Fürs Protokoll: Ende der Wehrpflicht beschlossen
Der Bundestag hat heute das Ende der Wehrpflicht beschlossen, und es hat nicht nur mit diesen turbulenten Zeiten zu tun, dass das eher ein Randthema war. Schon die Tagesordnung des Parlaments hatte für die Debatte zur dritten, abschließenden Beratung über ein Thema, das einst die politischen Lager aufbringen konnte, nur eine Stunde vorgesehen.
Ich gebe zu: auch ich habe Debatte und Abstimmung nicht verfolgt – aber anscheinend nicht wirklich was versäumt.
Dann können sich ja jetzt alle auf gesicherter gesetzlicher Grundlage auf die Nachwuchswerbung einstellen. Höchste Zeit ist es ja.
(Ich warte auf das Protokoll der Debatte – vor allem wegen der Rede von Verteidigungsminister Thomas de Maizière, über die die BMVg-Webseite meldet: In Bezug auf die weitere Ausgestaltung der Bundeswehrreform versprach er, Entscheidungen bis Juni zu treffen. Das bezieht sich sowohl auf die Zahl der Soldaten, das Fähigkeitsprofil und auf die groben Strukturen der Bundeswehr, wie auch auf das Ministerium und die zivile Wehrverwaltung. 2 months to go.)
Wer an den freiwilligen Wehrdienst aus bürgerschaftlichem Engagement glaubt, sollte auch an den Weihnachtsmann glauben. Zuerst wird die Wehrpflicht gegen die Wand gefahren, dann die Bundeswehr. Und das ausgerechnet durch das bürgerliche Lager. Wer hätte das jemals für möglich gehalten. Nein, heute ist kein guter Tag für Deutschland. Und wahrlich, Ihr könnt sagen: Ihr seid dabei gewesen.
Ich weiß nicht, ob es gewollt war. Aber der Titel dieser Geschichte ist böse doppeldeutig ;)
Dann sind wir mal gespannt wie es weiter geht…wird die Werbung genug Nachwuchs bringen? Und wie funktioniert das Sozialsystem ohne Zivis?
Naja, mal abwarten…
@Largos | 25. März 2011 – 2:12
Nun, der Zivildienst mag gesetzlich an den Wehrdienst gekoppelt gewesen sein. Logisch war dies aber keineswegs. Wenn das Sozialsystem nicht ohne Zivis funktioniert, dann muß eben eine Zivildienstpflicht für Frauen und Männer her. Für die Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenz junger Menschen wäre dies keineswegs schädlich. Nur, ich persönlich möchte, wenn notwendig, nicht von Zivis, sondern von ausgebildetem Fachpersonal gepflegt werden.
Und was wäre da jetzt anders dran als bisher? Ein für Pflegeaufgaben nicht ausreichend qualifizierter Zivi bleibt nicht ausreichend qualifiziert, auch wenn er aufgrund anderer gesetzlicher, die Dienst begründenden Regelungen Dienst leistet.
Wieso, es gab doch auch tolle Zivi-Stellen. Hab mal im Fernsehen gesehen, das einer immer über das Feld laufen musste um Schwäne zu verscheuchen.^^
Schülercafes von kirchlichen Einrchtungen und Blutfahrer waren auch immer sehr beliebt.
Wieso ein Zivi Notarztfahrer sein muss/kann, hatte ich auch nie verstanden…
Ein Blick ins Gesetz könnte der Wahrheitsfindung dienlich sein:
§ 1 Aufgaben des Zivildienstes
Im Zivildienst erfüllen anerkannte Kriegsdienstverweigerer Aufgaben, die dem Allgemeinwohl dienen, vorrangig im sozialen Bereich.
So war es einmal gedacht.
oder noch erkenntnisreicher:
http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/PRM-24438-SR-Band-222,property=pdf.pdf
Waren die Damen und Herren einmal in einem deutschen Krankenhaus? Es gibt dort neben nicht-ärztlichem Fachpersonal auch Auszubildende. Und ZDL haben nach langer Dienstzeit einen ähnlichen Arbeits- und annähernd gleich hohen Ausbildungsumfang gehabt, wie bspw. sog. Krankenpflegeschüler (Azubis) im 1. Jahr.
Es gibt delegierbare Tätigkeiten, auch in der sog. Pflege. Darüberhinaus haben Zivildienstleistende in der Regel eine ‚Ausbildung‘ im Vorfeld genossen, respektive Bed-side-Teaching genossen. (Bezieht auch auf den RD; i.d.R. RettSan oder damals sogar RettAss während der Dienstzeit)
Und wenn der Personalschlüssel 2 Examinierte, 1 Auszubildenen und 1 Zivi vorsah, hatte dies i.d.R. äußerst positive Konsequenzen auf die Pat.betreung seitens des ‚hauptamtlichen Kräftedispositivs’…bitte dieses wirklich komisch anmutende Zivi-bashing einstellen.
@J. König | 25. März 2011 – 10:38
Zitat: „So war es einmal gedacht.“
Richtig, es war. Was hindert uns daran heute anders zu denken. Eine Zivildienstpflicht wäre, zu Entwicklung des Verantwortungsgefühls gegenüber der Gesellschaft, zeitgemäß. Natürlich gegen anständige Entlohnung. Zivildienstverweigerer sollten dann alternativ Wehrdienst leisten dürfen. Es gibt ja außer der Pflege noch Feuerwehr, THW … . ;-)
Wir sollten auch nicht unterschlagen, dass die Wehrpflicht keineswegs abgeschafft, sondern lediglich ausgesetzt ist. Sie kann also „über Nacht“ wieder aktiviert werden, sowohl in der alten, als auch in einer vollkommen neuen Form.
Ende der Wehrpflicht? – Abwarten. Das dicke Ende kommt nach…
@ Stefan
„Wir sollten auch nicht unterschlagen, dass die Wehrpflicht keineswegs abgeschafft, sondern lediglich ausgesetzt ist. Sie kann also “über Nacht” wieder aktiviert werden, sowohl in der alten, als auch in einer vollkommen neuen Form.“
Das sehe ich anderes. Wer (in Deutschland) aussetzt, der schafft faktisch ab.
Wie würde es ankommen, sowohl bei Freunden als auch Nichtfreunden, sofern Deutschland die Wehrpflicht wieder einführt? Wonach würde das riechen? Einen ähnlichen Vorgang gab es schon mal.
Das Englische Königreich ist da politisch klüger. Es kennt im Frieden nur die Freiwilligen und im Krieg die allgemeine Pflicht, Dienst in der Armee des Königs oder den Königin zu leisten.
Die USA setzen die Wehrpflicht nach dem Krieg in Vietnam aus. Im Krieg gegen Vietnam hatten sie Wehrpflicht (mit den berühmten Ausnahem, die dann in der persönlichen Vita der Betroffenen diesen dann zum Verhängnis wurden).