Deutsche Patriot in die Türkei: Weit weg von der syrischen Grenze

Die türkische Stadt Kahramanmaraş (Karte: OpenStreetMap)

Den Namen der türkischen Großstadt Kahramanmaraş – immerhin mit mehr als 400.000 Einwohnern – dürften die meisten Deutschen bislang nicht gehört haben. Das könnte sich ändern: Kahramanmaraş ist die erste Option für die Stationierung von Patriot-Luftabwehrsystemen der Bundeswehr, die den NATO-Partner Türkei vor möglichen Raketenangriffen aus dem Bürgerkriegsland Syrien schützen sollen.

Die Stadt hat ein für die politische Diskussion in Deutschland wichtiges Merkmal: Sie liegt rund 100 Kilometer nördlich der türkisch-syrischen Grenze. Damit nimmt das Verteidigungsministerium ein wenig den Druck raus – der Vorwurf, die NATO bereite mit der Stationierung der Patriot-Systeme ein wie auch immer geartetes Eingreifen in den Konflikt in Syrien vor, verliert mit zunehmender Entfernung von der Grenze an Durchschlagskraft. Mit der Stationierung unmittelbar an einem bevölkerungsreichen Ballungsraum lässt sich auch besser argumentieren, dass die Abwehrraketen den Schutz der türkischen Bevölkerung sicherstellen sollen.

Ebenso wie für Kahramanmaraş gilt das auch für die zwei weiteren in Betracht gezogenen Stationierungsorte: Die NATO-Luftwaffenbasis Inçirlik nahe der Millionenstadt Adana und die Region um Malatya, wo ebenfalls zwei türkische Luftwaffenbasen liegen.

Über den Einsatz der deutschen Patriot-Systeme wird der Bundestag am (heutigen) Mittwoch in erster Sitzung beraten. Bereits am kommenden Freitag (14. Dezember) soll die abschließende Abstimmung im Parlament stattfinden – bevor der Einsatz formal am 15. Dezember beginnt.

Nachtrag: Jetzt gibt’s dafür auch eine zitierbare Bestätigung aus einer offenen Quelle. Der CSU-Abgeordnete Thomas Silberhorn schreibt in einer Presseerklärung:

Eine konkrete Gefahr, dass die Bundeswehr durch die Patriot-Stationierung in den Syrien-Konflikt verwickelt werden könnte, ist derzeit nicht ersichtlich. Dazu trägt auch die vorgesehene Stationierung der Luftabwehrraketensysteme circa 100 Kilometer von der türkisch-syrischen Grenze entfernt bei.