Seit zwei Monaten keine Piratenangriffe vor Somalia

Die Reeder, aber auch die Seeleute, haben zu Beginn dieses Monats einen kleinen Grund zum Feiern: Seit zwei Monaten, darauf hat heute die dänische maritime Sicherheits-Beratungsfirma Risk Intelligence aufmerksam gemacht, hat es keinen Angriff somalischer Piraten auf Handelsschiffe mehr gegeben. Nun ist das aus verschiedenen Gründen mit Vorsicht zu betrachten – zum Einen registrieren die internationalen Organisationen und Firmen überwiegend die Seeräuber-Attacken auf die großen Frachter und Tanker, kaum die auf die kleinen Dhaus, die im Golf von Aden oder dem Arabischen Meer ihren Kurs halten (unklar ist zum Beispiel, ob der Vorfall mit der von EU und NATO gemeinsam gestoppten Piraten-Dhau da mitgerechnet ist). Und zum Anderen heißen ein paar Monate relativer Ruhe noch lange nicht, dass die Gefahr am Horn von Afrika gebannt ist. Ganz zu schweigen davon, dass zahlreiche Seeleute als Geiseln in Piratenhand sind – unter Lebensgefahr.

Das sehen auch die wichtigsten Piraterie-Bekämpfer so – die Seestreitkräfte unter dem Kommando von EU (Atalanta), NATO (Ocean Shield) und einer US-geführten Koalition (Combined Maritime Forces, CMF mit der Combined Task Force, CTF, 151). Diese drei Haupt-Player, die sich selbstbewusst oder selbstironisch (wer weiß das schon) The Big Three nennen, haben heute zur Vorsicht gemahnt – und die Reeder aufgefordert, in ihren eigenen Sicherheitsbemühungen nicht nachzulassen.

Die Big 3 bei einem Treffen am 24. August: Konteradmiral Anho Chung (CTF151),  Konteradmiral Enrico Credendino (Atalanta), Kapitän Ben Bekkering (Ocean Shield)

In einer gemeinsamen Erklärung wandten sich die Pirateriebekämpfer an die Unternehmen, die Schiffe betreiben – mit der Warnung, dass sich alles wieder zum Schlechtern wandeln kann:

“We currently see a tactical and reversible success. It is of utmost importance that pressure on Somali pirates and their business model is maintained and even increased as the strategic context, the situation in Somalia allowing for pirates to act, has not yet changed” said Deputy Operation Commander Rear Admiral Gualtiero Mattesi, “International Navies and all merchant vessels transiting the High Risk Area, need to remain vigilant and uphold their respective responsibilities to support the fight against piracy.”

Ganz davon abgesehen, dass die Piraterie am Horn von Afrika zwar eingedämmt scheint – in anderen Gegegenden, vor allem vor der Küste Westafrikas, aber in jüngster Zeit deutlich zugenommen hat.

Allerdings folge ich da nicht der Argumentation eines Foodbloggers, der den Aufschwung der Piraterie mit dem Kampf um Fischgründe in Verbindung bringt – kurz gefasst: Militär sichert die europäischen Fischfangmöglichkeiten. Das ist ähnlich der Argumentation, die Piraten Somalias seien nichts anderes als enteignete Fischer, die sich ihr Recht verschaffen wollten. Nun mag das eine der Anfangs-Ursachen dieser Form organisierter Kriminalität gewesen sein. Bandenmäßig organisierte Raubzüge zur See, Geiselnahme, Folter und Mord  als – dann gegebenenfalls auch gerechtfertigte – Robin-Hood-Aktion von arbeitslosen Fischern zu sehen, geht aus meiner Sicht an dem Millionen-Dollar-Business dieser Schwerkriminalität weit vorbei.