Mein bisschen Journalismus

Manchmal müssen es gedruckte Medien sein… Britische Soldaten in einer Übungspause (Foto: Ministry of Defence/Corporal Kellie Williams via flickr unter CC-BY-NC-Lizenz)

Wer sich auch nur am Rande für Medien(themen) interessiert, hat die Hiobsbotschaften der vergangenen Tage aus dem Journalismus mitbekommen. Größere, wie die Insolvenz der Frankfurter Rundschau und die absehbare Einstellung der Financial Times Deutschland. Vielleicht auch kleinere, wie die Planung des Bonner General-Anzeigers (der Zeitung aus der Stadt mit den meisten Bundesbeamten außerhalb Berlins), seine Parlamentsredaktion zu schließen. Oder die Einstellung der Szene-Monatszeitschrift Prinz. Die Nachricht: für den Journalismus sieht es nicht gut aus. oder?

Die Gründe, warum vor allem gedruckte Medien ums Überleben kämpfen, werden an anderer Stelle von Berufeneren geführt. Aber es muss nicht zwingend eine Krise des Journalismus selbst sein – denn Journalismus existiert nicht nur in Form bedruckten Papiers.

Mein bisschen Journalismus ist vor allem dieses Blog – das Experiment, zu einem bestimmten Sachgebiet Informationen zu liefern und die Debatte darüber zu ermöglichen. Also seit ein paar Jahren schon das, was in diesen Tagen ein Blogger so formuliert: Wieviel ist es mir wert, dass ich bei einem Blog Nachrichten in einer Tiefe bekomme, die andere Online-Medien nicht leisten können?

Dazu ein kurzer Blick auf die vergangenen Tage: Die geplante Patriot-Stationierung in der Türkei war bei Augen geradeaus! schon am 4. November ein Thema – da hatte das die breite Medienfront noch lange nicht erreicht. Der bemerkenswerte Vortrag von Generalleutnant Rainer Glatz am vergangenen Montag findet sich, in voller Länge, zum Nachhören nur bei Augen geradeaus!. Und vor dem Bundestags-Verteidigungsausschuss am (gestrigen) Mittwoch, in dem es ebenfalls um die Patriot-Systeme ging, standen einige Fernsehteams, der Kollege von dpa – und ich für Augen geradeaus!. Ganz zu schweigen davon, dass der Austausch über diese Nachrichten mit anderen, die sich für das Thema interessieren, an gar so vielen Stellen nicht möglich ist.

Nun geht es mir nicht anders als den großen Verlagen: Irgendwie muss jede Form von Journalismus finanziert werden. Nicht nur wegen der Ausgaben von Technik bis Reisekosten, sondern vor allem wegen der Arbeitszeit, die da reingesteckt wird – auch ich muss von etwas leben, Krankenversicherung bezahlen und ein Dach über dem Kopf haben. Auf Werbung setze ich dabei nach wie vor aus verschiedenen Gründen nicht.

Meine Vision habe ich hier schon mehrfach angesprochen: Ich habe nach wie vor die Hoffnung, dass vielen Lesern diese Art von Journalismus und diese Möglichkeit des Diskussionsforums etwas wert ist. Ich habe das das Projekt Straßenmusik genannt, nach dem Hinweis eines langjährigen Freundes: Du machst Journalismus wie ich früher Straßenmusik – ich habe gespielt, was ich gut fand, und gehofft, dass die Leute dafür etwas in den Hut werfen.

Erfreulicherweise werfen schon etliche was in den Hut, Monat für Monat – dafür ganz herzlichen Dank. Aber von der Idee, dass sich die in dieses Blog gesteckte Arbeit selber trägt, bin ich noch weit entfernt. Und freue mich deshalb über jeden weiteren Leser, der für sich entscheidet, dass Augen geradeaus! so etwas wie einen freiwilligen monatlichen Abo-Betrag wert ist. Auch wenn es, formal gesehen, kein Abo und keine Paywall gibt.

(Wer für sich die Frage Was ist mir dieses Blog wert? beantwortet und daraus Schlüsse ziehen möchte… kann entweder rechts den PayPal-Button anklicken oder, das ist mir angesichts der mit PayPal verbundenen Gebühren lieber, eine Mail schicken – meine Kontodaten kommen dann prompt.)

Nachtrag: Die Lösung der taz finde ich genial. Mal sehen, ob die damit Erfolg haben.