Bsp. Blackwater-Drohnenpiloten, und dass die USA durch GWOT den ganzen Planeten zum potentiellen Kriegsgebiet erklärt haben und die Anwendung des Kriegsvölkerrechts in Sachen „Terrorist“ an „Signaturen“ geknüpft haben……andererseits sind Contractors aber weder Soldaten noch Polizisten. Die USA schaffen hier ein neues Gewohnheitsrecht und bei der Schaffung dieses neuen Gewohnheitsrechtes haben „unsere“ Dienste in gewisser Weise Beihilfe geleistet oder nicht ?? Das ist die Frage.
Nun haben die Pakistani die CIA Drohnenkrieger aus dem Land geworfen vor einiger Zeit und deshalb hat das DoD die operative Führung der GWOT-Aktivitäten übernommen und in seine verschiedenen internationalen missions embedded wie zBsp. ISAF. Das ist wohl der gigantischste Mission Creep aller Zeiten.
@T.Wiegold: Der Beschuß galt einer Gruppe, von denen einige Waffen trugen und die deshalb nachvollziehbar als Bedrohung aufgefaßt und erfolgreich bekämpft wurden – daß darunter auch Journalisten waren, ist zwar für diese tragisch, rechtlich gesehen aber nur dann von Belang, wenn diese bereits zuvor als solche und somit als unbeteiligte und demnach durch das HVR geschützte Zivilisten identifiziert worden wären, was aber nachweislich nicht der Fall war, im Gegenteil hat man sie – aus ex post-Perspektive fälschlicherweise – positiv als Aufständische und als Bedrohung identifiziert. Sowas kommt bedauerlicherweise vor, hätte aber mutmaßlich kaum Beachtung gefunden, wenn es nicht zufällig Journalisten getroffen hätte – denn dann fließt die häufig persönliche Betroffenheit der übrigen Journalisten in die Berichterstattung ein und eher unspektakuläre Ereignisse werden aufgebauscht. So auch geschehen, als Jörg Armbruster Ende März in Syrien verletzt wurde und man diesem Umstand knappe 2 Minuten Sendezeit in den Hauptnchrichten widmete – sicherlich ein tragischer Vorfall, aber verglichen mit den wenigen Sekunden, die den tausenden Toten im syrischen Bürgerkrieg in der gleichen Sendung, oder der knappen halben Minute, die getöteten deutschen Soldaten in Afghanistan üblicherweise gewidmet werden, doch ein wenig viel Sendezeit. Und man kann daraus – wenn man ehrlich ist – nicht einmal einen Vorwurf machen, denn Soldaten reagieren stärker auf getötete und verwundete Soldaten, Polizisten stärker auf verletzte Polizisten und Journalisten halt stärker auf getötete und verletzte Journalisten.
Und entgültig verrückt wird die Sache, wenn ein – sagen wir mal – eingedeutschter Syrer sich dem aktiven Widerstand in Syrien anschließt, der ja wohl von den USA etc nicht nur politisch mit Worten unterstützt wird und dabai sofort auf eine sagen wir mal „watch-list“ kommt. Das ganze GWOT Konzept, insbesondere wie unter Obama praktiziert bricht doch auseinander. Chaos rulez: Somalia, Yemen, Mali, Ägypten, Tunesien, Lybien, Libanon, Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan…..
@Sascha W.
Ich würde da gerne ein wenig differenzieren:
The second airstrike using 30 mm fire was directed at Chmagh and two other unarmed men as they were attempting to help (Reuters correspondent Saaed) Chmagh into their van. Two children inside the van were wounded, three more men were killed, including Chmagh and the children’s father.
Und wo wir gerade beim Aufbauschen spektakulärer Ereignisse sind: Natürlich ist es dann auch Teil des Kampfes gegen den Terrorismus, wenn missliebige Journalisten in Afghanistan mit NSA-Hilfe ausgespäht werden.
@ T.Wiegold
Besagter Van erschien aber erst später auf der Szene, für einen objektiven Beobachter musste es so erscheinen, als ob er von den Insurgenten geschickt wurde, um den Kameraden zu helfen (was ja objektiv auch stimmt).
Die Kinder in dem Fahrzeug konnte man von außen nicht sehen, das stellte sich erst hinterher heraus.
Fakt ist, dass die Reuters-Journalisten mit „Insurgenten“ „embedded“ unterwegs waren, ohne äußerliche Kennzeichnung.
Der geleakte Film wurde übrigens von Wikileaks aus dem Originalmaterial zurecht geschnitten.
@T.Wiegold: Die Besatzung des Apache beobachtete, daß der verletzte und zuvor fälschlicherweise als bewaffnete Bedrohung identifizierte Journalist geborgen und zudem der zuvor fälschlicherweise als Waffe identifizierte Gegenstand aufgenommen wurde. Auch wenn die Besatzung ein wenig zu begierig darauf scheint, das Feuer eröffnen zu dürfen, hatte man nunmehr aus Sicht der Besatzung wiederum eine bewaffnete Bedrohung – daß es sich um einen folgenreichen Irrtum handelte, ist unbestrittenn, daß der Tod derer, die – so muß man mutmaßen – einfach nur einem Verletzten helfen wollten, und insbesondere die Verletzung der Kinder tragisch ist, dürfte auch außer Frage stehen, jedoch dürfte es schwierig sein, daraus tatsächlich ein Kriegsverbrechen vorzuwerfen, weshalb sich entsprechende Experten ja auch eher vorsichtig äußerten.
Das ungeschnittene Video:
http://tinyurl.com/mvf6llk
Zeigt wie wichtig Pattern of Life (POL) in einem „war amongst people“ ist.
Nicht alles was nicht blau ist, ist rot oder unterstützt rot (Van-Fahrer).
Viele sind weiß – interagieren jedoch mit allen Seiten, da „war amongst people“.
Gleichwohl befindet sich der Journalist in unmittelbarer Nähe zu Aufständischen mit AK-47 und vorallem RPG-7.
T.Wiegold | 25. Juli 2013 – 22:29
@Voodoo
„Alle Klischees erfüllt, oder fehlt noch was? ;-)“
Nein, alles perfekt! Ich würde allerdings statt von Klischees eher von „Markenzeichen“ sprechen wollen, das klingt weitaus positiver! :-) Schönen Sonntag!
„Sollte die NSA Daten vom Euro Hawk bekommen?“ auf wiwo.de unter IT-Sicherheit
Seite 2 bringt uns nun nach 2006
Dem Artikel läßt sich auch entnehmen, dass Kujat und seine „der himmel gehört uns“-Konzeptionäre von Anfang an ein bestimmtes Plattformprodukt haben wollten und nie eine übergreifende Fähigkeitsforderungsanalyse gemacht haben. Auch sehr früh war schon wieder eine europäische, bzw.deutsche FühU-Lösung angeblich ausgeschlossen. Nun, bei einem nationalen SIGINT-System muß man dann eben auch eine nationale FühU für das Gesamtsystem fordern, oder hätte zumindest die technische Trennung der Plattformsteuerungssystem von der Nutzlastdatenübertragung/Nutzlaststeuerung fordern müssen. Na ja, so braucht die NSA eben nur einen chip mit kill-codes zu versehen ;-)
Wenn Kujat schrieb „Insbesondere bezüglich der Datenübertragung ist eine europäische Lösung heute nicht verfügbar,“ wie funktioniert dann die Datenübertragung der SAR-Lupe-Satelliten?
Schicken die ihre Daten unverschlüsselt?
Ansonsten müsste die NSA ja nur ein Wohnmobil mit eingebauter Parabolantenne neben einer deutschen Bodenstation parken und könnte mitschauen, was wir so an Informationen abrufen.
Insgesamt offenbart dieser Artikel doch die gesamte Riesensauerei!
Im Bereich der SAT-Aufklärung gibt es in D und F getrennte Bodenstationen, so dass der eine „Partner“ nicht mal weiß, wohin der andere schaut.
Und bei ELINT sollen die USA die Ergebnisse frei Haus geliefert bekommen?
Dann können wir auf die nationale Unabhängigkeit doch gleich scheißen (`tschuldigung) und MOTS in Israel einkaufen.
@ Klabautermann
Und weil dem vermutlich so ist (kill-codes für Datenübertragung in der Hand der NSA) ist es auch richtig, dass der Euro-Hawk gestorben ist ! (Parallele zu den von Frankreich an Argentinien exportierten Exocet-Raketen, vor dem Falklandkrieg: Die exportierten Exocet sollten ein geheimes Nachrichtensignal empfangen können, damit sie bei einem Angriff auf französiche Streitkräfte unbrauchbar gemacht werden konnten.)
@ all
Weiter oben im Thread wurde darauf hingewiesen, dass beim Überführungsflug des Euro-Hawks ein Problem mit der verschlüsselten Datenübertragung für die Flugsteuerung aufgetreten ist. Daraufhin wurde die Ausweichfrequenz benutzt. Die Frage lautete, war diese nicht verschlüsselt ?
Ich kann die Frage leider auch nicht beantworten, aber aus dieser Frage ergeben sich weitere Fragen. Gibt es Universal-Schlüssel, die im Notfall benutzt werden können oder wird auf dieser vermutlich geheimen Ausweichfrequenz eine unverschlüsselte Datenübertragung praktiziert. War damit der Überführungsflug kurz vor dem Scheitern ?
Ausserdem wenn eine verschlüsseltes Funkgerät verkauft wird, muss auch der Schlüssel mit exportiert werden. Die Frage ist allerdings, ob der Entwickler der Schlüsseltechnologie (Amerika, NSA, o.ä. ) sich nicht ein Hintertürchen (a la Exocet) zum Zugriff auf die Flugsteuerung offen gelassen haben.
Eigentlich sind wir bei allen US-Rüstungssystemen, die wir gekauft haben, in der Frage des Technologietransfers beschränkt gewesen. Also bei den Amerikanern kaufen, heisst nicht autark zu sein. Deshalb wurde ja die Aufklärungssensorik nicht von E-Systems sondern von Cassidian (ex Telefunken System Technik, Ulm) gekauft bzw entwickelt. Warum man nicht auch eine eigene verschlüsselte Datenübertragung für die Flugsteuerung gemacht hat ist unverständlich. Vielleicht hätten dann nicht mehr amerikanische Satteliten zur Übertragung genutzt werden dürfen ?
Also wieder mal ein amerikanisches Aufklärungsssystem, von DEU gekauft, von deutschen Personal betrieben, aber mit den Amerikanern die Ergebnisse (unfreiwillig ? ) geteilt ?
Hier führt das Problem wesentlich weiter in die Materie NSA-Affäre hinein. Die Amerikaner haben die Deutschen (Privatleute und Wirtschaft) immer nach Belieben abgehört. Das Programm ECHOLON in Zusammenarbeit mit GB war dafür gedacht. Man erinnere sich auch, dass in der Frühphase des Computerzeitalters, bzw. der E-Mail Kommunikation ( ca. 1995 ), die sogenannten starken 128 Bit Schlüssel für PGP und für MS-Anwendungen ausserhalb der USA nicht erlaubt waren. Warum haben die Amerikaner dies wohl gemacht ? Anwort, weil sie die 40 Bit Schlüssel in relativ kurzer Zeit per Rechner knacken konnten und die Kommunikation mitlesen konnten !
@ TOM
So einfach kann man es sich meiner Meinung nach mit dem Rechtsbruch ausserhalb deutschen Hoheitsgebietes nicht machen !
Parallele: Piraten sind gemäß internationen Konventionen außerhalb der nationalen Hoheitsgewässer vogelfrei und jeder Staat kann mit ihnen nach eigenem Gusto verfahren. Trotzdem werden sie nicht einfach abgeschossen, denn schließlich gibt es ein universales Menschenrecht.
In fast jedem Staat der Erde gibt es ein Post- und Fernmeldegeheimnis. Dies war die Voraussetzung dafür, dass sich überhaupt ein unabhängiges Post- und Telekommunikationswesen in den Gesellschaften etablieren konnte. Duch das Vorgehen der NSA ist diese kulturelle Errungenschaft wieder in Gefahr. Wenn man Serverfarmen in der Größe von rießigen Fabrikanlagen und mit 10 hoch 24 Megabyte Speichervolumen baut, dann verfolgt man damit einen Zweck und der besteht nicht darin vom BND zwei E-Mails pro Jahr weitergereicht zu bekommen.
Also sichere Kommunikation 2013 besteht wieder aus einem loyalen Kurier mit versiegelter Post in Papierform (Schreibmaschine ohne Kopie !), der verschwiegen Nachrichten übermittelt. Danke NSA für die Zurückkatapultierung in die vorelektronische Kommunikation !
@Georg:
Daher kaufen angeblich russische Dienste wieder Schreibmaschinen.
Siehe: http://intelnews.org/2013/07/12/01-1298/
Scan einer Fax-Seite des ARD-Hauptstadtstudios (Siehe Fax-Kopfzeile in http://img3.fotos-hochladen.net/uploads/ardfaxb96wrnt2qf.jpg). Ist irgendwie amüsant wie das bei uns so läuft? Offenbar spielte da bereits im Mai 2013 ein „Motivierter“ aus dem Bereich BMF / BMVg erst mal der ARD die 25 Mio.-Vorlagen für den Euro Hawk zu und/oder versendete diese von dort, die der Verteidigungsausschuss als VS-NfD noch nicht bekommen hatte. Ein Schelm wer Schlechtes – und an Bananen – dabei denkt.
Ohne Unterstützung aus den USA kann der Euro Hawk sowieso nicht abheben. Das ist und bleibt komplette US Black Box Technologie. Irgendwelche Routen die den USA nicht genehm sind, wird man mit dem Euro Hawk nicht fliegen können. Ein Chip mit kill Codes braucht man da nicht. Die Daten sollten auch erst nach der Landung per Kabelverbindung übertragen werden.
Die Italiener haben eine F-35 Endfertigung, wo in Teilbereichen nur US Bürger arbeiten können. In der F-35 wird ähnlich üble US Black Box Technik wie im Euro Hawk drin stecken. Mit der US Black Box Technik könne die USA die ihre sogenannten Partner ganz schön abziehen. Entweder man zahlt die US Vertragsänderungen oder man legt das Waffensystem still.
@Ben
Genau das ist das Gegenteil von Partnerschaft unter souveränen Saaten.
Früher nannte man das Vasallentum und der Vasall genoss den Schutz seines Lehnsherren, wenn es dem Herrn passte.
Man lese mal bei reuters „EXKLUSIV-Sollte die NSA Daten vom Euro Hawk bekommen?“
Sonntag, 28. Juli 2013, 12:56 Uhr, dann ist man bedient
Reuters kann man hier gerne verlinken:
Sollte die NSA Daten vom Euro Hawk bekommen?
Interessante Info – wenn das so zutrifft, lag ich mit meiner Einschätzung falsch, und die deutsche Intel-Community ist noch dümmer als ich dachte, weil sie die Rohdaten gleich weitergeben will und noch nicht mal was zum Tauschen in der Hand behalten möchte.
@T.W.:
Wenn die Luftwaffe „die deutsche Intel-Community“ überhaupt gefragt hat.
Der von den USA geführte Westen hat seinen Feind, den Ostblock verloren. Früher haben die USA dafür gesorgt, dass die US Partner optimal ausgestattet waren. Dazu gehörte auch Technologietransfer. Heute geht es nur noch darum, die angeblichen Partner mehr oder minder willentlich über den Tisch zu ziehen.
Die Franzosen sind da kein Deut besser. In den gemeinsamen Projekten geht es denen nur um Industrieanteile. Ob da am Ende wegen der Industrieanteile Jagd nur überteuerter Halbgares Gerät wie A400 oder NH90 raus kommt, ist denen egal.
Habe dazu einen neuen Thread aufgemacht.