Mehr verweigernde Offiziere, 13 Prozent leere Offiziersdienstposten

Die Zahlen lagen mir gestern nicht vor, heute habe ich sie: Die Zahl der Offiziere, die einen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer gestellt haben, ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen. Ebenso – wenn auch etwas weniger deutlich – die Anzahl der Offiziere, die nach Anerkennung aus der Bundeswehr ausgeschieden sind. Allerdings bewegen sich die Zahlen auf relativ niedrigem Niveau, gemessen an der Gesamtgröße der Truppe.

Im Einzelnen – zunächst die von der Bundeswehr (und nicht vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, BAFzA) erfassten Anträge von Offizieren auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer:

2008 – 19

2009 – 13

2010 – 27

2011 – 40

2012 – 91

Da laut Bundeswehr beim BAFzA die anerkannten Kriegsdienstverweiger nicht nach Statusgruppen getrennt statistisch erfasst werden, gibt nur eine weitere Bundeswehr-interne Statistik indirekt Aufschluss über die Anerkennungen: nämlich die Zahl der Offiziere, die nach Anerkennung aus den Streitkräften ausgeschieden sind:

2008 – 14

2009 – 13

2010 – 24

2011 – 35

2012 – 62

Auffällig ist bei beiden Statistiken die sprunghafte Zunahme von 2011 auf 2012. Leider ist aus den Zahlen nicht ersichtlich, wie groß der Anteil der Sanitätsoffiziere ist – die ja erst seit einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Anfang 2012 die Möglichkeit zur Verweigerung haben. Das könnte den plötzlichen Anstieg erklären; ohne genauere Zahlen ist das allerdings vorerst Spekulation.

Und noch eine Zahl, die gestern für Aufmerksamkeit gesorgt hatte:

Bei einer Stichtagsbetrachtung am 21. März 2013 waren nach Auswertung des Personalwirtschaftssystems der Bundeswehr insgesamt 4.252 (12,6 Prozent) der Offiziersdienstposten, die auch in der künftigen Struktur zu besetzen sind, nicht besetzt und ohne konkrete Nachbesetzungsplanung.
Für weitere 2.127 (6,3 Prozent) Dienstposten sind keine Nachbesetzungen geplant, da diese im Rahmen der organisatorischen Neuausrichtung künftig wegfallen.

Die prozentual hohe, absolut aber geringe Steigerung bei den Verweigererzahlen würde mir als Bundeswehr weit weniger Sorgen machen als ein Fehl von fast 13 Prozent bei den Offiziersdienstposten.

(Die Kommentare zu diesem Thema im gestrigen Thread verschiebe ich sinnvollerweise hierher.)

(Archiv- und Symbolbild: Offizieranwärter der Marineschule Mürwik in der sogenannten „Grünen Ausbildung“ auf dem Truppenübungsplatz Langsee – Bundeswehr/B.Wilke via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz. Und ja, ich habe auch gesehen, dass der rechte Soldat keine deutsche Flecktarn-Uniform trägt…)