Aufnahme afghanischer Dolmetscher: Wehrbeauftragter auf Gegenkurs zum Bundesinnenminister

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, hat großzügigere Hilfe für die von der Bundeswehr am Hindukusch beschäftigten Afghanen gefordert. Die bürokratischen Maßstäbe dafür seien streng, die Hürden hoch.  Sollten wir nicht großzügiger sein? fragte Königshaus in einem Gastbeitrag der Zeitschrift Kompass des katholischen Militärbischofs (Juni-Ausgabe). Die Deutschen müssen verhindern, dass am Ende diese Unterstützer, beispielsweise die Sprachmittler, in ihrem eigenen Land zu Flüchtlingen werden.

Der Wehrbeauftragte erinnerte daran, dass die Bundeswehr ihren Auftrag in Afghanistan nicht ohne die einheimischen Unterstützer erfüllen könne. Haben unsere Soldatinnen
und Soldaten ihre jeweilige Heimat verlassen, stehen diese Afghanen denen schutzlos gegenüber, die nicht Frieden, Ordnung, Bildung und Aufklärung in Afghanistan anstreben, sondern für Willkür, Gewalt und Terror stehen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich habe zwar Bedrohten Unterstützung für ein neues Leben in Deutschland zugesagt, lobte Königshaus. Dennoch sei die Gefahr von Fehlentscheidungen zu hoch: Dürfen wir in Kauf nehmen, dass wir uns in der Bewertung der individuellen Bedrohung, und sei es nur in einem einzigen Fall, irren und Menschen in genau die Notlage geraten, vor denen unsere Mission die Menschen dort ja schützen sollte?

In den vergangenen Monaten hatte es wiederholt in Deutschland öffentliche Kritik am Umgang vor allem mit den Sprachmittlern, den Dolmetschern der Bundeswehr, gegeben.  Die afghanischen Ortskräfte hatten gegen die offizielle Politik der Bundesregierung mehrfach vor dem deutschen Feldlager in Kundus demonstriert, zuletzt Mitte Mai.

(Foto: Königshaus, m., bei einem Besuch in Afghanistan 2011 mit dem dem US-Botschafter in Deutschland, Philip D. Murphy, r., und dem damaligen Kommandeur des RC North, Hans-Werner Fritz – Bundeswehr/Sebastian Wilke via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)