Gekaperte „Beluga Nomination“ – Zwei Seeleute geflüchtet (Update)

Überraschende Wendung im Fall des gekaperten Frachters Beluga Nomination, der einer deutschen Reederei gehört: Nach einer Auseinandersetzung an Bord ist es zwei Seeleuten gelungen, in einem Rettungsboot von Bord des Schiffes zu fliehen. Sie wurden vom dänischen Unterstützungsschiff Esbern Snare aufgenommen, das im Rahmen der NATO-Anti-Piraten Operation Ocean Shield im Einsatz ist. Bei den beiden Männern handelt es sich nach Angaben des NATO-Operationskommandos in Northwood bei London um einen Ukrainer und einen Filipino.

Der Frachter befindet laut NATO inzwischen dicht vor der Küste von Somalia. Die Beluga Nomination war am 22. Januar im Indischen Ozean nördlich der Seychellen von somalischen Piraten gekapert worden. Nach Angaben der Reederei hatte die zwölfköpfige Besatzung während des Angriffs einen Notruf abgesetzt und sich dann in der Zitadelle, dem sicheren Raum im Schiff, verschanzt. Allerdings sei zweieinhalb Tage lang keine Hilfe der internationalen Seestreitkräfte gekommen – und in der Zeit sei es den Piraten gelungen, den sicheren Raum aufzubrechen.

Die Esbern Snare hatte nach NATO-Angaben die Verfolgung des gekaperten Schiffes aufgenommen, allerdings forderte der polnische Kapitän das Kriegsschiff auf, auf Distanz zu bleiben, um die Anspannung an Bord zu mindern – was auch immer das bedeutet. Der weitere zeitliche Ablauf ist nicht so ganz klar – offensichtlich versuchte die Mannschaft, die Piraten zu überwältigen. In Folge dieser Auseinandersetzung seien die beiden Seeleute geflüchtet. Sie wurden mit Hilfe von Seefernaufklärern der USA und Spaniens am Freitagnachmittag wohlbehalten in ihrem Rettungsboot gefunden.

Unklar bleibt die aktuelle Situation an Bord. Das Schiff ist weiterhin unter NATO-Beobachtung.

Die Beluga Nomination (Archiv-Foto: Beluga Shipping)

Zur Piraterie-Beobachtung hat übrigens die EU-Anti-Piraterie-Operation Atalanta/EUNAVFOR jetzt neue Informationen auf ihrer Webseite aufgelegt – unter anderem eine wöchentliche Übersicht auch der Kaperversuche. Das gibt natürlich gute Gelegenheit, die Datenbasis von somalipirates.crowdmap.com zu verbreitern.

Nachtrag 1: Gerade kommt eine Mitteilung der Beluga Shipping:

Bremen, 28.01.2011: Telefonisch wurden das Emergency Response Team unserer Reederei heute Abend durch den Kommandanten des dänischen Kriegsschiffs „HDMS Esbern Snare“ darüber informiert, dass das Freifallrettungsboot des MS „Beluga Nomination“ im Indischen Ozean etwa 300 Seemeilen von der somalischen Küste entfernt geortet und sicher geborgen werden konnte. Den zwei Seeleuten, die im Rettungsboot auf Hilfe gewartet hatten, geht es aktuell den Umständen entsprechend gut. Sie werden zunächst an Bord der dänischen Fregatte betreut und versorgt. Über den Verbleib der weiteren zehn Besatzungsmitglieder des MS „Beluga Nomination“ ist bis dato leider nichts weiter bekannt. Wir freuen uns über die Rettung der beiden Seeleute und wünschen uns inständig, dass alle unsere Kollegen auf See wohlauf sind und gesund die noch andauernde Krisensituation überstehen. An der Lösung des aktuellen Falles arbeiten wir mit Hochdruck.

Nachtrag 2: Da in deutschen Medien derzeit ominöse Bestätigungen aus deutschen Sicherheitskreisen kursieren, hier mal im Wortlaut die offizielle Mitteilung der NATO von heute, 18.10:

NATO WARSHIP RESCUES 2 SEAMEN AFTER PIRATE ATTACK

Danish warship HDMS Esbern Snare – part of the NATO’s counter piracy mission – Operation Ocean Shield, today rescued 2 men from a life boat after they had fled from their ship, Motor Vessel (MV) Beluga Nomination after an attack by armed pirates on Monday 24 January.

Upon hearing that the MV Beluga Nomination had been attacked by pirates the NATO warship raced to the scene. Upon arrival, the master of MV Beluga Nomination requested that HDMS Esbern Snare stay at a distance to ease the increasing tension on board.

After 2 days the crew of MV Beluga Nomination attempted to overwhelm the pirates, and some managed to escape in one of the ship’s life boats. HDMS Esbern Snare, together with Maritime Patrol Aircraft from Spain and the US, immediately started a full scale search for the life boat and at 4 o’clock this afternoon the NATO warship found the relieved men safe and well.