De Maizière und die Lücken in der Sicherheitspolitik

Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat am vergangenen Freitag bei der Übergabe der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) an den neuen Präsidenten Hans-Dieter Heumann eine Rede gehalten, die manche hat aufhorchen lassen. Vor allem, was die Ausrichtung deutscher Strategie in der Sicherheitspolitik angeht.

Da ich von verschiedenen Seiten heftiges Interesse an der Rede mitbekommen habe, hier  zur Dokumentation der wesentliche Teil der Rede als Audio-Datei.

De Maizière bezog sich darin auf die Lückentheorie, die der scheidende BAKS-Präsident Kersten Lahl in seiner Abschiedsrede genannt hatte. Dazu unten mehr.

De Maiziere BAKS 26. August 2011 (mp3)

Direktlink: http://audioboo.fm/boos/453581-de-maiziere-baks-26-august-2011

Zum besseren Verständnis der Auszug aus der Rede Lahls:

Struktureller Handlungsbedarf in der deutschen Sicherheitspolitik lässt sich nicht leugnen. Lassen Sie mich die aus meiner Sicht wichtigsten Felder kurz andeuten.

− Wir haben Lücken in der Kultur eines sicherheitspolitischen Dialoges. Sicherheitspolitik muss, wenn sie nachhaltig verankert sein möchte, „entzaubert“ werden. Sie bindet die Bürger zu wenig ein, die sich hier leider auch nur schwer einbinden lassen. Es fehlt vor allem ein öffentlich ausgetragener und selbstbewusster Diskurs um deutsche Sicherheitsinteressen – und zwar jenseits medienwirksamer Ereignisse von Fall zu Fall.

− Wir haben auch eine organisatorische Lücke in unserer Sicherheitsarchitektur. Wir brauchen – über die bestehenden Fähigkeiten hinaus – ein fest etabliertes Kompetenzzentrum zur ressortübergreifenden Lageanalyse, Bewertung und Entscheidungsvorbereitung. Das bedeutet aber keineswegs, die einzelnen Bundesressorts aus ihren Verantwortlichkeiten zu entlassen oder gar das Ressortprinzip in Frage zu stellen.

− Und wir haben schließlich eine Strategielücke, die sich vor allem auf das Fehl eines Gesamtansatzes im Sinne deutscher „Sicherheitspolitischer Richtlinien“ bezieht. Solche zyklisch zu überarbeitenden Vorgaben würden einen verbindlichen Kompass liefern, die Schnittstellen wie etwa zwischen Aspekten der inneren und äußeren Sicherheit besser definieren und vor allem zu einem breiteren Dialog über den sicherheitspolitischen Kurs  unseres Landes anregen.

(Zu den Aussagen des Ministers zur sicherheitspolitischen Diskussion in den Medien hätte ich auch eine persönliche Meinung; die stelle ich aber erst mal zurück.)