Vom Taliban zum Polizist

Der deutsche Generalmajor Hans-Werner Fritz, Regionalkommandeur der ISAF im Norden Afghanistans, hat gestern von seinem Hauptquartier in Masar-i-Scharif  per Videoschalte ein Pressegespräch mit US-Journalisten im Pentagon geführt. Die Abschrift des Gesprächs ist hier nachzulesen – aus deutscher Sicht geht Fritz nicht wesentlich über das hinaus, was er zum Jahresende auf seinem Interview auf bundeswehr.de gesagt hat: Es stehen harte Wochen bevor.

Die US-Kollegen, vor allem der Kollege der Militärzeitung Stars and Stripes, sind von einem Thema allerdings elektrisiert, dass Fritz und sein amerikanischer Stellvertreter Col. Sean Mulholland erwähnt haben: Die Reintegration von Taliban – auch in die Afghan Local Police (ALP). Die ALP war ja auch an der Operation in Gor Tepa beteiligt.

Reintegrated Taliban fighters allowed to join local police units, schreiben die Stars and Stripes. Ich kann die Aufregung nicht so ganz teilen, weil ich Fritz nicht so verstehe, dass die Ex-Taliban in erster Linie jetzt die örtliche Polizei stellen. Aber wenn man will, kann man seine Aussagen schon so interpretieren.

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Der deutsche ISAF-Regionalkommandeur Nord, Generalmajor Hans-Werner Fritz (l.) im Gespräch mit dem Kommandeur des ISAF Joint Command, dem U.S.-Generalleutnant David M. Rodriguez, am 2. Januar vor Beginn einer Pressekonferenz im Camp Shaheen in Masar-i-Scharif. (U.S. Navy photo/Mass Communication Specialist 2nd Class Jason Johnston via ISAFmedia/flickr)

(Ganz nebenbei mal gefragt: Warum eigentlich werden deutsche Kommandeure im Auslandseinsatz den Reportern im Pentagon per Liveschaltung zum Pressegespräch angeboten, aber nicht auch mal deutschen Journalisten im Verteidigungsministerium oder im Einsatzführungskommando? Der einzige Fall dieser Art, an den ich mich erinnern kann, war eine Videoschalte mit ISAF-Sprecher Josef Blotz. Davon allerdings finde ich nirgendwo eine Abschrift.)