Drohnen-Verluste kosteten die Bundeswehr 110 Mio Euro

Die Bundeswehr hat nach einer offiziellen Übersicht des Verteidigungsministeriums durch Verluste unbemannter Flugsysteme einen Schaden von knapp 110 Millionen Euro erlitten. Das geht aus einer Aufstellung für den Verteidigungsausschuss des Bundestages hervor, dem die bereits im Juni offiziell genannte Zahl von 137 verlorenen Systemen zu Grunde liegt. Allerdings: ein knappes Drittel dieser Summe, nämlich rund 30 Millionen Euro, entfällt auf die alten Systeme vom Typ CL-289, die 2009 endgültig ausgemustert und im Einsatz zuletzt im Kosovo verwendet wurden.

Die Verlustkosten sind rechnerische Werte – unter anderem deswegen, weil bei einer abgestürzten Drohne unter Umständen die eingebaute teure Sensortechnik noch genutzt werden kann. Deswegen seien bei der Zusammenstellung die Wiederbeschaffungskosten oder, bei ausgemusterten Systemen, die Erstbeschaffungskosten für die Berechnung verwendet, schrieb Staatssekretär Rüdiger Wolf den Abgeordneten. Zudem unterscheiden sich die Jahre, für die der fiktive Preis ermittelt wurde:

• Aufklärungssystem LUNA: Verlust 52 Systeme, Kosten 14,3 Mio Euro (Preisstand 2012)

• Aufklärungssystem KZO: Verlust 18 Systeme, Kosten 54 Mio Euro (Preisstand 2007)

• Aufklärungssystem CL-289: Verlust 31 Systeme, Kosten 30,1 Mio Euro (Preisstand 2007)

• Aufklärungssystem Mikado: Verlust vier Systeme, Kosten 88.000 Euro (Preisstand 2012)

• Aufklärungssystem Aladin: Verlust 30 Systeme, Kosten 1,6 Mio Euro (Preisstand 2012)

• Aufklärungssystem Heron 1: Verlust zwei Systeme, Kosten 9,3 Mio Euro (Preisstand 2012)

Der Aufstellung der Kosten ist eine detaillierte Liste der Abstürze beigefügt, allerdings mit einer Ausnahme: Drei Aladin-Systeme stürzten im Einsatz des Kommandos Spezialkräfte (KSK) ab, deshalb werden dazu aus Geheimhaltungsgründen keine Angaben gemacht (hätte vermutlich keiner gemerkt, wenn diese Abstürze wie die anderen mit dem Ort Einsatz Afghanistan erfasst worden wären…)

Dass die Abstürze des Kleinfluggeräts Zielortung (KZO) die Hälfte der Verlustkosten ausmachen, überrascht mich ein wenig – obwohl ich mir das fast selbst hätte ausrechnen können. Interessant wäre ja, die Verlustrate und -kosten in Relation zu den Einsatzzahlen und Flugstunden zu sehen. Leider liefert die Statistik das nicht mit.

Und das mal als ganz persönliche Einschätzung: Bei Einsatzkosten von mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr klingen die Kosten abgestürzter Drohnen, nun, moderat.

(Was die Statistik sonst noch an Fragen aufwirft, hatte ich hier schon mal aufgeschrieben.)

(Foto: Start einer Drohne „Kleinflugzeug Zielortung“/KZO im Feldlager Kundus in Afghanistan – Bundeswehr/Kazda via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)