Koran auf dem Müll: When will they ever learn?

Der Krieg, oder auch: der Einsatz in Afghanistan dauert nun mehr als zehn Jahre, und selten fehlen die Hinweise, dass er a) länger dauert als Erster und Zweiter Weltkrieg zusammen und b) dass es kein Krieg gegen den Islam ist. Ok. Nur, warum, ist dann bei manchen ISAF-Soldaten noch immer nicht ein Mindestmaß an interkultureller Kompetenz angekommen?

Heute morgen hat sich der ISAF-Kommandeur, der amerikanische General John R. Allen, in einer offensichtlich sehr schnell aufgenommenen Videobotschaft beim afghanischen Volk entschuldigt: Nach Berichten wurde auf der ISAF-Basis in Bagram, de facto eine US-Basis, eine große Menge religiöser Schriften auf den Müll geworfen – darunter das heilige Buch der Muslime, der Koran. Wer sich erinnert, welche wütenden und teils gewalttätigen Demonstrationen schon die Ankündigung (!) einer Koranverbrennung durch einen evangelikalen amerikanischen Prediger in islamischen Ländern ausgelöst hat, wird sich nicht wundern, dass dieser Vorfall die Emotionen hoch schlagen lässt.

(Der Text von Allens Ansprache hier.)

Ein bisschen mehr Information dazu hat die New York Times. Nach den dort zitierten Aussagen afghanischer Arbeiter scheint es, das Material einschließlich der Koran-Ausgaben wurde nicht nur auf den Müll geworfen, sondern zur Müllverbrennung gebracht.

Ja nee, is‘ klar. Unklar ist nur, ob es unter Dummheit oder unter krimineller Energie abzubuchen ist. Der nächste tote ISAF-Soldat, der von jemandem in afghanischer Uniform erschossen wird, geht auf das Konto einiger Idioten in Bagram.

Nachtrag: Dummheit oder, neutraler ausgedrückt, ein dummer Fehler. Eine längere Erklärung von Allen dazu. This was unintentional.

Nachtrag: Um das Problem von Angriffen afghanischer Soldaten und Polizisten (oder auch: Aufständischen in deren Uniform) auf ISAF-Truppen anzugehen, soll der afghanische Geheimdienst künftig die eigenen Truppen überwachen, berichtet das Wall Street Journal: Afghanistan to Spy on its Soldiers