Weiter auf der Tagesordnung: Bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr
Am Gespräch von Luftwaffen-Inspekteur Karl „Charly“ Müllner mit Journalisten heute habe ich leider aus bekannten Gründen nicht teilnehmen können. Das ist nicht zuletzt deswegen schade, weil das Thema bewaffnete unbemannte fliegende Systeme, im Sprachgebrauch Drohnen, dabei offensichtlich eine große Rolle spielte und auch in den Medien entsprechend für Furore sorgt. Wie die Agentur AFP berichtet:
Die Luftwaffe dringt auf eine Entscheidung über die Anschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr bis zum Frühjahr. Dies sei nötig, damit im Oktober 2014 ein Ersatz für die bisherige Leasing-Lösung bereitstehe, sagte der neue Inspekteur der Luftwaffe, Karl Müllner. „Ich erwarte, dass wir im Oktober 2014 bruchfrei eine vergleichbare Fähigkeit haben“, sagte er. Der General fügte hinzu, dass „aus rein militärischer Sicht Drohnen bewaffnet sein müssen“.
Überraschend ist das nicht, auch wenn ich gespannt bin, ob sich Müllners Einschätzung bewahrheitet, dass sich in dem genannten Zeitraum eine parlamentarische Mehrheit für die Beschaffung bewaffneter Drohnen findet – so leicht könnte das angesichts der Diskussion vielleicht dann doch nicht werden. Der Luftwaffeninspekteur weist schon mal vorsorglich darauf hin, dass man Bedenken bezüglich des Einsatzes mit strikten Regeln entgegentreten könne.
Eine bewaffnete Drohne vom Typ Predator B „Reaper“ der Royal Air Force in Afghanistan (Foto: Corporal Steve Follows RAF/Crown Copyright via flickr unter CC-BY-NC-Lizenz)
Die unbemannten Systeme, sowohl zur Aufklärung als auch zum Waffeneinsatz, spielen in den Planungen der Luftwaffe eine wichtige Rolle. Aus dem – teilweise schon bekannten, heute aber auch öffentlich gemachten – Papier Luftmacht 2030 – Die Luftwaffe im Dienste Deutschlands:
Hierzu kann die Luftwaffe mit der Integration von Unbemannten Luftfahrzeugsystemen in den streitkräftegemeinsamen Wirkverbund entscheidend beitragen. Der Schwerpunkt wird dabei im Betrieb unbemannter Luftfahrzeuge mit einem Leistungsspektrum jenseits von taktischen Drohnen liegen. Schon heute tragen sie durch eine kontinuierliche, großräumige, luftgestützte Überwachung und Aufklärung bis in die Tiefe des Einsatzgebiets erheblich zur Verbesserung des Lagebilds und zur Entscheidungsqualität auf allen Führungsebenen bei. Die Nutzung und Weiterentwicklung der Fähigkeiten unbemannter Luftfahrzeugsysteme ist in allen Bereichen der Aufklärung-Führung-Wirkung und Unterstützung zu optimieren und deren Einsatzspektrum auszuweiten.
(Hervorhebung von mir, T.W.)
Das ganze Papier zum Herunterladen und für die weitere Diskussion: Luftmacht 2030
Von der sich ethisch gebenden Drohnenkritik habe ich bislang kein einziges reales ethisches Argument gelesen oder gehört. Ich kenne nur vage allgemeine Bedenken, die nie konkretisiert werden. Gibt es irgendwo z.B. ein Dokument, das ernsthafte ethische Kritik enthält und z.B. Argumente dafür nennt, warum der Einsatz von Drohnen grundsätzlich weniger angemessen sein soll als z.B. der von Jagdbombern oder Kampfhubschraubern?
Das Thema lässt offenbar vor allem bei einer sicherheitspolitisch eher rudimentär vorgebildeten, aber moralisch besonders klar verorteten Klientel die Gefühle aufwallen – das kann man sehr schön bei Tagesschau.de beobachten, wo Müllners Pressegespräch auch intensiv beleuchtet wurde und der Artikel danach eine heftige Diskussion auslöste…
http://www.tagesschau.de/inland/drohnen104.html
Was erwartet Ihr eigentlich von unserer GZSZ-Gesellschaft ?
Die meisten wissen kaum noch was es mit der Mauer auf sich hatte, da sind die neuesten Ergebnisse von DSDS viel wichtiger.
Wir Klagen alle auf sehr hohem Niveau, uns geht es in Deutschland gut wie lange nicht, trotz Eurokrise und allem anderen, wir haben die längste Periode von Frieden, im Sinne von Abwesenheit von militärischer Gewalt in Deutschland seit Urzeiten. Kosovo, Afghanistan etc. finden für die Mehrheit nur in den Medien statt und das auch nur am Rande……
Wen es dem Esel zu wohl wird geht er eben aufs Eis.
Habe gerade auf der HP der Zeitung mit den großen Buchstaben gelesen, dass der katholische Militärbischof das BMVg zur hochkritischen und sorgfältigen Prüfung dieser Beschaffung aufgefordert hat. Es bestehe die Gefahr, das Menschen zu Objekten gemacht würden und das ginge nicht.
Irgendwie auch sehr oberflächlich und im Kern verfehlt.
„Die Gefahr, das Menschen zu Objekten gemacht würden“ besteht tatsächlich. Da dies auch mit das einzige echte Argument gegen bewaffnete Drohnen ist, verfehlt die Kritik nicht den Kern.
Es ist doch ganz eindeutig, dass die Hemmschwelle zum Drohneneinsatz viel geringer ist als zum klassischen Bodeneinsatz. Die Eigengefährdung ist geringer, die chirurgische Erfolgswahrscheinlichkeit höher, Kosten und Aufwand geringer, die mediale Wahrnehmung kann geringer sein, … All das führt dazu, dass man einem Drohneneinsatz eher zustimmen kann, als einem Bodeneinsatz. Und so theoretisch ist diese Abwägung nicht, wenn man sieht wie oft und vor allem wo Drohnen derzeit von unseren Verbündeten eingesetzt werden.
Klar ist auch ein Kampfflugzeug in den o.g. Punkten den Bodentruppen überlegen; gegenüber einer Drohne verliert es aber in der Abwägung deutlich.
Wohlgemerkt geht es nicht darum, dass die Bundeswehr sofort nach Beschaffung der Drohnen friedliebende Völker in Afrika angreift; das unterstellt auch niemand. Aber es besteht die benannte Gefahr, dass dem Einsatz schneller als bisher zugestimmt wird und die (gegenseitigen) Opfer aus der Blicklinie gedrängt werden.
Genau daher sollte der Schritt einer „hochkritischen und sorgfältigen Prüfung“ unterzogen werden. Da eine Prüfung keine automatische Ablehnung ist, kann das Prüfergebnis immer noch „Brauchen wir – kaufen wir“ sein.
@ Orontes
Ich empfehle: Nikolaus Klein (SJ) im Editorial in der Ausgabe Stimmen der Zeit
(googeln)
@Tom
Sorry Tom aber diese Argumentation ist doch bull****.
1. Sind Drohnen doch kein Ersatz für einen Bodeneinsatz
2.Wäre dann ja alles was die Eigengefährdunung usw. Vermindert. Bzw. Verbessert in der der selben Tüte, sprich vernüftige Schutzausstattung, PzH2000, geschützte Fahrzeuge all das mindert dann ja auch die Hemmschwelle einem Einsatz zuzustimmen.
Ich verstehe im Grunde schon worauf sie rauswollen aber sehe es halt einfach anders. Die Verfügbarkeit von Drohnen setzen ja nicht die RoE außer kraft. Und auch das KSK darf bei OEF mit machen aber halt kein expliziten killing missions. Der Taurus ist auch auf Ziele 350km entfernt ohne Risiko einsetzbar.
Der Standpunkt Müllners ist letztlich ein konsequenter und vielleicht letzter Versuch die mangelnde Bedeutung der Kampfflugzeuge der Luftwaffe in asymmetrischen Konflikten zu kompensieren. Derzeit sind alle militärisch geführten Konflikte weltweit asymmetrische Konflikte. Der Vorteil bewaffneter Drohnen liegt sicherlich im Preis und darin, dass keine Besatzung ein Lebensrisiko eingeht. Der Vorteil der Luftwaffe liegt, so wie Müllner es formulierte, in einer wachsenden Bedeutung der TSK. Der Einsatz von Aufklärungsdrohnen ist aus meiner Sicht sinnvoll. Warum diese Drohnen bewaffnet sein müssen, hat Müllner jedoch nicht schlüssig erläutert. Wenn ich an die Kritik der Generale an der mangelnden Präzision der Bewaffnung des TIGER denke, vermag ich nicht zu erkennen, dass die Bewaffnung einer Drohne eine präzisere Wirkung ermöglichen soll.
Jetzt sind sich aber alle Experten darin einig, dass bewaffnete Kampfjets zukünftig durch unbemannte Systeme ersetzt werden. Jedenfalls bei den Nationen, die sich das leisten wollen. Und natürlich ist bei diesen Systemen sehr genau zu prüfen, ob die Anregung des katholischen Militärbischofs nicht aufgenommen werden sollte. Das Argument man könne den Bedenken durch das Erlassen strenger Regeln entgegentreten zieht selbst bei Laien nicht. Denn auch hier gibt es- wie in vielen Fällen der jüngeren Vergangenheit- keine sicherheitspolitische Diskussion über die Frage, was Deutschland zukünftig mit welchen Mitteln sicherheitspolitisch erreichen will. Müllner scheint auch auf die Tube zu drücken, weil er wohl nicht davon ausgeht, dass nach der Bundestagswahl 2013 noch eine Mehrheit für die Beschaffung zu beschaffen ist. Spannend wird sein, wie die Haushälter den Vorstoß bewerten, denn hat die Luftwaffe nicht mit der Beschaffung des Eurofighters und des A 400 M einen großen Schluck aus der Pulle getan und will nun trotz Einsparvorgaben dieses Projekt finanziert bekommen? Bemerkenswert finde ich die Freimütigkeit mit der Müllner den Parlamentariern, die die Einsätze der Bundeswehr Jahr für Jahr neu beschließen, schlechte Entscheidungen bescheinigt. Er wird im Spiegel Online zitiert:“ Der Aufwand den wir betreiben müssen , und das Ergebnis, dass wir sehen,steht in keinem Verhältnis.“ Das ist gegen den Einsatz der Bodentruppen gerichtet und damit gegen die Parlamentsentscheidungen seit 1999.
Seid mir nicht böse, dieses Papier ist das Blatt nicht wert auf dem es gedruckt wurde…. in ein paar Jahren (wenn es solange dauert)…schmunzelt man darüber.
Hat was wie damals „Basis See“….was auch mehr Wunsch als Real war
@Tom
“ All das führt dazu, dass man einem Drohneneinsatz eher zustimmen kann, als einem Bodeneinsatz.Und so theoretisch ist diese Abwägung nicht, wenn man sieht wie oft und vor allem wo Drohnen derzeit von unseren Verbündeten eingesetzt werden. “
Falsch, die Drohne ist lediglich das Mittel der Wahl …
Entscheiden ist der vorhergehend Entschluß überhaupt und in welchem Umfang tätig zu werden.
Ob dann eine Bombe oder Rakete aus einem Lfz oder einer Drohne oder die gute 9×19 das finale Ende bringen ist im Endeffekt für den Betroffenen relativ Mumpe ;-)
„Wenn ich an die Kritik der Generale an der mangelnden Präzision der Bewaffnung des TIGER denke, vermag ich nicht zu erkennen, dass die Bewaffnung einer Drohne eine präzisere Wirkung ermöglichen soll.“
Welche Befaffnung meinen Sie denn ? Die Standardbewafnung oder das notdürftig adaptierte .50 ?
Der Tiger ist für ein anders Szenario konzipiert als das für das er nun eingeplant wird.
Die „nur gucken nicht anfassen“ Methode hat ja auch bei Rudi nicht funktioniert, und rasche Wirkung ist in bestimmten Situationen besser als mit gutem Gewissen nur zu schauen und dann nix mehr zu treffen ;-)
Krieg ist nun mal pöhse, versaut den Tag und endet unter Umständen tödlch, aber das ist vorher bekannt.
Wenn ich also bewaffnete Streitkräfte mit einem robusten Mandat in einen Konlikt entsende, dann bitteschön auch mit den entsprechenden Möglichkeiten und Mitteln.
Wenn ich nicht bereit bin die Konsequenzen dieser Entscheidung zu tragen, ja dann ist es doch ganz einfach, dann bleibt man einfach zu hause ;-)
Es geht bei dieser Beschaffung nicht um Kampfdrohnen, sondern um taktische, leicht bewaffnete MALE Drohnen mit Beobachtungsfähigkeit als Nachfolger für den HERON.
„Die Luftwaffe dringt auf eine Entscheidung über die Anschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr bis zum Frühjahr. Dies sei nötig, damit im Oktober 2014 ein Ersatz für die bisherige Leasing-Lösung bereitstehe, sagte der neue Inspekteur der Luftwaffe, Karl Müllner. “Ich erwarte, dass wir im Oktober 2014 bruchfrei eine vergleichbare Fähigkeit haben”, sagte er. Der General fügte hinzu, dass “aus rein militärischer Sicht Drohnen bewaffnet sein müssen”.“
Alles andere ist ein Wunsch für die Zukunft und keine konkrete Beschaffungsabsicht, außer Euro Hawk.
„Hierzu kann die Luftwaffe mit der Integration von Unbemannten Luftfahrzeugsystemen in den streitkräftegemeinsamen Wirkverbund entscheidend beitragen. Der Schwerpunkt wird dabei im Betrieb unbemannter Luftfahrzeuge mit einem Leistungsspektrum jenseits von taktischen Drohnen liegen. Schon heute tragen sie durch eine kontinuierliche, großräumige, luftgestützte Überwachung und Aufklärung bis in die Tiefe des Einsatzgebiets erheblich zur Verbesserung des Lagebilds und zur Entscheidungsqualität auf allen Führungsebenen bei. Die Nutzung und Weiterentwicklung der Fähigkeiten unbemannter Luftfahrzeugsysteme ist in allen Bereichen der Aufklärung-Führung-Wirkung und Unterstützung zu optimieren und deren Einsatzspektrum auszuweiten.“
Natürlich eröffnet eine bewaffnete Drohne Einsatzmöglichkeiten die andere Waffen nicht haben und diese erfordern Regeln die unserer Kultur und unserem Sicherheitsbedürfnis gerecht werden und da wies der Luftwaffeninspekteur gemäß T.W. schon mal vorsorglich darauf hin, dass man Bedenken bezüglich des Einsatzes mit strikten Regeln entgegentreten könne und das “aus rein militärischer Sicht Drohnen bewaffnet sein müssen”. Da muss eben noch die politische Sicht dazu und dann gibt es eine Lösung!
Wo ist das Problem?
@StFwdR
Ganz so einfach ist es eben leider doch nicht. Denn bei jeder Entscheidung für oder wider einen Einsatz wird das Risiko eines eigenen Verlustes mit eingerechnet. Und das ist nun einmal bei einer Drohne deutlich leichter zu verschmerzen. Die ethische Frage wird dabei aus meiner Sicht vor allem dann relevant, wenn noch nicht über das Mittel entschieden wird, sondern über das Ob eines Einsatzes. Die Parlamentarische Entscheidung, wo die Bundeswehr in Zukunft engagiert sein wird, wird immer vor dem Hintergrund der möglichen Konsequenzen an der „Heimatfront“ fallen. Wenn die Bundeswehr also irgendwann eine Armee ist, die töten kann ohne eigene Soldaten in Gefahr zu bringen, wird dies sicher nicht zu verstärktem Nachdenken über Alternativen zu militärischen Interventionen führen.
Es gibt aber noch weitere Punkte die meiner Meinung nach diskutiert werden sollten. Da wäre z.B. die Frage nach der psychologischen Wirkung des Drohneneinsatzes. In den Joint Doctrine Notes 2/11 des britischen Verteidigungsministeriums (The UK Approach to Unmanned Aircraft Systems) gibt es dazu interessante Überlegungen. Unter dem Titel: Winning the narrative of the situation is just as significant as winning any tactical engagement’ steht dort:
The counter-insurgency operation must be perceived as ethically
sound, above reproach, and the ill-considered use of armed unmanned aircraft
offers an adversary a potent propaganda weapon. This enables the insurgent
to cast himself in the role of underdog and the West as a cowardly bully – that
is unwilling to risk his own troops, but is happy to kill remotely.
http://www.mod.uk/NR/rdonlyres/F9335CB2-73FC-4761-A428-DB7DF4BEC02C/0/20110505JDN_211_UAS_v2U.pdf
Ein Argument, was nicht von der Hand zu weisen ist.
(@Orontes: Der Verweis auf das JDN nur als ein Hinweis, dass es eben doch fundierte Analysen der (auch ethischen) Konsequenzen des Drohneneinsatzes gibt. Weiteres dazu z.B in entsprechenden Publikationen dder Hessischen Stiftung für Friedens und Konfliktforschung)
Eine weitere Frage ist natürlich die der Entpersonalisierung des Tötens. Oder die Frage wer haftet, wenn Drohnen irgendwann automatisiert töten?
Da : „Da muss eben noch die politische Sicht dazu“
… und dann gibt es eine Lösung!“ :-)
Ich sehe durch den Einsatz von Drohnen ebenfalls nicht die Gefahr einer „Entfremdung“. Mit diesem Argument suggeriert man eine neue Art des Waffeneinsatzes, die de facto aber nicht existiert – Waffenoptiken von Flugzeugen oder Hubschraubern sind die selbe Liga wie die Bildschirme eines Drohnenleitstands, da gibt es auch keine „emotionale Nähe“ zum Gegner. Selbst bei einem KPz gibt es die nicht, da mein Ziel (hoffentlich) bis zu 4000m weit weg ist.
Für mich macht es keinen Unterschied, ob Waffen von Starr- oder Drehflüglern oder von Drohnen eingesetzt werden – die Entscheidung ob geschossen wird, hat nicht das Gerät, sondern immer der Bediener. Und der (inkl. seiner Vorgesetzten) ist an Regeln gebunden und kann notfalls belangt werden. Wo liegt da jetzt also das ethische Dilemma?
@StFwdR
Zustimmung und wer grundsätzlich nicht bereit ist die Munition des Tornado zu verwenden benötigt auch keine bewaffnete Drohne für einen speziellen Spezialfall.
@Elahan: „Natürlich eröffnet eine bewaffnete Drohne Einsatzmöglichkeiten die andere Waffen nicht haben und diese erfordern Regeln die unserer Kultur und unserem Sicherheitsbedürfnis gerecht werden … Da muss eben noch die politische Sicht dazu und dann gibt es eine Lösung! Wo ist das Problem?“
Dem darf man nur beipflichten.
Aus beruflichen Gründen glaube ich den aktuellen Stand der „leichten Waffen“ wie HELLFIRE- und der 70mm Raketen-Systeme (Laser, IRR und GPS gestützt) sehr gut zu kennen. Es sind da absolut „chirurgische Wirkungen“ möglich, ohne bzw. mit minimalsten Risiken von Kollateralschäden.
Deshalb wundere ich mich immer wieder über solche Kollateralschäden und teils sogar ‚friendly fire‘ durch die US-Streitkräfte in Afghanistan und Pakistan.
Offensichtlich ist bei den Amerikanern die Waffen- und Drohnentechnik den Procedure für deren Einsatz sowie der Kultur und der politischen Sicht weit voraus?
Das ist m.M.n. das ganze Drohnenproblem und das ist wie Elahan bereits ausführte, absolut lösbar.
Die ganze „Ethik- und Moral-Diskussion“ wird doch nur von bestimmten politischen Kreisen hochgepusht, welche von der Materie nun mal rein gar nichts verstehen.
@StFwdR
„… und dann gibt es eine Lösung!” :-)“
ja, wird wohl keine zufriedenstellende Lösung werden und wie uns diese dann gefällt wäre evtl einen neuen Thread wert :-))
Politiker von SPD und Grünen forderten eine gründliche Debatte.
«Wir haben im Augenblick überhaupt keinen Grund zur Eile», sagte der
SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold der Nachrichtenagentur dpa. Arnold wies darauf hin, dass die Verfügbarkeit unbemannter Flugzeuge die Schwelle für Kampfeinsätze senken könnte, weil dann keine eigenen Soldaten gefährdet würden. Der SPD-Politiker forderte zudem eine Debatte über die europäische Zusammenarbeit bei der Drohnen-Beschaffung. Zudem müsse geklärt werden, auf welche anderen Rüstungsprojekte verzichtet werden könne, um an das Geld für eine Drohnen-Beschaffung zu kommen. Eine Entscheidung mitten im Wahlkampf hält er auch für eher unrealistisch. Auch der Grünen-Verteidigungsexperte Omid Nouripour forderte die Bundesregierung auf, offene Fragen zu klären. Dazu zählte er eine Kosten-Nutzen-Analyse und Aufklärung über die Einsatzregeln für bewaffnete Drohnen.
Dass sich Müllner in die Debatte der Auswahl des Herstellers einmischt und den Kauf der von den US-Streitkräften seit 1995 eingesetzte «Predator»-Drohne befürwortet zeigt das das von Vgt-Amtmann im LUH Thread beschriebene Problem ein grundsätzliches ist.
Der Inspekteur sollte sich darau konzentrieren welche Fähigkeiten in der Zukunft benötigt werden. Sein Blick richtet sich aber in die Vergangenheit:
Müllner geht davon aus, dass der Luftwaffe bei künftigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr grundsätzlich größere Bedeutung zukommen wird. Einsätze mit Bodentruppen wie in Afghanistan oder auf dem Balkan hätten sich als «nicht sehr effizient» erwiesen, sagte er. «Der Aufwand, den wir betreiben müssen, und das Ergebnis, das wir sehen, stehen in keinem Verhältnis», sagte er. Einsatzszenarien wie in Libyen seien deshalb in Zukunft wahrscheinlicher. «Vom Muster her wird man, wenn man die Möglichkeit hat, eher dazu tendieren», sagte Müllner.
Da ist die NATO anderer Meinung, denn sie möchte das Bündnis wieder auf Verteidigung ausrichten und die Bewertung des Libyen Einsatzes ist im Ergebnis nicht abgeschlossen.
Das Flugverbot wurde erfolgreich durchgesetz, aber die Absetzung der Regierung war nicht Auftrag der NATO und die Sicherheit der Bevölkerung ist seit Einsatz ende geringer geworden. Wie er zum Ergebnis kommt, dass „Einsätze mit Bodentruppen wie in Afghanistan oder auf dem Balkan sich als «nicht sehr effizient» erwiesen hätten und ein Lw Einsatz effizienter gewesen wäre erschließt sich mir nicht! Einsätze werden am Boden gewonnen und nicht in der Luft! In AFG und auf dem Balkan fehlt viel aber mit Sicherheit nicht Munition aus der Luft und wenn, dann könnte er ja sofort liefern!
@Vtg-Amtmann „Die ganze “Ethik- und Moral-Diskussion” wird doch nur von bestimmten politischen Kreisen hochgepusht, welche von der Materie nun mal rein gar nichts verstehen“
Oder aber von Leuten deren Horizont über reine Machbarkeitsüberlegungen hinausgeht, und die militärische Gewalt möglicherweise für inakzeptabel als Standardoption der Krisenbewältigung halten.
Die Frage ist wahrscheinlich, um welche „Materie“ es hier geht. Es geht eben im Kern nicht darum, welches Spielzeug wir der Luftwaffe in die Hand geben oder nicht. Es geht um die Frage welche Rolle militärische Mittel in Zukunft in der Konfliklösung haben werden. Mag sein, dass “aus rein militärischer Sicht Drohnen bewaffnet sein müssen”, wie Müllner meint. Ein Argument in einer sicherheitspolitischen Debatte ist dies nicht.
Und dass die Briten, denen man ja nur bedingt Zögerlichkeit beim Einsatz militärischer Mittel vorwerfen kann einen eigenen Abschnitt zum Thema „Moral and ethical issues“ in ihrer Doctrine Note haben zeigt meiner Meinung nach, dass das Unwissen wohl eher dort zu suchen ist woh man das Fehlen einer solchen Dimension schlichtweg leugnet.
Erfahrung mit dem Umgang mit einer Waffe sagt nichts über sicherheitspolitische Kompetenz aus. So sehr sich das hier manch einer zu wünschen scheint. ;-)
Leider wird die Plattform UAV von den USA auf eine Art und Weise verwendet, die eine unvoreingenommene Diskussion nicht zulässt und ob die Einsätze der US UAV die Sicherheit der USA nachhaltig erhöhen, muss erst noch belegt werden. Im Moment sind die Einsätze der UAV als CAI Werkzeug eher kontraproduktiv und Wasser auf die Mühlen der Terroristen. Die Bw möchte ihre Drohnen im Moment in ganz anderen Szenarien einsetzen und über diese Rolle sollte man sich unterhalten!
@Felix Winter
Nur haben die Fähigkeiten über die hier diskutiert wird, in einer sicherheitspolitischen Debatte zunächst nichts verloren.
Die Sicherheitspolitik kommt zuerst. Wobei mir persönlich zunächst Geostrategie, als ein Unterelement von Geopolitik, lieber ist. Daran anschliessend dann Sicherheitspolitik.
Die Sicherheitspolitik (für DEU wohl eher eine Utopie…)soll sich klar werden wohin es gehen soll und was im Rahmen meiner Strategie passieren kann.
Und erst weit danach geht es um die Fähigkeiten. Oder andersrum gesagt um die „Functional Requirements“. Und dann erst geht es um „Technical Requirements“ im Rahmen der Definitionsphase.
Bei aller Moral und ethischer Themenkoplexe. Die ich auch nicht negiere.
However…Irgendwann muss man sich auch in Deutschland darüber klar werden auf welcher Ebene diskutiert wird. Dieser Hang zum ewigen abtauchen ins Mikro geht mir persönlich so langsam richtig auf den Geist…Aber das nur mal am Rande.
Danke an die hier beitragenden Diskutanten, die es in den letzten Threads geschafft haben sich äußerst eloquent und fachkundig auszutauschen.
Ich denke schon dass die Frage nach den gewünschten Fähigkeiten auch Teil der sicherheitspolitischen Debatte sein kann und sollte. Aber natürlich nicht an erster Stelle. Da gebe ich Ihnen völlig Recht.
Ja, wir brauchen eine andere Debatte. Ich bin nur der festen Überzeugung dass diese Debatte stattfinden muss, *bevor* man über langfristige Rüstungsprojekte redet, oder deren Realisierung einfordert. Sonst bleibt am Ende doch alles wieder Stückwerk.
1. Die Heuchelei und Scheinheiligkeit unserer politischen Kaste ist nicht mehr zu überbieten. Ethik ?? Gelächter ! Politisch ist in Deutschland der Tod von 40 eigenen Soldaten im Einsatz allemal ‚ethisch‘ vermittelbarer als der Tod von 40 „Zivilisten“ durch deutsche Soldaten ! Tapfer verteidigen heißt für die deutsche Politik, dass sich deutsche Soldaten in Selbstverteidigungssituation und erweiterten Selbstverteidigungssituationen im Rahmen ihres Einsatzauftrages auf keinerlei ‚organic national support‘ verlassen können….strategisch, operativ, taktisch !
2. In den USA gab es mal die Revolte der Admirale. In Deutschland wünsche ich mir die Revolte der Heeresgenerale.
@klabautermann
Wäre in USA aber auch mal wieder an der Zeit…
Und dann wird Ihnen das hier nur so am Rande auch gefallen:
http://www.public.navy.mil/usff/Documents/serial-053.pdf
Ich habe den Eindruck, dass die ethische Drohnenkritik sich deshalb so mangelhaft artikuliert, weil sich ihre Kritik eigentlich gegen bestimmte Auslandseinsätze richtet, wegen der man (möglicherweise auch aus guten Gründen) ein schlechtes Gefühl hat, das sich auf die damit in Verbindung gebrachten militärischen Fähigkeiten überträgt.
@Elahan
“ Im Moment sind die Einsätze der UAV als CAI Werkzeug eher kontraproduktiv und Wasser auf die Mühlen der Terroristen.“
Worauf stützen Sie das? Der Kern der Al-Qaida in Pakistan stellt u.a. wegen drohnenbedingter Abnutzungseffekte mittlerweile z.B. nur noch ein nachrangiges Problem dar. Viele Pakis und andere Problempopulationen stören sich daran, schließen sich aber trotzdem nicht stärker als bisher entsprechenden Netzwerken an. Der Einsatz von Drohnen und Spezialkräften ohne begleitendes „Nation Building“ etc. war vermutlich die wirksamste Maßnahme, die gegen diese Netzwerke bislang getroffen wurde. Die negativen Begleitwirkungen von Nation Building sind viel ausgeprägter als die des Drohnen- und SOF-Einsatzes.
@Felix Winter
„Weiteres dazu z.B in entsprechenden Publikationen der Hessischen Stiftung für Friedens und Konfliktforschung“
Diese Leute kritisieren an Drohnen, das sie das Risiko für eigene Kräfte verringern. Die dahinter stehende Moralvorstellung halte ich für äußerst fragwürdig. Konsequenterweise müsste man deutschen Soldaten dann auch ballistische Westen und geschützte Fahrzeuge verweigern. Diese Leute wären m.E. etwas glaubwürdiger, wenn es sich bei ihnen nicht praktisch geschlossen um Wehrdienstverweigerer handeln würde, die die Risiken, die sie deutschen Soldaten aufzwingen wollen, selber nicht einzugehen bereit sind. Akteure wie die HSKF sind es, die Menschen (in diesem Fall deutsche Soldaten und ihre Familien) offenbar als entbehrliche Objekte betrachten.
„Eine weitere Frage ist natürlich die der Entpersonalisierung des Tötens.“
Das hört sich dramatisch an, stellt aber m.E. kein ethisches Problem dar. Die „Entpersonalisierung des Tötens“ begann, seitdem Kriege nicht mehr durch Faustkämpfer ausgetragen werden, und es dürfte m.E. sehr schwierig werden zu erklären, worin der ethische Gewinn im Töten Mann zu Mann liegt. Wieder fällt auf, dass die über „Entpersonalisierung des Tötens“ klangenden Kirchenleute oder Pazifisten selbst nie eine Waffe in die Hand zu nehmen bereit waren. Wenn der erste Pfarrer, Priester oder Claudia Roth in Afghanistan einen Talib mit bloßen Händen tötet, glaube ich diesen Leuten, dass sie wirklich glauben, dass personalisiertes Töten einen ethischen Gewinn darstellt. Bis es soweit ist behaupte ich, dass diese Leute keine Ahnung haben, wovon sie reden und einfach nur mit Moralfloskeln um sich werfen.
„Oder die Frage wer haftet, wenn Drohnen irgendwann automatisiert töten?“
Das ist eine juristische Frage, keine ethische. Solange sich der Einsatz der Drohnen im Bereich des Humanitären Völkerrechts bewegt, gibt es zudem keine Haftungsfragen, denn das ist ein Begriff aus dem Strafrecht.
@Orontes
der Kern der Al-Qaida in PAK evtl, aber eben auch eine Unzahl von Ziv und diese Angriffe schaufeln den Gegnern des Westen eine Unmenge an Unterstützern (siehe auch Jemen)zu. Warten wir ab, die Geschichte ist noch nicht zu Ende.
@Orontes Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
Leider habe ich das Gefühl dass Ihre Argumentation in Teilen von Vorurteilen geleitet wird. So ist die Aussage: „Diese Leute kritisieren an Drohnen, das sie das Risiko für eigene Kräfte verringern“ schlichtweg falsch. Vielmehr wird in einer Publikation zum Thema „Automatisierung des Krieges“ ( http://hsfk.de/fileadmin/downloads/standpunkt0510.pdf ) die ethische Frage darin gesehen, dass es bei bewaffneten Robotern einen nicht auflösbaren Widerspruch zu den Asimov’schen Gesetzen gibt.
Ich kann verstehen dass die Positionen von Friedens- und Konfliktforschern hier nicht immer auf ungeteilte Zustimmen treffen. Ihre Arbeit aber durch falsche Unterstellungen zu diskreditieren ist aber auch kein guter Stil.
@Elahan
„…und diese Angriffe schaufeln den Gegnern des Westen eine Unmenge an Unterstützern (siehe auch Jemen)zu…“
Es gibt dazu einiges an Umfragematerial.
In Pakistan war die Unterstützung für diese Kräfte schon immer sehr stark, und 9/11 wurde z.B. durch eine Mehrheit der Bevölkerung befürwortet. Parallel zur Verstärkung der Drohneneinsätze ist die Feindseligkeit der pakistanischen Bevölkerung gegenüber den USA von einem hohen auf einen sehr hohen Anteil gestiegen, während die Unterstützung für Al-Qaida aber parallel zu deren u.a. drohnenbedingter Schwächung zurückgegangen ist.
http://www.pewglobal.org/2012/04/30/on-anniversary-of-bin-ladens-death-little-backing-of-al-qaeda/?src=prc-headline
Die Schlußfolgerung ist, dass die negativen Wirkungen des Drohneneinsatzes in Pakistan auf die öffentliche Meinung beschränkt bleiben und sich nicht in negativer sicherheitspolitischer Wirkung niederschlagen. Was sich bestimmte militante Islamisten gewünscht haben, nämlich eine Erhebung der Bevölkerung oder den Strom tausender Freiwilliger nach Nordwestpakistan, ist nicht eingetreten.
Bin Laden sprach einmal davon, dass Menschen starke Pferde gegenüber schwachen Pferden bevorzugen würden, und Drohneneinsätze haben dazu beigetragen, dass der Kern der Al-Qaida mittlerweile ein todkrankes Pferd ist, in das auch Sympathisanten zunehmend weniger Vertrauen haben.
@Felix Winter
„So ist die Aussage: “Diese Leute kritisieren an Drohnen, das sie das Risiko für eigene Kräfte verringern” schlichtweg falsch.“
Ich verfolge die Arbeit der HSFK seit sehr vielen Jahren, und beinahe auf jede militärische Innovation wurde von dieser Seite mit dieser Kritik reagiert. Auch im von Ihnen zitierten Text (S. 6) findet sich eine Variation davon:
Aus dem Kontext wird erkennbar, dass der Autor das offenbar für ein Problem hält.
P.S. Die sonstige ethische Argumentation des HSFK-.Autors funktioniert m.E. auch nicht:
Das Kriterium des Gewissens, das der Autor anlegt, scheint willkürlich gewählt. Er hätte erklären müssen, warum ein Algorythmus auf biologischer Grundlage einem auf elektronischer Grundlage ethisch grundsätzlich überlegen sein soll. Es zeichnet gerade elektronische Algorythmen aus, dass diese unter den Bedingungen des Krieges potentiell besser funktionieren und auch in naher Zukunft auch besser zwischen Zielen und Unbeteiligten unterscheiden können werden als unter Stress stehende biologische Systeme. Auch der Autofahrer vertraut sein Leben mittlerweile Systemen an, die in kritischen Situationen besser als er reagieren können.
Deutsche Pazifisten und Friedensforscher et alia gehen natürlich immer beim robusten bewaffneten Einsatz von der „Ultima Ratio“ Prämisse aus. Wie sieht denn aber die historisch-politische Realität aus ? Was ist denn bitte militärisch und zivil aus funktionaler Sicht ? Die normativ, legislativistische Weltsicht der deutschen „Gutmenschen“ verwechselt bewaffnete Konflikte (national oder international) immer mit Weltkrieg !
@Orontes:
Danke fuer den Hinweis. Ich bleibe aber bei meiner Interpretation.
Der von Ihnen erwähnte Abschnitt geht ja folgendermaßen weiter:
„Das ist aus Sicht der Befürworter militärischer Lösungen unter bestimmten Umständen durchaus positiv zu bewerten: So fragt z.B. der Kölner Völkerrechtler
Claus Kreß in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit Blick auf humanitäre Katastrophen wie im Kosovo oder in Darfur, ob der Rückgriff auf Militärroboter nicht vielleicht „Möglichkeiten eröffnet, zu einer Rettungsaktion zu kommen, die man ansonsten aus Furcht vor eigenen Verlusten unterließe?“
Der Zusammenhang ist als gerade *nicht*, dass der Autor es für ein Problem hält, sondern dass es Stimmen gibt die darin einen Verringerung der Hürden militärischer Interventionen sehen. Dies ist der kritisierte Punkt. Nicht die abnehmende Gefahr für die eigenen Soldaten.
Ich halte dies für einen wichtigen Unterschied. Man kann nämlich, davon bin ich überzeugt, militärische Interventionen kritisch sehen und sich gleichzeitig solidarisch mit den dort eingesetzen Soldaten zeigen. Alles andere hiesse die Soldaten für politisch getroffene Entscheidungen verantwortlich zu machen. Und ich gehe nicht davon aus dass dies von klar denkenden Menschen getan wird.
(Leider weiss ich nicht wie man Zitate so schön einrückt. Helfen Sie mir da auf die Sprünge?)
@Felix Winter
Die Zitate funktionieren mit dem Befehl „blockquote“. Die Anwendung wird hier erklärt: http://www.html-seminar.de/befehlsuebersicht.htm
„Der Zusammenhang ist als gerade *nicht*, dass der Autor es für ein Problem hält, sondern dass es Stimmen gibt die darin einen Verringerung der Hürden militärischer Interventionen sehen. Dies ist der kritisierte Punkt. Nicht die abnehmende Gefahr für die eigenen Soldaten. “
Das verlagert m.E. nur das Problem: Man will diese Hürden durch die Erhöhung des Risikos für die eigenen Soldaten erhöhen. Hätte man eine sorgfältigere strategische Prüfung etc. als Hürde vorgeschlagen, wäre das etwas anderes gewesen, aber aus diesem wie auch aus anderen HSFK-Texten lese ich eine gewisse Bereitschaft heraus, das Leben des Soldaten als Ersatz für andere Hürden opfern zu wollen. Die m.E. daraus sprechende Verachtung für das Leben deutscher Soldaten halte ich für unethisch, weil die Pflichten des Staates gegenüber den Soldaten geleugnet werden. Ein Staat und eine Zivilgesellschaft, die bewusst das Risiko für die eigenen Soldaten erhöhen, weil sie nicht andere politische Hürden bei riskanten Einsätzen errichten können oder wollen, könnte nicht mehr auf die Loyalität seiner Soldaten zählen.
@Orontes
Vielen Dank.
Ich denke im Grunde sind wir uns einig was die Argumentation der HSFK angeht. Wenn das Ziel jedoch ist, die Ursachen für bewaffnete Konflikte zu erforschen und zu benennen, dann halte ich es für gerechtfertigt den Wegfall einer Hürde auch als solches zu benennen. Die von Ihnen vorgenommene Wertung kann ich so nicht herauslesen.
Grundsätzlich halte ich es für richtig, nicht nur die ‚eigenen‘ Soldaten im Blick zu behalten sondern auch die Beteiligten der ‚Gegenseite‘. Dies ist sicher nicht in erster Linie Aufgabe der Bundesregierung, für ein unabhängiges Forschungsinstitut aber legitim. Denn am geringsten sind die angerichteten Schäden in dem Konflikt, der nicht militärisch gelöst wird.
Damit sind wir wahrscheinlich schon sehr OT, und um mir hier nicht den Ärger der an der Drohnenproblematik Interessierten zuzuziehen, werde ich es mit diesem Kommentar für heute erstmal bewenden lassen. Vielen Dank für den Gedankenaustausch.
@Felix Winter
Besten Dank gleichfalls.
@Orontes
Es geht mir nicht um die öffentliche Meinung, sonern um die moralische Dimension und die Bewertung außerhalb des sog Westens. Was wird dieses Verfahren in Zukunft bei den Russen und Chinesen für Möglichkeiten eröffnen? Wie können wir sie davon abhalten diese Verfahren ebenfalls anzuwenden? Nicht ohne Grund werden diese Einsätze nicht durch das Militär durchgeführt. Es geht mir um den langfristigen Effekt.
Für die sogenannten „Signature Strikes“ sollen bereits Verdachtsmoment ausreichen und schon fliegt ein UAV über ein fremdes Land und bekämft Ziele. Als Beispiele nennt eine Zeitung das Verladen von vermutlich explosivem Material durch verdächtige Personen oder die Versammlung in bekannten Gebäuden. Selbst innerhalb der Regierung von Präsident Barack Obama gibt es wegen der möglichen zivilen Opfer bei den Angriffen massive Vorbehalte gegen eine Ausweitung der Einsätze. Noch 2011 hatte sich Obama klar gegen Angriffe auf Verdacht im Jemen ausgesprochen.
Aber diese Verfahren sind nicht Bestanteil der Nachfolgebeschaffung für HERON, denn der geht ja an die Lw und nicht an den BND :-)
A world where drones are constantly buzzing overhead — waiting to zap those deemed threats under a cloaked and controversial process — risks being, even more, a world of lawlessness and chaos. Drones have been America’s best weapon against al-Qaeda, but one to use sparingly — against people U.S. intelligence knows are seeking to kill others.
http://www.washingtonpost.com/opinions/the-price-of-becoming-addicted-to-drones/2011/09/21/gIQAovp4lK_story.html
Aber eben eher noch nicht unser Problem………noch nicht, evtl 2020+ oder wenn wir dann die Drohne im Innern einsetzen, weil die BuPol keine hat, nur zur Unterstützung und zum Schauen denn die Gesetze geben ja nicht mehr her……oder doch :-)
@Elahan
„Was wird dieses Verfahren in Zukunft bei den Russen und Chinesen für Möglichkeiten eröffnen? Wie können wir sie davon abhalten diese Verfahren ebenfalls anzuwenden?“
Wir können die so oder so nicht davon abhalten zu tun, was sie für richtig halten, ebensowenig wie wir die Amerikaner davon abhalten können. Solche Fragen werden doch nicht in internationalen Ethikdiskussionen entschieden, sondern nach der grundlegenden Logik aller historischen Prozesse, die Thukydides vor Jahrtausenden schon erkannte: „Die Starken tun was sie können, und die Schwachen ertragen, was sie müssen.“
Das von Herrn Winter zitierte HSKF-Dokument brachte ein ähnliches Argument vor wie Sie:
Der behauptete Zusammenhang besteht m.E. aber so nicht. Die Aufständischen in Afghanistan brauchen sich westlichen Öffentlichkeiten gegenüber für ihr Vorgehen nicht zu rechtfertigen. Sie wählen die Vorgehensweisen, zu denen sie in der Lage sind und von denen sie sich optimale Wirkung versprechen. Wirkung reicht als Kriterium für Legitimität hier völlig aus. In deren nach innen gerichteter Propaganda spielt es zwar eine gewisse Rolle, dass westliche Kräfte auf mit oder ohne Drohnen auf Distanz töten (sie werden deshalb als schwach dargestellt, weniger als unethisch), aber das hat nur den Zweck, die taktischen Schwäche der Aufständischen zu einer Stärke zu verklären, um die Motivation der eigenen Kämpfer aufrechtzuerhalten.
@Orontes
“Die Starken tun was sie können, und die Schwachen ertragen, was sie müssen.”
Das bedeute aber nicht, dass die Sarken alles tun was sie können und dies kann auch kein Ziel sein, denn sonst machen sie es solange, bis sie es nicht mehr können ( siehe untergegangene Reiche/Staaten).
Es geht um Nachhaltigkeit und Vernuft! Nur weil andere Saaten etwas tun, müssen wir es ja nicht auch tun! Die Frage ist, was bringt uns mehr (nicht absoulute) Sicherheit, was ist in unserem Wertesystem machbar ohne das System in Frage zu stellen und cui
Ja, wir können sie nicht davon abhalten Dinge zu tun, die sie für richtig halten aber wir können ihnen Beispiele geben ob bestimmtes Verhalten nachhaltig ist oder nicht. Auf diese Art und Weise hatten die Staaten der NATO den Kalten Krieg gewonnen. Führen durch Vorbild klappt auch im Großen!
P.S. Es geht um Nachfolge Heron, 3 Systeme die eh nicht bewaffnet in den Einsatz gehen werden :-)
@Elahan
„…aber wir können ihnen Beispiele geben ob bestimmtes Verhalten nachhaltig ist oder nicht.“
Die Welt am deutschen Beispiel lernen zu lassen ist zweifellos eine gute Absicht, aber Deutschland gilt schon lange nicht mehr als Maßstab dessen, was militärisch als Vorbild gelten kann. An internationalen Militärakademien findet sich kaum eine Schrift aus Deutschland, die nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen ist, auch nicht zur InFü, die ja angeblich ein „Exportschlager“ sein soll.
Die deutsche Eigenart, taktische und operative Fragen zuallererst als moralische oder auch moralisch aufgeladene völkerrechtliche Fragen zu behandeln (wobei man sich selbst gerne als das Gewissen der Welt darstellt), stößt im Gegenteil im günstigsten Fall auf Desinteresse und in vielen Fällen auf Ablehnung. Hier eine britische Perspektive zum deutsche Oberlehrer-Gehabe in militärethischen Fragen:
www. sezession. de/32334/uniform-oder-kostum-blick-auf-thomas-hettche-und-den-friedensjochen.html
Man fragt sich, welche Leistungen wir denn vorzuweisen haben, die den deutschen Belehrungsanspruch rechtfertigen. Man verzichtet mangels solcher Leistungen dankend auf deutsche Belehrung und orientiert sich lieber an denen, die (ungeachtet möglicher politischer Fehler) taktisch und operativ etwas vorzuweisen haben. Wer sich in Russland oder China für Drohnen interessiert, beschäftigt sich mit amerikanischen Einsatzerfahrungen etc., aber ganz gewiss nicht mit den moralischen Ansichten deutscher Theologen oder Friedensforscher dazu.
Die deutsche Diskussion würde es m.E. weiterbringen, wenn sie weniger als ethisch-moralische Diskussion geführt würde und Kritik an der politisch-strategischen Sinnhaftigkeit bestimmter Einsätze nicht ständig mit angeblichen ethischen Argumenten gegen bestimmte Waffensysteme oder Taktiken vermengt würde.
[Diesen Link hatten wir schon mal, und einmal hat gereicht. T.W.]
@Orontes
Sie sind zu klug um eine/meine Meinung auf deutsch oder nicht deutsch zu reduzieren.
Diese Diskussion wird rund um den Globus unter Interessierten geführt, mal mehr mal weniger! Es geht nicht um einen deutschen Weg, es geht um die „rules of engagement“ zum Einsatz der Drohnen durch die Bw, EU-Truppen, NATO- Truppen, den Einsatz durch reguläre Truppen und nicht durch Geheimdienste.
http://www.guardian.co.uk/world/2012/aug/02/philosopher-moral-case-drones
http://www.cjicl.org.uk/index.php?option=com_easyblog&view=entry&id=18&Itemid=102
http://www.tribuneindia.com/2011/20111105/world.htm
http://www.futuredirections.org.au/publications/indian-ocean/29-indian-ocean-swa/513-president-expands-us-drone-campaign-in-yemen-to-combat-al-qaeda-rise.html
http://www.captainsjournal.com/2012/06/06/losing-the-forest-for-the-trees-drone-strike-kills-al-
In vielen Staaten dieser Erde müssten CIA-Verantwortliche mit ihrer Verhaftung rechnen, eher nicht in Deutschland……..warum auch immer, bin kein Jurist :-)
Aber all dies ist kein Thema für die paar Lw Drohnen!
Über die ethischen Probleme beim Einsatz von autonom agierenden Kampfrobotern, egal ob die jetzt fliegen, fahren oder tauchen, kann und sollte ausführlich diskutiert werden. Darum handelt es sich aber bei den infrage kommenden UAV, z.B. Reaper, aber nicht.
Erst bei der nächsten Generation von UAV ist damit zu rechnen, dass diese auch dann eingesetzt werden können wenn keine Luftüberlegenheit/Luftherrschaft besteht und einen entsprechenden Grad an autonomer Handlungsautorität haben. Die Beschaffung eines solchen UAV dürfte in Deutschland aber noch mindestens zehn Jahre auf sich warten lassen.
Was mich aber eigentlich an diesem Pamphlet erstaunt ist die stümperhafte Ausführung. Sowohl die Formatierung als auch die Grafik sind bescheiden und der Inhalt ist so wachsweich und voller sinnbefreiter Allgemainplätze, dass ich mich wirklich Frage was das soll.
@SchmidtM
Was erwarten sie von einem Stab der sich gerade aufgelöst hat und ohne die notwendigen Fähigkeiten neu in Gatow aufstellt. Kompetenz wächst aus Ausbildung und Erfahrung, Handlungsfähigkeit aus Kompetenz und Willen, wenn beides fehlt wirds eng.
Die Reform killt die Lw einschl. deren Führung!
Ich versuch mal das Thema auf den Punkt zu bringen. Gefragt sind Drohnen, welche mit dem Schuß durchs Fenster oder senkrecht durchs Dach den Gegener eliminieren und die Truppe samt möglicher Kollaterralchäden keine 50 Meter davon entfernt, vor solchen bewahren. Das ist (wäre) Moral und Ethik und wohl auch die Bankrotterklärung unserer Luftwaffe.
Nachtrag: Hierbei geht es nicht um den „goldenen Schuss“ des CIA, welcher diesen nach Start des UAV durch das Personal vor Ort, zig tausende Kilometer entfernt in USA nach Control-Übergabe durch anderes und nicht beteiligtes Personal per „Cyber-WAr“ durchführen läßt. Vielmehr geht es schlichtweg um Treffrerquoten und Genauigkeit im lokalen Gefacht. Bitte, was ist an einem überlegenen Stand der Techik moralisch bzw. unethisch? Gerade im Falle asymmetrischer Auseindersetzungen muß sich der Feind darüber im Klaren sein, wenn er agiert, erwischt es ihn zu 100%, und das hat mit Ethik und Moral nichts zu tun, sondern ist anzustrebendes Resultat sowie Effizienz in chirurgischer Genauigkeit.
Dieses Thema beschäftigt übrigens auch gerade Bereiche, von denen man es vielleicht nicht sofort vermutet hätte.
Eine App, die die Auswirkungen von Drohnenangriffen darstellt, wurde vom Apple-Store zurück gewiesenen.
Hier der Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung:
http://nzz.ch/aktuell/digital/drones-josh-begley-app-store-abgelehnt-apple-ios_1.17549551.html
@Vtg Amtmann
Und wer schreibt etwas anderes? Ich laß in keinem Kommentar das Feinde im Krieg geschont werden sollen! Wenn etwas geschrieben wurde dann ging es um unschuldige Opfer und den Einsatz von UAV außerhalb eines Krieges.
Für eine Diskussion über die „rules of engagement von bewaffneten Drohnen“ der Bw, EU und NATO-Truppen sollte ein gesonderter Thread geöffnet werden. Dieser würde die Diskussion evtl in die richtige Richtung bringen.
Auch in den USA ist die Verantwortung der Regierung durch das Übertragen der Aufträge an die CIA nicht bei der Truppe.
http://www.thebureauinvestigates.com/2012/08/03/us-drone-strikes-undermine-pakistani-democracy-says-top-diplomat/
The CIA’s drone campaign targeting suspected militants in Pakistan has killed dozens of civilians who had gone to rescue victims or were attending funerals. So concludes a new report by the London-based Bureau of Investigative Journalism. It found that since President Obama took office three years ago, as many as 535 civilians have been killed, including more than 60 children.
@ Elahan: (Zitat) The CIA’s drone campaign targeting suspected militants in Pakistan has killed dozens of civilians who had gone to rescue victims or were attending funerals. So concludes a new report by the London-based Bureau of Investigative Journalism. It found that since President Obama took office three years ago, as many as 535 civilians have been killed, including more than 60 children. (Zitatende)
„suspected“ ist hier der Knackpunkt bzw. „erst sicher Aufklären, dann chirurgisch Schießen“.
Das hat mit Moral und Ethik der kämpfenden Truppe absolut nichts zu tun! Speziell die Bundeswehr erscheint mir da trefflich gerüstet und geschult (Siehe Clausewitz, siehe „Innere Führung“)
Das ist ein Problem der Politik und der politischen Führung!
Ihre Meinung – Herr „Elahan“ – kann man nicht oft genug bekräftigen und das wäre wirklich ein Thema für einen seperaten Thraed!
@Vtg-Amtmann
D’accord
es gab ja schon einige, z.B. Drohnen: Wenn die politische Diskussion aus dem Ruder läuft
T.Wiegold 31. Juli 2012 · | 73 Kommentare
uvm
“rules of engagement von bewaffneten Drohnen” der Bw, EU und NATO-Truppen
wäre ein Vorschlag, aber das BMVg gibt ja den Zeitpunkt der Eröffnung einer solchen Diskussion vor:
O-Ton BMVG-Sprecher Dienst
„Minister de Maizière wird sich zu gegebener Zeit ‑ wenn die Zeit reif ist, das öffentlich zu diskutieren ‑ sicherlich auch zu diesem Komplex einlassen. Ich kann Ihnen versichern, dass es öffentlich diskutiert werden wird, wenn die Zeit dafür reif ist.“
:-)