Schnell noch vor Weihnachten buchen: Lufttransport aus Afghanistan

Auf dem Flughafen Mazar-e Sharif wird eine Panzerhaubitze 2000 in das Frachtflugzeug Antonov AH-124-100 verladen. (Foto: Bundeswehr/Schmidt via flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)

Es ist beim Militär nicht anders als bei der privaten Urlaubsreise: Wer seinen Flug zu spät bucht, läuft Gefahr, eben keinen Flug mehr zu bekommen. Ungern erinnern sich Bundeswehr-Logistiker an schwierige Verhandlungen mit Luftfahrtgesellschaften vor allem zum Jahresende: Zeitweise waren keine (zivilen) Großraumtransporter zu bekommen, weil die für die Lieferung von Weihnachtsartikeln und Spielzeug aus China ausgebucht waren.

Deshalb stehen die Abgeordneten im Haushaltsausschuss des Bundestages bei Punkt 18 ihrer letzten Sitzung des Jahres am (morgigen) Mittwoch ein bisschen unter Zeitdruck: Am 31. Dezember läuft der Vertrag für die Bereitstellung der riesigen Antonov-124-Flugzeuge aus, mit denen die Bundeswehr – und die Streitkräfte anderer NATO-Staaten – vor allem Großgerät auf dem Luftweg verlegen. Zum Beispiel von und nach Afghanistan.

Die Miet-Lösung trägt den Namen Strategic Airlift Interim Solution (SALIS) und garantiert den Streitkräften, dass jederzeit bis zu sechs dieser Großraumtransporter bereit stehen – zwei davon auf dem Flughafen Leipzig. Ohne SALIS wäre die Bundeswehr ziemlich aufgeschmissen, denn mit ihren Transall-Flugzeugen bekommt sie schweres Gerät wie die Panzerhaubitze 2000 nicht in den Einsatz am Hindukusch. Und schon gar nicht wieder zurück nach Hause. Besondere Bedeutung gewinnt SALIS zudem im Rahmen der Planungen zur Rückverlegung des deutschen Einsatzkontingents ISAF, heißt es denn auch in den Vorlage an die Haushälter. Darüber hinaus werden die Antonovs auch für andere (mögliche) Einsätze zum Beispiel der NATO Response Force recht kurzfristig gebraucht.

Die deutsche Billigung des neuen SALIS-Vertrages kommt sozusagen in allerletzter Minute. ursprüngliche, 2006 geschlossene Vertrag über die gesicherte Bereitstellung mehrerer Exemplare des größten Transportflugzeuges der Welt war mehrfach verlängert worden – und nach den Vertragsvereinbarungen ist eine erneute Verlängerung nicht möglich. Ohne Zustimmung des Parlaments zu einem neuen Vertrag stünde die Bundeswehr erst einmal ohne diesen Transportraum da. Keine gute Aussicht für die geplanten deutlichen Truppenreduzierungen in Afghanistan.

Der neue Vertrag soll für die Jahre 2013 und 2014 gelten, also bis zum Ende der ISAF-Mission (was danach passiert, ist ja bislang vor allem in der Größenordnung der deutschen Truppen noch offen). Gegenüber dem bisherigen Vertrag erhöht die Bundeswehr die Flugstunden, die ihr mit den Antonov 124 garantiert zur Verfügung stehen: Pro Jahr sollen es künftig 1.080 Stunden sein, bislang waren es knapp 726.

Die Kosten dafür betragen pro Jahr knapp 37 Millionen Euro. Im Vergleich zum alten Vertrag von 2006 sind die Flugstunden teurer geworden: Die Fixkosten pro vertraglich zugesicherter Flugstunde steigen von 16.650 auf 19.150 Euro, die variablen Kosten – vor allem Treibstoff und Landegebühren – von 10.500 auf 13.500 Euro.

Der Vertragspartner bleibt dagegen der alte: Zwar haben die beteiligten NATO-Partner den Lufttransport neu ausgeschrieben, aber von den eingegangenen zwei Angeboten entsprach nur das Angebot der Ruslan Salis GmbH sämtlichen Anforderungen.